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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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dich?« fragte sie nonchalant. Er stöhnte. Sie trat an seine Seite und ließ sich neben ihm nieder. Ihre Finger spielten mit der Injektionspistole.
    »Gib mir … das … Gegenmittel …«
    »Ist es schon wieder soweit?« Es ging ihm schlecht. Es ging ihm sogar sehr schlecht. Sie lachte. Es klang schrill, fast hysterisch. Er sah sie aus rot unterlaufenen Augen an.
    »Gib es … mir …«
    Sie wurde übergangslos wieder ernst. »Ja, mein Lieber, ich gebe es dir. Du sollst noch nicht sterben. Dazu ist es zu früh. Außerdem habe ich eine Aufgabe für dich …«
    Sie setzte die Pistole an. Ein kurzes Zischen. Judad wandte sich schweratmend ab. Als er sich ihr wieder zuwandte, war sein Gesicht entspannt, und sein Atem ging regelmäßiger.
    Wut flammte in seinen Augen auf. Sie lächelte und streichelte ihn. Er reagierte auf ihre Berührungen. Er konnte nicht anders.
    Vielleicht, dachte sie, haßt er sich sogar dafür. Hoffentlich.
    Er drängte sich an sie. »Nein«, sagte sie. »Heute nicht. Du mußt dich noch ein wenig gedulden. Liebster.« Sie erhob sich und durchmaß das luxuriöse Verließ Judads mit energischen Schritten.
    »Ein nemeth«, begann sie nachdenklich, »hat mir einmal von einem Schatz erzählt, den die Mulcalin wie ihren Augapfel hüten. Es handelt sich natürlich um einen Glimmstein. Doch dieser eine Glimmstein unterscheidet sich von allen anderen.«
    Er kicherte. Es ging ihm schon wieder zu gut. Außerdem verursachte das Antiobiotikum gegen das Sanfte Fieber eine leichte Euphorie.
    »Glimmsteine, he?« Er kicherte wieder. »Du bist süchtig, Dianne. Wer weiß, vielleicht gehst du sogar vor mir zugrunde. Es wird ein langsamer Tod sein, Dianne. Hast du jemals einen Menschen an den Folgen einer Glimmsteinberührung sterben sehen?«
    Sie sah ihn ruhig an. Jetzt war sie wieder die kühle Manag. Die schnellen Wechsel ihrer Persönlichkeit verwirrten Judad. Er hatte sich in nur vier Monaten nicht daran gewöhnen können.
    »Sie werden entgiftet«, wies ihn Dianne zurecht. Judad ergötzte sich an der Narbe, die ihr Gesicht so entstellte.
    »Du wirst sterben«, wiederholte Judad nachdrücklich. »Ganz langsam. Stück für Stück.«
    »Vergiß nicht, daß mein Tod auch der deine ist. Wer sollte dir das Antimittel geben, wenn ich nicht mehr bin?«
    Judad antwortete nicht. Er hing nicht mehr am Leben. Nicht mehr, seit er das Sanfte Fieber hatte. Und Dianne wußte das.
    »Dieser Schatz, von dem ich spreche«, fuhr die Manag ungerührt fort, »hat für die Mulcalin offenbar große mystische Bedeutung.« Sie schnaubte. »Ich will ihn haben.«
    »Du bist verrückt.« Für einen Augenblick flammte es in ihren Augen auf, und Judad dachte, sie würde sich gleich auf ihn stürzen. Sie beherrschte sich jedoch.
    »Du Mulcalin nennen diesen Schatz die Schwarze Träne.«
    »Hast du noch immer nicht genug?«
    »Eine Eiszeit überzieht diesen Planeten«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Gletscher werden die bisherigen Fundstätten zudecken.«
    »Dann zieh dich am besten schon einmal warm an.«
    »Dein Zynismus ist unangebracht«, sagte sie barsch. Und lächelte wieder. »Wie gesagt, die Mulcalin hüten diesen Schatz sehr sorgsam. Und wie wir alle wissen, verfügen die Mulcalin – die echten Mulcalin – über ausgesprochen sonderbare Fähigkeiten.«
    »Magie.«
    »Magie«, schnaubte Dianne abfällig. Sie blieb stehen und sah ihn starr an.
    Wie ein Reptil, dachte Judad angewidert.
    »Wer versucht, die Schwarze Träne zu stehlen«, sagte sie lauernd, »muß verdammt aufpassen, wenn er lebend zurückkehren will. Und er muß ebenfalls über besondere Fähigkeiten verfügen.«
    »Ich glaube kaum«, sagte Judad, »daß sich einer deiner Lakaien mit Selbstmordabsichten trägt.«
    »Du.«
    »Was?«
    »Du wirst gehen.« Sie lachte, als sei ihr ein ausgesprochen köstlicher Witz gelungen. »Du wirst gehen, Judad.«
    »Ich denke nicht daran.« Sein Blick ging zu dem Protopbehälter, in dem seine Boratdy-Meduse gefangen war. Mehrmals hatte er versucht, sie zu befreien. Sie bewegte sich jetzt nur noch langsam. Sie starb.
    »Ich gebe dir vor deiner Abreise eine letzte Injektion gegen das Sanfte Fieber in dir. Du wirst zurückkehren müssen, willst du nicht sterben. Du hängst nicht mehr am Leben, ich weiß. Aber du kennst die Pein, die das Fieber verursacht. Du wirst zurückkommen, da bin ich mir ganz sicher. Und außerdem …, ich kann dich mit einem einzigen Gedanken nicht nur töten, sondern auch dein Blut in flüssiges Feuer

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