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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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an, aber Verdin wußte ganz genau, daß er trotzdem von den Scannern und Sensoren erfaßt wurde. Sogar einige Knospen, die in bestimmten Nährsegmenten der kristallenen Wände wuchsen, registrierten die Gegenwart des Liktors.
    Eigentlich waren diese Barrieren überflüssig. Die psionischen und energetischen Schilde an der Peripherie der Gläsernen Zitadelle wehrten jeden potentiellen Eindringling ab, auch jemanden, der über eine starke PSI-Aura verfügte. Aber die Loge wollte trotzdem nicht auf diesen zusätzlichen Schutz verzichten.
    Verdin wartete geduldig, bis er identifiziert worden war und sich in der Abschirmung vor ihm eine Strukturlücke bildete. Anschließend betrat er die Autarke Kammer.
    Der Liktor konnte sich noch gut daran erinnern, daß die gewölbten Wände dieses Raumes einst mit pflanzlichen Fasersträngen bedeckt gewesen waren. Erneut stieg für einige wenige Augenblicke Unbehagen in ihm empor, das sich aber rasch wieder auflöste, als die flüsternde Stimme in ihm lauter wurde. Er schenkte den Wänden mit den integrierten technischen Systemen nur beiläufige Aufmerksamkeit und trat vor die kristallene Kugel. Weißgraue Schlieren wanderten träge über die Oberfläche und verbargen das, was sich im Innern der Kugel befand. Sie ruhte auf einem imaginären Stützgerüst aus wogenden Farben, und dicht vor diesem Bereich materialisierte sich eine Wolke Ektoplasma.
    Der Liktor neigte kurz den Kopf.
    »Wir haben dich geweckt, weil wir eine Aufgabe für dich haben«, sagte die Loge. Verdin beobachtete, wie sich aus der Wolke die Konturen einer Gestalt schälten. Das alte Gesicht des Logensprechers drückte einen Hauch von Trauer und Erhabenheit aus. Die Augen glichen zwei Toren, die in eine andere Welt hineinführten.
    In die Welt, dachte der Liktor dumpf, in der sich nun auch Serai befindet.
    »Ich höre«, erwiderte er. Irgend etwas stimmte nicht. Irgendein wichtiger Aspekt der Realität hatte sich verändert. Verdin erinnerte sich an die Ausbildung, die er zusammen mit Serai in einer Separation genossen hatte, an die Worte und mentalen Bilder der Instruktoren und Unterweiser. Er hatte eine Aufgabe, ja. Seine ganze Existenz diente nur noch einem bestimmten Zweck, seit damals, seit der entscheidenden Begegnung mit einem Lenker. Aber sollte er nicht von der sanften Stimme einer Ulema aus der Ruhestasis geweckt werden? Hatte er nicht immer seine Anordnungen von einzelnen Komponenten der Waffe der Uralten erhalten, vielleicht auch einmal von einem Exekutivorgan, etwa einem Lenker?
    Irgend etwas veranlaßte den Liktor dazu, der Gestalt aus Ektoplasma tief in die Augen zu sehen. Er trank einen Blick, der Jahrhunderte und Jahrtausende überbrückte. Und langsam, ganz langsam, veränderten sich die Empfindungen in seinem Innern. Bohrender Zweifel schmolz dahin wie Schnee in der Sonne, und zurück blieb die nackte Erde der Zuversicht, der inneren Festigkeit und des Vertrauens.
    »Unsere Träume sind gestört worden«, sagte der Logensprecher. »Das Gefüge der Welt wird erneut bedroht. Von einem Entropieverbrecher mit starkem psionischen Potential. Er befindet sich auf diesem Planeten, und sicher wird er versuchen, die Zitadelle zu finden, die Barrieren zu überwinden und in die Erweckungssäle und schließlich auch die Autarke Kammer zu gelangen. Wir sind Wächter, Liktor. Es ist unsere hohe Pflicht, die Zitadelle und uns selbst zu schützen, auf daß wir bereit sind, wenn der Tag des weißen Sterns kommt.«
    »Ich verstehe.« Verdin wartete mit unerschütterlicher Geduld. Er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, auch diesen Auftrag erledigen zu können. Immerhin war er ein Liktor. Es ging nur um das Wie und Wo.
    Der Logensprecher vollführte eine vage Geste. Hinter ihm drehte sich die kristallene Kugel. »Der Entropieverbrecher, von dem hier die Rede ist, stellt eine nicht unbeträchtliche Gefahr dar. Seine Macht reicht aus, allein mit der Kraft seines Willens das Gefüge der Raum-Zeit zu beeinträchtigen. Er hat es sich in seiner frevelhaften Verblendung zur Aufgabe gemacht, die einzelnen Komponenten der Waffe der Uralten zu zerstören.«
    Das Gesicht des Logensprechers verdunkelte sich, und die Gestalt aus Ektoplasma erzitterte für einige wenige Augenblicke. Ein Hauch von Müdigkeit, Erschöpfung und bitterer Resignation wehte den frischen Gedanken Verdins entgegen. Die mentale Stimme der Loge war nur ein ätherisches Raunen und Wispern, ein unverständliches Flüstern, mehr nicht. Sie träumte, und sie

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