Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
porösen Wände. Die Gasse wurde noch enger. Der alte Mann summte leise und kicherte dann und wann.
Sie sprangen über Berge aus stinkendem Müll hinweg, über Lachen aus faulendem Wasser. Hier und dort lagen reglose Körper an den Mauern, manche schnarchend, andere stöhnend. Sie schliefen hier ihren Rausch aus, inmitten von Dunkelheit, Kühle und Moder. Schließlich blieb der Barde vor einer hölzernen Tür stehen und klopfte. Nichts rührte sich. Er klopfte noch einmal, sprach ein unverständliches Wort, und die Holzbohlen gaben ächzend nach. Er trat ein, und David und Narda folgte ihm zögernd. Hinter ihnen schloß der Barde die Tür wieder.
An dem wuchtigen Tisch in der Mitte des Zimmers saß ein Sharin. Sein dünner Kilt war fleckig, der Hornschädel blaß, die Facettenaugen trüb. Das Geschöpf sah auf, als sie eintraten.
»Grüß dich, Tronen«, sagte der alte Mann und kicherte.
»Der Dieb«, brachte David terGorden hervor und blieb wie angewurzelt stehen. »Es ist der Dieb.«
Und wieder kicherte der alte Mann. Narda sah sich mißtrauisch um.
»Tronen ist ein Sharin, ja«, sagte der Barde. »Aber ganz bestimmt ist er nicht der Dieb.«
Tronen stand mit knarrenden Gelenken auf. »Wer sind die beiden Fremden?« fragte der Insektoid. Er musterte David und Narda eingehend. Der alte Mann schlug die Kapuze seines Sandabweisers zurück und lächelte dünn. Er trat an das offene Feuer des Kamins und rieb sich die Hände in der Wärme. »Sie sehen aus wie Rantranen«, sagte Tronen. »Aber ihre Augen …« Er wandte sich um. »Bastarde?«
Narda zischte etwas Unverständliches.
»Nein«, sagte der Barde langsam. »Das glaube ich nicht.« Seine Stimme klang jetzt ruhig und ernst, und als er sich wieder umdrehte, sah er sie mit völlig veränderter Miene an. »Es sind Fremde, und mir scheint, sie kommen aus einer Welt, in der man nichts weiß von Djunath, dem Schwarzen Fürsten.« Er griff in die Tasche und holte den Malachit hervor. Seine Bewegungen waren nun kraftvoll und elastisch, und er hatte jetzt nichts mehr von dem ein wenig verrückt wirkenden alten Mann an sich. Narda trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Wir werden feststellen, wer die beiden sind«, sagte der Barde. Mit einem Ruck warf er die Arme empor, rief einige zischende Silben – und David und Narda waren in einem Netz aus immateriellen, grünen Fäden gefangen.
»Ihr werdet nun schlafen«, fuhr der Barde fort. »Und ihr werdet meine Fragen beantworten.« Er hob den Gabenstein. »Der Malachit verlangt die Wahrheit, Fremde. Lügen sind euch verwehrt …«
»Was soll das bedeuten?« fragte Narda scharf, dann legte sich abrupt Dunkelheit vor ihre Augen. In der Ferne ertönte eine Stimme, und Nardas Lippen bewegten sich wie zwei eigenständige Wesen.
Die Talgfackeln in den gußeisernen Halterungen an den Wänden brannten ruhig und gleichmäßig. Die dünnen Rauchfahnen, die die Flammen absonderten, zogen durch kleine Öffnungen ab. Würziges Aroma durchzog den Raum mit der niedrigen Decke. Kräuterbündel hingen von oben herab, wie dicke, manchmal knollenartige Spinnweben. Tronen schob einige neue Holzscheite in das offene Feuer des Kamins. Es war still, und nur die Flammen sangen ihr leises, knisterndes Lied. Auf dem niedrigen Tisch in der Mitte des Zimmers lagen einige aufgeschlagene Bücher, und die Einbände waren alt und rissig. Der alte Mann saß auf dem Schemel, brummte dann und wann ein unverständliches Wort und studierte die Zeichen und Symbole auf den pergamentenen Seiten. Narda konnte den Kopf zur Seite drehen, aber ihr restlicher Körper war noch immer in der magischen Lähmung des Malachits gefangen. Sie begegnete dem Blick Davids und wollte sprechen, doch auch das war ihr noch verwehrt.
Schließlich erhob sich der Barde, griff nach dem Gabenstein vor ihm und schritt dann die Wände des Raums ab. Hier und dort malte er mit einem Kreidestift verschnörkelte Zeichen an die Wände. Als er auf diese Weise einige Minuten tätig gewesen war, nickte er Tronen zu und sagte:
»So, ich glaube, das müßte ausreichen, um uns vor neugierigen Ohren und Augen zu schützen. Selbst wenn sich Spione des Schwarzen Fürsten an unsere Fersen geheftet haben … es sollte ihnen jetzt unmöglich sein, zu hören, was hier gesprochen wird.«
Er wandte sich David und Narda zu, hob den Malachit und löste das grünschillernde Netz auf.
Narda fluchte.
»Was soll dieser Unfug?« fauchte sie zornig und trat auf den Barden zu.
Der wich rasch
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