Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
wohl in seiner Haut fühlte. Immer wieder warf er einen Blick auf die langsam sprühende Gischt des Wolkenmeeres. »Mandorla hat ihn gesehen, als er die Treppe zu seiner Unterkunft hinabschritt. Er kann hier keine großen Ausflüge unternehmen.«
»Vielleicht«, sagte Nayala leise, »hat er ein Luftboot genommen.«
Narda schob einen weiteren Gewebelappen zur Seite und betrat den zweiten Raum. Er war dunkel, und ihre Augen brauchten eine Weile, bis sie sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Ein dunkler Schatten lag in der Ecke.
Narda schluckte. Ein bestimmtes Bild entstand vor ihren inneren Augen. Eine Konsequenz und weitere Verwicklungen zeichneten sich ab. Sie trat an die Seite des Schattens. Sie hatte sich nicht geirrt. Es war der Phönixjünger.
»Ich habe ihn gefunden«, sagte sie langsam. Asen-Ger, Nayala und VanLoren kamen hinzu. Sie untersuchten den Reglosen rasch.
»Tot.« Asen-Ger nickte. »Der dritte Anschlag.«
»Aber warum der Phönixjünger?«
»Wir sollten hier so schnell wie möglich verschwinden«, schlug Piter vor. »Wenn man uns hier bei dem Toten findet, schiebt man uns wieder die Schuld in die Schuhe.«
»Du hast recht.« Nayala wandte sich um. »Kommt. Hier können wir ohnehin nichts mehr tun. Kehren wir ins Lichthaus zurück.«
»Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl«, sagte Narda leise.
Etwas raschelte leise. Langsam drehten sie sich um. Pervot Abritten sah sie mißtrauisch an. »Was …« begann er, dann entdeckte er die Leiche des Phönixjüngers. Seine Augen weiteten sich, und mit einer fließenden Bewegung holte er einen Laser hervor. Die Abstrahlmündung glühte rot.
Asen-Ger hob die Arme. »Wir haben nichts damit zu tun. Wir wollten nur …«
»Natürlich.« Er winkte. Zwei andere Männer betraten den Raum. Assistenten von Abritten und Pagann. Ebenfalls bewaffnet. »Natürlich. Sie sind vollkommen unschuldig. Drei Menschen sind gestorben. Alles Zufälle.«
»Stecken Sie die Waffe weg. Manag!« zischte Narda gefährlich leise.
»PSI?« fragte Abritten kühl. »Versuchen Sie es. Sie werden feststellen, daß ich vorzüglich abgeschirmt bin. Ich habe Ihnen von Anfang an nicht getraut. Ich habe von Anfang an mit falschem Spiel gerechnet.« Erhob die Waffe. »Damit ist es jetzt vorbei. Sie haben sich selbst überführt. Und Sie haben bewiesen, daß diese ganze sogenannte Friedenskonferenz nur eine Farce ist.«
Narda tastete vorsichtig nach den Gedanken Abrittens. Schmerz explodierte in ihrem Hirn, und sie sank stöhnend zu Boden.
Abritten lächelte.
»Ich habe Sie gewarnt. Wir sind abgeschirmt.« Er lächelte kalt und wandte sich zu einem der beiden anderen Bewaffneten. »Sagen Sie den anderen Bescheid. Holen Sie Jun Draften. Ich will mir hier nicht die Hände schmutzig machen. Das können die Nebbianer genausogut übernehmen. Sagen Sie Draften, daß wir diese Treiberbrut auf frischer Tat ertappt haben.«
Der Mann verschwand.
Sie warteten. Narda erholte sich wieder. Sie war blaß.
»Hören Sie«, versuchte es Asen-Ger. »Jemand versucht, uns bei Ihnen zu diskreditieren. Wir haben nichts mit diesen Anschlägen zu tun, glauben Sie mir. Jemand versucht, den Erfolg der Friedenskonferenz zu sabotieren. Begreifen Sie das nicht?«
»Wie ich schon sagte«, meinte Piter VanLoren glatt. »Es geht einfach nicht in ein Managhirn hinein.«
»Noch eine solche Bemerkung«, flüsterte Pervot Abritten mit Zornesröte im Gesicht, »und ich blase Ihnen Ihr Treiberhirn aus dem Schädel …«
»Das sollten Sie nicht tun«, sagte eine helle Stimme hinter ihm. Jun Draften.
Der Nebbianer betrat das Organhaus des Phönixjüngers, gefolgt von einigen Konferenzteilnehmern, unter denen auch Gerrot Varen war. Asen-Ger atmete unwillkürlich auf. Varen zumindest war ein Mann der Vernunft. Er war ein Techno, aber er hörte zu, bevor er verurteilte.
»Gut, daß Sie da sind«, knurrte Abritten. »Sie haben den Phönixjünger umgebracht.« Ein anderer Nebbianer untersuchte die Leiche. Dann besprach er sich kurz mit Jun Draften. Der Tagungsvorsitzende nickte.
»Die gleiche Todesursache wie bei dem Steuerer des Luftbootes.« Er warf Asen-Ger einen kurzen Blick zu. »Eine synthetische Droge mit Langzeitwirkung.«
»Es ist offensichtlich«, fuhr Abritten fort. »Mit PSI konnten sie ihn schließlich nicht erledigen, er war ja selbst psionisch begabt. Also die Droge. Und das beweist, daß die irdische Delegation auch für den Tod des Nebbianers verantwortlich ist.«
Piter VanLoren
Weitere Kostenlose Bücher