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Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Titel: Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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einen Durchmesser von etwa fünfzehntausend Kilometern. Damit war er größer als unsere Erde.
    Ich hatte noch nie zuvor soviel Leben auf einem Haufen gesehen – und keines der Wesen glich dem anderen. Eine völlig unbegrenzte Formenvielfalt.
    Mir kam ein Gedanke: Waren all diese Genessaner intelligent? Waren nicht auch viele auf eine tierische Stufe zurückgefallen? Sie lebten nicht wirklich, sondern vegetierten.
    »Und der Dschungel ist ein einziges Lebewesen?« murmelte ich vor mich hin.
    Cantos hatte es gehört. Er antwortete, ohne mich anzusehen: »Ja, Llewellyn. Ich erwähnte es schon einmal: Der Dschungel ist das Überbleibsel des Baahrsan-Kollektivs. Er ist eindeutig pflanzlich. Auf Genessos hat sich bei der Eroberung des lebensfeindlichen Planeten eine Vielzahl von Spezialisierungen herausgebildet. Ein Teil der Baahrsans war zu diesem Dschungel verschmolzen, unterstützt von PSI-Manifestationen. Sie erneuern sich durch die gleichen PSI-Kräfte ständig.«
    Die Neugierde brach bei mir durch: »Und die Hüter des Erbes? Was haben sie mit dem Dschungel zu tun? Haben sich die Baahrsans auf Genessos nicht allmählich in drei Lager gespalten? Ein Lager bildet für alle Zeiten den Dschungel, den Lebensraum für das zweite Lager: Genessaner, die in die Primitivität verfallen sind. Jeder einzelne lebt für sich abgeschlossen, es sei denn, es kommt irgendwann zur Kopulation und damit zur Fortpflanzung. Es gibt keinerlei Interesse an der Umwelt und an den Dingen, die gar außerhalb von Genessos vorgehen. Ist das nicht Leben auf der untersten Stufe des Daseins? Kann da überhaupt noch von Intelligenz gesprochen werden?«
    »Auch diese Genessaner haben Seelen, Llewellyn«, sagte Cantos streng.
    »Ja, und dann das dritte Lager.« Ich ging nicht auf die Zurechtweisung ein. »Das dritte Lager besteht aus den Hütern des Erbes – denen auch du angehörst, Cantos. Du hast einmal erzählt, daß du von Maulwürfen abstammst, die unter der Planetenoberfläche ihr Dasein fristen. Vielleicht wäre daraus abzuleiten, daß du dich in deinem Ehrgeiz, zum Licht zu kommen, nicht nur aus der Erde gegraben hast, sondern darüber hinaus den Planeten verlassen wolltest?
    Es war dir ermöglicht – dank des Raumschiffs, und du hast gesagt, daß die Genessaner alle sehr individualistisch leben würden. Kaum jemand würde sich für Raumfahrt oder für Technik interessieren – außer ein paar wenigen, als deren Delegierter du bei der Menschheit erschienen bist: um vor der Kaiserkraft und ihren Folgen zu warnen.«
    »Warum soll ich leugnen, was bereits bekannt ist?« fragte Cantos tonlos. »Es ist, wie du es sagst. Du sprichst von drei verschiedenen Genessanern, und wahrscheinlich hast du recht.«
    »Wahrscheinlich?«
    »Warum willst du dich nicht in Geduld fassen, Llewellyn?«
    »Ich bin, wie ich bin, wenn auch nicht ganz so stur wie du, Cantos.«
    »Glaube mir, Llewellyn, es ist keine Sturheit, sondern eine gewisse Unfähigkeit, ein Rassengeheimnis auszuplaudern. Du kennst das nicht, Llewellyn, und wenn du es kennen würdest, wäre es dennoch schwer für dich.«
    Es hatte keinen Sinn; ich lehnte mich bequem zurück und wartete auf den Zeitpunkt, an dem das Raumschiff irgendwo in den Dschungel tauchen würde. Es konnte nicht mehr lange dauern. Wie lange waren wir schon unterwegs? Der Flug verlief relativ langsam.
    Zögerte Cantos? Wartete er auf ein Zeichen der Hüter?
    Plötzlich stürzte das Raumschiff steil abwärts. Direkt unterhalb des Schiffes flimmerte die Luft.
    Wie der Eingang zu einer Weltraumstraße. Eine Art Transmittertor öffnete sich wie ein Maul und schnappte nach dem gesamten Raumschiff. Ein irres Fluoreszieren jagte über die Außenhaut, erzeugte ein unangenehmes Kreischen. Dann war der Effekt vorbei: Das Raumschiff stand in einer unterirdischen Halle.
    Sie war sorgfältig aus dem Felsen gehauen. Die Wände und die Decke waren mit einem grauen Material ausgeschlagen, das wie aus einem Guß gefertigt wirkte. Der Boden glänzte so golden wie meine Riemen. Aber es konnte kein Gold sein. Gewiß diente es einem Zweck und nicht nur dem, uns einen ungewöhnlichen Anblick zu bieten.
    Meine Gedanken beschäftigten sich so intensiv mit dem Thema, daß ein Teil davon wohl zu Cantos hinübergesickert war, denn der Genessaner ging prompt darauf ein: »Es ist kein Gold, Llewellyn, sondern eine spezielle Substanz, die das Transmitterfeld erzeugt. Du hast viel von dem zitiert, was ich an anderer Stelle bereits gesagt habe. Und nun

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