Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
brummte von all den neuen, verwirrenden Entdeckungen, die er in der kurzen Zeit gemacht hatte.
    Jarreux der Direktor der Akademie? Aber warum wurde dies verheimlicht? Warum war der SD nicht darüber informiert? Oder hatte Zamuel davon gewußt? Wußte überhaupt jemand davon – außer Jarreux und Daun?
    »Mysteriös«, murmelte Gral.
    Er hörte Schritte und sah sich um. Als er Terjung erkannte, entspannte er sich.
    »Es sind Marodeure hier«, sagte der Söldner ruhig. »Ich habe Erkundigungen eingezogen. Es sind die vier führenden Köpfe der Bonner Räuberbanden. Korf, Almut, Chebratzki und Masser. Alle vier stehen ganz oben auf der Liste des SD. Soll ich sie eliminieren?«
    Gral fror. Die Kaltblütigkeit des Söldners entsetzte ihn. Gewiß, der SD Eurochems – und die Sicherheitsdienste der anderen in Deutschland operierenden Multis – hatte die vier Marodeure zum Tode verurteilt, doch Terjung sprach nicht über den Tod von Menschen. Für ihn waren die Marodeure nur Objekte, die es zu entfernen galt.
    Ich bin nicht hart genug, erkannte Gral plötzlich. Ich bin nicht hart genug für diesen Posten. Ein SD-Direktor muß über Leichen gehen können. Gottlieb, der Vertriebsdirektor, wäre der richtige Mann für diese Arbeit. Und Daun wußte dies, als er mich zum Chef des SD beförderte. Warum hat er es trotzdem getan?
    Terjung wartete geduldig auf eine Antwort.
    »Nein«, sagte Gral entschieden. »Die Kanzlerfestung ist exterritoriales Gebiet. Ich weiß nicht, wie Egbert oder Jodekain darauf reagieren werden. Zunächst muß ich meine Mission abschließen.«
    Er atmete schwer. Bleierne Erschöpfung quälte ihn – wie schon seit Tagen.
    Mechanisch schob Gral eine Amphetamin-Tablette in den Mund und spülte sie mit dem süßen, orangefarbenen Cocktail hinunter.
    »Haben Sie Jodekain gesehen?« fragte er Terjung.
    Der Söldner schüttelte den Kopf.
    »Dann suchen Sie ihn«, befahl Gral barsch. »Worauf warten Sie noch?«
    Terjung neigte leicht den Kopf.
    Als er fort war, zitterten Grals Hände noch immer. Er stellte das leere Cocktailglas auf einer hüfthohen Marmorsäule ab und suchte in den Taschen seines Anzugs nach den Zigaretten.
    »Nehmen Sie diese«, sagte jemand neben ihm.
    Langsam drehte sich Gral zur Seite.
    Ricarda Fantrinelli erwiderte mit unverhohlenem Spott seinen überraschten Blick und hielt ihm ihr ledernes Zigarettenetui entgegen. Gral akzeptierte die Zigarette und gab Ricarda und sich Feuer.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte die Direktorin. Seltsamerweise schienen ihre großen, dunklen Augen zu verraten, daß sie es ehrlich meinte. »Wir alle waren sehr überrascht, als wir von ihrer Ernennung zum Direktor der Abteilung Sicherheit erfuhren!«
    »Dann erging es ihnen genau wie mir«, entgegnete Gral mit bemühter Ungezwungenheit. »Nun, Frau Premierministerin?«
    Ricarda lächelte breiter.
    »Jodekain liebt es, sich mit großen Persönlichkeiten zu umgeben«, sagte sie. »Ihm ist es gleich, ob ihre Größe der Wirklichkeit oder allein seiner psychotischen Phantasie entspringt. Und Kanzler Egbert schätzt es, mit der britischen Regierungschefin über politische Probleme zu plaudern. Über Probleme, die seit fünfzig oder hundert Jahren schon vergessen sind.«
    »Egbert ist ein Idiot«, knurrte Gral.
    »Er ist nicht schlimmer als die meisten meiner Herren Mitdirektoren«, erwiderte Ricarda.
    »Finanzieren Sie deshalb dieses Irrenhaus?« fragte Gral aggressiv.
    Ricarda Fantrinelli runzelte die Stirn. »Oh«, machte sie erstaunt. »Man hat Sie also informiert.«
    »Hier und da schnappt man einige Brocken auf«, winkte Gral ab. Er schwieg einen Moment. »Was wollen Sie hier, Ricarda?« fragte er direkt. »Was haben Sie in der Kanzlerfestung zu suchen?«
    »Fragen Sie mich in Ihrer Eigenschaft als SD-Direktor, Thomas?«
    »Wenn Sie so wollen, ja.«
    Die PR-Direktorin seufzte. Genüßlich zog sie an ihrer filterlosen, überlangen Zigarette. »Vermutlich«, murmelte sie bedächtig, »bin ich aus den gleichen Motiven hier wie Sie.«
    Gral kniff die Lippen zusammen.
    Sie weiß es, erkannte er mit leisem Schrecken. Großer Gott, sie weiß von Engramm-3! Das ist kein Bluff. Ricarda ist hier, um Jodekain das Geheimnis von Engramm-3 zu entlocken. Ein Geheimnis, das Zamuel mit ins Grab genommen hat. Verdammt, warum hat Daun mich nicht informiert? Warum läßt mich der Greis im dunkeln tappen? Was ist das für ein Spiel, das man mit mir treibt?
    »Engramm-3«, sagte Ricarda leise. »Zamuels Vermächtnis.«
    »Also sind

Weitere Kostenlose Bücher