Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt
ihr mich? fragte Rehan. Er vermochte eine gewisse Unsicherheit vor diesen Geschöpfen nicht abzulegen.
Die Schlichter erwachten. Langsam. Ja, lautete die vielstimmige Antwort. Wir hören dich. Du hast eine Aufgabe für uns?
Das ist richtig, entgegnete der Archivverwalter. Aber es wäre mir lieber, ich müßte jetzt nicht hier sein.
Das trübe Licht der Dämmerungszone veränderte sich. War es eben noch weich und warm und sanft gewesen, so gewann es durch den sich beschleunigenden Erweckungsprozeß einen kalten blauen Schimmer. Erste noch undeutlich zu erkennende Körper lösten sich aus den Schlafzonen. Nein, jetzt war nichts mehr rückgängig zu machen.
Ja, fuhr Rehan fort. Ein wenig traurig und resigniert. Ich habe eine Aufgabe. Frevler sind aufgetaucht, die bedenkenlos entropiebeschleunigende Kraft freigesetzt haben. Diese Energie gefährdet die strukturelle Sicherheit der Sternenstadt und auch des Archivs. Die Frevler selbst halten sich hier im Archiv auf. Sie waren analysiert worden. Rehan übermittelte den Schlichtern Informationen über äußere Erscheinungen, Ausstrahlungsfrequenzen und anderes mehr. Eine sichere Identifizierung mußte gewährleistet sein.
Wir verstehen.
Rehan unterrichtete die Schlichter auch über seine Absichten, das Archiv in eine Dimensionsfalte zu lenken und so vor weiteren schädlichen Auswirkungen der Entropiezersetzung zu schützen.
Wir verstehen. Bevor du diese Aufgabe in Angriff nimmst, müssen die Frevler eliminiert sein.
So ist es.
Gut. Entschlossenheit. Sicherheit, die Aufgabe ohne Probleme bewältigen zu können. Wir werden sofort beginnen.
Der Archivverwalter trat zurück und verließ die nun in grellem Licht schillernden Wartekuben. Die Schlichter glitten an ihm vorbei. Geschöpfe, die Strafe vollzogen. Dann wandte er sich um und ging daran, die ersten Vorbereitungen für eine Versetzung des Archivs in die Dimensionsblase zu treffen.
*
Die psionischen Signale versickerten wie Regen, den der heiße, gierige Sand einer Wüste aufsaugte.
»Der Kristall …«, brachte David undeutlich hervor und öffnete wieder die Augen. Narda berührte ihn am Arm. »Du wirst ihn erhalten. Bald.«
Vorsicht, vernahmen sie die ferne Stimme Aura Damona Mars. Irgend etwas in eurer unmittelbaren Nähe verändert sich. Ich weiß noch nicht genau, was es ist …
»Fein«, sagte Narda ironisch und sah sich mißtrauisch um. Der Sammler war in einer Kammer niedergegangen, die gerade groß genug gewesen war, um den Pflanzenriesen aufzunehmen. Der, Zugang zum Draußen hatte sich unmittelbar nach der Landung wieder verschlossen. Vor einer halben Stunde hatten sie die Landekammer verlassen, waren durch einen langen, hell erleuchteten Korridor geschritten und befanden sich nun in einer mehrfach unterteilten Halle, deren grelles Licht fast schmerzte. Die Einrichtung der einzelnen Hallensegmente war sehr unterschiedlich. Mal waren es Computerterminals, mal bunt leuchtende Kristallgewächse, mal große Bildschirme, über die unentwegt Datenkolonnen wanderten. Eine seltsame Stille hüllte die Halle ein. Narda und David schritten vorsichtig weiter.
»Es kann nicht weit sein«, sagte David. Seine Wangen waren vor Aufregung gerötet. »Sie müssen ganz in der Nähe sein.« Narda nickte nur. Sie hatte die Terranauten ebenfalls lokalisiert. Und auch den Kristall, durch den David das Alte Wissen erhalten konnte.
Einmal kamen sie an einem Hallensegment vorbei, in dem sich mehrere Extraterrestrier aufhielten, Geschöpfe, die kaum Ähnlichkeit mit den Lebewesen hatten, die David und Narda kannten. Sie sahen tentakelähnliche Pseudopodien, Organe und Körperauswüchse, die keinem ihnen offensichtlichen Zweck dienten. Sie wurden nicht beachtet. Und die Geschöpfe rührten sich nicht. Ihre Aufmerksamkeit galt einem unscheinbaren Quader, der sie in seinen Bann geschlagen hatte.
Sie lernen, meldete sich Aura Damona Mar. Die Molekulareinheiten des Quaders bilden Komplexinformationen. Könnt ihr euch vorstellen, wieviel Wissen in diesem Archiv gespeichert ist? Die Gesamtzahl der Informationen übersteigt die menschliche Vorstellungskraft bei weitem!
Die Verbindung wurde schwächer. Offenbar machte sich jetzt der Abschirmungseffekt der Pyramide bemerkbar. Jana hatte von sogenannten Nullzonen zwischen den einzelnen Bannschwellen gesprochen. Zonen, in denen ein psionischer Kontakt möglich war.
»Wie weit mag es noch sein?« murmelte Narda. Sie horchte in sich hinein. Permanent. Sie wollte sich durch
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