Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
die mit Symbolen der Alten Worte verziert waren. Djunath murmelte einige Beschwörungen, und das Dunkel der Transitschleife überzog sich mit diffuser Graue.
Ihrima stand inmitten der Kammer, eingehüllt von einem Kokon aus grünem Glanz, der von den Malachittränen stammte, die einen Ring bildeten um seine reglosen Beine.
»Du hast mich genarrt, damals«, sagte der Schwarze Fürst und trat an den Lauteren Gabenspender heran. »Ich habe geglaubt, dein wirkliches Ich oben in dem Wehrgangkonkav leiden zu lassen.«
Ihrimas Augen starrten ihn an. Seine Lippen bewegten sich nicht. Der magische Kerker ließ nur seiner, Furcht Platz, alles andere fror er ein.
»Ich habe deinen langsamen Tod sogar bedauert, denn ich glaubte, mit dir einen interessanten Gegner verloren zu haben. Jetzt habe ich einen weitaus mächtigeren – und kann dich vernichten, ohne daß es mir leid tun muß.«
Er hob die Hand; eine winzige Lücke bildete sich in der magischen Schwelle.
»Habe ich nicht recht, Ihrima, Weltenerkunder?«
»Ich bin in deiner Gewalt«, sagte der Lautere düster.
»Ja.« Djunath lachte. »Und diesmal hattest du keine. Gelegenheit, dein Ich zu teilen und in einer Repräsentation weiterzuleben. Siehst du das?«
Die Luft flimmerte, aber diesmal nicht aufgrund der Wärme, die vom Boden aufstieg. Ein Bild entstand … die Wände der Halle der Vielfachen Leiden. Die anderen Lauteren klebten an den Steinen. Magische Worte hatten ihre Lippen für immer geschlossen; Egel krochen über ausgemergelte Körper.
»Siehst du das, Ihrima? Siehst du nun ein, wie hoffnungslos all deine Bemühungen waren? Eure Enklave ist gefallen, Ihrima. Und die Malachittränen besitze ich.«
»Bis auf eine.«
»Du hoffst noch immer, Weltenerkunder?«
»Du kannst den Prophezeiten nicht besiegen – so steht es geschrieben. Du kannst ihn an der Erfüllung seiner Aufgabe hindern, aber auch das wird dir nur eine Zeitlang gelingen. Er ist mächtiger, als du es je sein wirst. Sicher, du kannst mich töten … aber ihn nicht.«
Der Schwarze Fürst lachte erneut.
»Willst du mein wirkliches Gesicht sehen, Ihrima?« fragte er.
»Nein. Es wäre ein Blick in die Hölle selbst.«
»Ah, du hängst also noch immer am Leben.« Er beugte sich nieder und zeichnete einige magische Symbole auf den Boden. Kleine Irrlichter flammten auf und schwebten von den Warmströmungen getragen durch die Kammer. »Möchtest du wissen, was ich mit dir vorhabe?«
»Nein.«
Wieder lachte Djunath.
»Du bist ein mächtiger Gabenspender, Ihrima. Es wäre schade, dieses Potential zu verschwenden. Findest du es nicht auch angemessen, wenn du dazu beitragen würdest, meine Macht weiter zu vergrößern?«
Ihrima runzelte die Stirn und spannte die Muskeln. Doch der magische Kerker war ein fester Panzer.
Djunath trat von ihm zurück, hob die Arme und legte die Fingerspitzen aneinander. Eine Weile verharrte er so, schweigend und stumm, dann grollte er:
»Ich rufe euch, Kreaturen des Zwischenreichs. Ich rufe euch, ihr zukünftigen Meherin. Gehorcht mir, eurem Herrn.«
Kühle verdrängte die von den Fliesen aufsteigende Wärme. Weit unten, tief im Fels des Vulkans, brodelten noch immer einige Magmakerne. Der feuerspeiende Schlund war bereits vor Äonen erloschen, damals, als die Weltenbäume entstanden, aber das Feuer weit unten schwelte noch immer.
Glühende Augen stiegen von den Kreidezeichen auf.
»Ich rufe dich. Schattenwesen, ich rufe dich mit den Alten Worten, denen du dich zu beugen hast. Komm zu mir, Meherin!«
»Eines Tages«, sagte Ihrima bissig, »wirst auch du auf diese Weise beschworen werden. Eines Tages wirst du den Geistern zum Opfer fallen, die du riefst.«
»Schweig!«
Und Ihrimas Lippen wuchsen zusammen. Das Funkeln in seinen Augen aber erlosch nicht.
Ein konturloser Schemen schwebte dicht vor dem Grün, in dem Ihrima gefangen war.
»Ich habe einen Brutkörper für dich, Meherin«, sagte der Schwarze Fürst. »Das Fleisch eines starken Gabenspenders. Es soll dich nähren, Meherin, und dir eine Existenz im Diesseits verleihen.«
Er sah Ihrima in die Augen.
»Fürchtest du dich, Weltenerkunder? Du hast allen Grund zur Angst. In deinem Ich wird das Böse wachsen, so wie in dem Schläfer, der in der Begleitung des Kristallträgers war. Es wird keinem zwischen deinen Gedanken und dich schließlich ganz verdrängen. Und dann, wenn sich die Existenz des Meherin in dir gefestigt hat, wirst du nur noch eine Erinnerung sein, und die Kraft deiner Gabe reiht sich
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