Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
ausgebreitet lagen, und griff nach einem mit dunklem Staub gefüllten Glaszylinder.
Calinca wog die Phiole nachdenklich in der Hand.
Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob dies nicht eine Falle war, aber sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Die Psycho-Haube brach jeden geistigen Widerstand.
Treiber reagierten sogar noch empfindlicher auf die elektronische Reizung der Haube.
Nein, Farrell sprach die Wahrheit.
Es war nahezu absurd, an eine Falle zu glauben.
Und in der Hand hielt sie das Mittel, mit dem sie das Reich der Grauen Garden für zumindest fünf Jahre vor dem Zugriff des Alten Waldes bewahren konnte.
Keine Queen durfte zögern.
Nicht, wenn keine Zeit zu verlieren war.
»Hören Sie mich, Claude Farrell?« preßte Calinca hervor.
»Ich höre Sie«, entgegnete der Gefangene teilnahmslos.
»Sie werden«, befahl Calinca, »die Bruchstelle zwischen den beiden Universen schließen. Ich zerbreche in wenigen Augenblicken die Glasphiole mit den Jin -Sporen. Sie werden die Sporen einatmen und dann das Tor in der Raum-Zeit auf biopsionischem Wege schließen. Haben Sie mich verstanden? Werden Sie tun, was ich Ihnen gesagt habe?«
»Ich habe Sie verstanden«, bestätigte Farrell. »Ich werde tun, was Sie mir gesagt haben.«
Calinca atmete auf.
Die letzten Zweifel wichen von ihr.
»Sind Sie bereit?« fragte Calinca und stellte sich dicht vor den Mann in dem Sessel.
»Ich bin bereit«, bestätigte der Gefangene.
Calinca hob die Glasphiole.
Und zerbrach sie.
Der feine Staub bildete eine dichte Wolke, die sich rasch verteilte. Der milde Luftstrom aus der Klimaanlage wirbelte die Sporen auf, zerriß den dunklen Nebel.
Irritiert stellte Calinca fest, daß der Treiber lächelte.
Lächelte? dachte sie. Er darf nicht lächeln. Die Psycho-Haube verhindert Gefühlsregungen.
Aber der Gefangene lächelte. Breit und offen. Triumphierend.
Verwirrt sah Calinca sich nach Sin Hay um. Der Staub … Er war überall. Die Sporen schienen nur wenig der Richtung des Luftstroms unterworfen zu sein.
Fast war es, als würden sie aus eigenem Antrieb die Flugrichtung ändern. Kleine Sporenpulks näherten sich Sin Hay, Chesan, den beiden Graugardisten, dem Techno.
Calinca atmete ein, und mit jedem Atemzug gelangten Tausende Sporen in ihre Lunge.
Nur Sekunden waren vergangen, seitdem sie die Phiole mit den Jin -Sporen zerbrochen hatte, doch der Staub war bereits überall.
Überall.
Calinca spürte, wie ihre Knie nachgaben. Müdigkeit überwältigte sie. Eine Erschöpfung wie nach dem grausigen Erwachen aus dem Eisschlaf im kryogenischen Bett der COSMORAL FAY GRAY.
»Was …« krächzte sie, nur um gleich darauf wieder zu verstummen.
Schatten flimmerten vor ihren Augen.
Durch die Schatten sah sie das Gesicht des gefangenen Treibers. Sein Lächeln war noch breiter geworden.
»Erschießt ihn!« hörte sie Sin Hay rufen. »Es ist eine Falle! Eine verdammte …«
Ein Poltern.
Calinca fuhr taumelnd herum. Die Kommandeuse Sin Hay war zusammengebrochen. Chesan konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Die beiden Graugardisten kämpften um ihr Gleichgewicht. Ihre Laserkarabiner waren ihren Händen entfallen. Der Techno lag reglos über dem Block des Verhörcomputers.
Eine Falle, dachte Calinca benommen. Ja, eine Falle …
Mit zittrigen Fingern nestelte sie an ihrem Gürtelhalfter. Diese Müdigkeit, diese Erschöpfung …
Schlafen, durchfuhr es die Kontrolleuse. Ich muß schlafen. Nichts ist wichtiger als Schlaf.
Chesan seufzte leise und sank zu Boden.
Die beiden Graugardisten knickten ein. Ihre Augen schlossen sich. Stille erfüllte den Verhörraum.
Calinca kniete nieder. Schlafen, dachte sie wieder. Ja, ich muß schlafen.
Sie sah noch einmal zu Sin Hay hinüber, und Sin Hays makellose Haut wies einen milden Grünstich auf. Calinca blinzelte. Aber das Grün blieb. Es wurde intensiver. Von Sekunde zu Sekunde wurde der Grünton kräftiger.
Moos! sagte sich Calinca müde. Moos wächst aus ihren Poren. Eine biologische Waffe …
Aber sie war zu erschöpft, um weiter darüber nachzudenken, und ihre Lider fielen zu, und sie begann zu schlafen.
Die Jin -Sporen in Calincas Blutkreislauf begannen mit ihrer langwierigen, delikaten Arbeit.
X
»Achtung!« schrie terGordens zweites Ich.
Im gleichen Moment flammte der Laserstrahl durch den Korridor und schmorte ein häßliches, kopfgroßes Loch in die Wand. Der Strahl hatte David nur um Fingerbreite verfehlt.
Die nackte Haut seines linken Oberarms rötete
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