Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
haben recht«, schnitt ihr Calinca das Wort ab. »Uns bleibt keine andere Wahl.«
Kosmische Sporen …
Der seltsame Begriff löste zahlreiche Assoziationen in ihr aus, und keine davon war angenehmer Natur.
Eine Pflanzenzivilisation? Durchaus möglich. Die Steuerbäume der Raum-Zeit-Stroboskope, die die wichtigsten Basisplaneten der Garden miteinander verbanden, und Yggdrasil, der Welturbaum auf der Erde – sie waren zweifellos Überreste eines pflanzlichen Lebensstranges.
Eines Lebensstranges, der allerdings durch die Entwicklung der carnivoren Zivilisationen vor langer Zeit untergegangen sein mußte.
Möglicherweise existierte in dem Universum, aus dem dieser Farrell und der andere, der blonde Treiber stammten, diese Pflanzenzivilisation noch.
Weitere Verhöre würden das Mysterium entschleiern.
Zunächst, sagte sich die Queen Calinca, zunächst gilt es, die Bedrohung zu beseitigen, die die offene Bruchstelle zwischen den parallelen Universen darstellt.
»Sie sagten, Claude Farrell«, murmelte Calinca, »Sie können die Bruchstelle, das Tor in der Raum-Zeit, schließen.«
»Das ist richtig«, wiederholte der Treiber stereotyp.
»Wie?« Calincas Stimme klang scharf.
»Auf biopsionischem Wege.«
Die Kontrolleuse runzelte die Stirn. »Was bedeutet das? Nennen Sie Einzelheiten, Treiber«, verlangte sie.
Farrell befeuchtete seine Lippen. Der Verhörcomputer gab leise Summtöne von sich, und der Techno hantierte geschäftig an den Schaltungen.
Er blickte auf. »Keinen Grund zur Besorgnis«, erklärte er ruhig. »Ein völlig normaler Vorgang. Ihre letzte Frage, Kontrolleuse, hat eine Tabuzone berührt. Sie verlangen Informationen, die das Subjekt unter keinen Umständen preisgeben will.«
Calinca musterte den hageren Mann.
Er schwitzte. Die Schweißperlen glitzerten wie Eiskörner auf seiner Stirn, die halb von der Psycho-Haube bedeckt war. Das Gesicht hatte eine kalkige Färbung angenommen. Der Mund war nur noch ein schmaler, blutleerer Strich.
Er wehrt sich, dachte Calinca. Was für ein Narr! Weiß er denn nicht, daß jeder Widerstand sinnlos ist? Daß Widerstand nur Schmerz erzeugt?
Das Summen wurde leiser.
Stockend begann Farrell zu sprechen.
»Biopsi ist die Verschmelzung menschlicher und psionischer Kräfte mit dem psychischen Potential genetisch veränderter Pflanzen. Biopsi übertrifft PSI um eine Zehnerpotenz in der Wirkung. Biopsi kann nur von besonders geschulten Treibern in Verbindung mit speziell gezüchteten Passivsymbionten praktiziert werden.
Biopsi steuert die Bruchstellen.
Biopsi öffnet und schließt die Tore zu den alternativen Seinszuständen.
Mein Passivsymbiont ist eine Spore.
Die Kodebezeichnung für diese Spore ist Jin.
Sie reagiert auf mein Körperelektrizitätsfeld und verstärkt meine PSI-Kräfte um eine Zehnerpotenz.
Jin darf nicht verlorengehen. Jin darf nicht in die falschen Hände fallen. Jin kann nur von mir benutzt werden. Jin darf nicht verlorengehen. Nicht in die falschen Hände … in die falschen Hände …«
Der Techno machte eine warnende Handbewegung.
»Wir brauchen seine Hilfe«, sagte Calinca kalt.
Der Verhörspezialist zeigte nicht, ob er mit dieser Entscheidung einverstanden war oder nicht. Auch er war ein Grauer. Das Prinzip von Befehl und Gehorsam war in seinem Bewußtsein so fest verankert wie seine körperlichen und geistigen Charakteristika in dem genetischen Kode seiner DNS.
Er erhöhte die Leistung der Psycho-Haube.
Der Treiber bäumte sich auf. Sein Gemurmel brach ab. Er schrie. Kurz und grell schnitt der gequälte Schrei durch den weißen, klinischen Raum.
Dann erschlaffte er.
Sein Antlitz nahm einen friedlichen Ausdruck an.
»Alles in Ordnung, Kontrolleuse«, sagte der Techno nach einem Blick auf die Kontrollen des Verhörcomputers.
»Jin«, fuhr Farrell fort, als wäre nichts geschehen, »erzielt seine Wirkung ab einer Konzentration von fünf Gramm. Jin muß über das Atemsystem aufgenommen werden.
Die Sporen befinden sich in einer Glasphiole.
Die Glasphiole wird zerbrochen. Die Sporen schweben in der Luft und werden von mir eingeatmet.
Auf Nichtpsioniker spricht Jin nicht an.
Jin ist absolut harmlos. Seine Wirkung ist allein für speziell ausgebildete Treiber von Bedeutung.«
Calinca straffte sich.
»Das genügt«, erklärte sie und drehte sich zu den beiden Graugardisten herum. »Haben Sie diese Glasphiole bei ihm gefunden?«
Einer der Grauen trat an den kleinen, niedrigen Tisch, auf dem die Habseligkeiten des Gefangenen
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