Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt
nicht.
Und er setzte sich auf seine Weise gegen eine weitere Trennung von seinem Wahren Kontakter zur Wehr.
Er verbrannte.
Und der Dunkle war nicht in der Lage, sich diesem präkosmischen Feuer zu widersetzen.
Der Kristall löste sich aus der Umklammerung durch den Diffuskörper und fiel zu Boden. Er glühte schwach. Der Dunkle versuchte noch ein zweites Mal, seinen Auftrag auszuführen. Vergeblich.
Der Dunkle starb.
*
Die beiden Wissensverwalter wirkten über alle Maßen aufgeregt und unsicher.
»Du mußt unbedingt etwas unternehmen, Archivverwalter«, verlangte einer von ihnen und schnüffelte mit seiner Rüsselnase, als könne er damit das Ausmaß der Gefahr erfassen. »Die Auflösungserscheinungen in den Peripheriebereichen nehmen immer weiter zu. Es kann nicht mehr lange dauern, und die einzelnen Speichersektoren werden unkontrollierbar.«
»Jajaja«, fügte der andere hinzu. Die blauroten Facetten des Körperpanzers kratzten und knirschten, als er sich unruhig bewegte. »Es ist wirklich schlimm.«
Der Archivverwalter spürte den Ekel und den Abscheu der beiden Wissenshüter. Die Wut auf die Frevler, die jene zerstörerische Kraft freigesetzt hatten und dann ins Innere des Archivs geflohen waren.
»Die Abschirmung in diesen Regionen wird immer durchlässiger, geehrter Archivverwalter«, hieß es synchron. Die Transformer pulsierten, während sie die Knarr- und Zischlaute in die Multisprache übertrugen.
Rehan, der Archivverwalter, gab das Äquivalent eines Seufzens von sich und stieg mißmutig aus seinem Aromanährbad. Die Wissensverwalter zogen sich ein wenig zurück. Für sie hatte das Duftaroma etwas Ekelerregendes. Rehan zog seine unzähligen Körpersegmente in der Segmentkonsistenz zusammen und streifte sich das metallisch glänzende Gewand um, das seine Erotikknospen verbarg. Dann verband er zwei seiner Pseudopodien mit dem Informer am Rande des Nährbeckens.
Die Art des Informationsflusses erschreckte ihn.
Die beiden Wissensverwalter hatten nicht übertrieben. Es war tatsächlich schlimm. Und das Archiv, das er im Auftrage der Entitäten verwaltete, war tatsächlich in seinem strukturellen Gefüge bedroht.
»Die quantenmechanischen Speicherungen in den Außenregionen geraten außer Funktionskontrolle«, erläuterte einer der Wissensverwalter. »Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet, Archivverwalter? Die Lernenden und Fremdbesucher werden von Wandernden Realdaten bedroht, wenn wir nicht schnellstens Abhilfe schaffen. Und wenn die von außen ins Innere des Archivs induzierte Entropiebeschleunigung, deren Intensitätszyklen einer progressiven Steigerung unterliegen, nicht umgehend absorbiert oder ferngehalten werden, dann wird das Archiv untergehen. In der Sternenstadt sind bereits bedrohliche Zersetzungserscheinungen zu beobachten.«
»Ich verstehe«, murmelte Rehan in der Multisprache. Eigentlich hätte er den Transformer gar nicht benötigt. Er führte sein Amt lange genug aus, um die Verständnissprache auch ohne Übersetzungshilfe zu sprechen.
Das Archiv, erinnerte er sich an die Lehrunterweisung kurz vor der Einführung in seine Hohe Aufgabe, muß unter allen Umständen geschützt werden. Einzelleben ist nicht von Bedeutung. Individuen sind unwichtig. Aber die Lehrfunktion muß aufrechterhalten, Wissen geschützt werden. Wir beschleunigen den Entwicklungsweg vieler Völker. Wir helfen, unnötige Fehler im Reifeprozeß zu vermeiden. Wir bauen Chaos ab und säen Harmonie.
»Was schlagt ihr vor?« fragte Rehan.
Wieder knirschten die Facettenschuppen des einen Wissensverwalters.
»Eine sofortige und totale Abschirmung des Archivs«, lautete die entschiedene Antwort. »Das ist die einzige Maßnahme, die noch Aussicht auf Erfolg verspricht. Und du mußt schnell handeln, sonst ist es selbst dazu zu spät.«
Für einen Augenblick hatte Rehan den Eindruck, als verschiebe sich die Realität. Schmerz entstand irgendwo in seinem Zweithirn. Ein unangenehmes Ziehen. Dann war es wieder vorbei. Die Unruhe der beiden Wissensverwalter verstärkte sich rapide.
»Hast du es gespürt, geehrter Rehan?« fragten sie synchron. »Das war es. Der Höhepunkt eines weiteren Pulsationszyklus’. Und jetzt sind die Auswirkungen der Entropiebeschleunigung selbst schon hier, tief im Innern des Archivs, zu bemerken. Es wird Zeit.«
»Ja, ich begreife.«
»Wir müssen die Lernenden und Fremdbesucher evakuieren«, fuhren die Wissensverwalter eilig fort. »Die Lanjas und Wishni müssen sofort
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