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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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verwandeln.«
    »Du bist wahnsinnig«, sagte Judad langsam. »Ja, vollkommen wahnsinnig.«
    Sie nickte. »Vielleicht hast du sogar recht …«
     
    Tulath, Sitz der Verwaltung von Kulturaimport Haydrath, barg zwei verschiedene Welten in sich. Im Innenbezirk der Stadt fand man gepflegte Häuser mit teuer konstruierten Gärten, in denen man Pflanzen von der fernen Erde angepflanzt hatte. Hier war alles Pracht und vieles purer Luxus. Noelle betrachtete die Herrenhäuser aus Protop mit gemischten Gefühlen. Die Straßen waren breit. Bahnen aus Flüssigkristall, die Passanten beförderten. Wie auf der Erde. Gepflegte Restaurants und einschlägige Etablissements, in denen Erotikfreundinnen und -freunde ihre Dienste anboten. Auch sie waren luxuriös.
    Die Außenstadt aber …
    Zerfall. Langsame Auflösung. Elend und Gestank.
    Die Flüssigkristallbahnen fanden ein abruptes Ende. Die Häuser duckten sich an die Hügel, die nun mit einer glänzenden Schicht Neuschnee bedeckt waren. In Seitengassen türmte sich Müll auf, nun ebenfalls mit Schnee bedeckt. Der Gestank wurde davon nur unwesentlich gemildert. Sicherheitskräfte patrouillierten in den engen Gassen der Altstadt. Ihre Gesichter waren so finster wie die Welt, in der sie Tag und Nacht ihren Dienst leisteten. Aus engen Kneipen ertönte laute Musik von altersschwachen Synthesizern. Mißtrauische Blicke trafen Noelle, als sie sich dem Treffpunkt näherte. Passanten betrachteten das Triadische Monochord an ihrem Hals, und manchmal glänzte Fernweh in ihren Augen. Sie saßen fest auf Haydrath.
    Die enge Straße erweiterte sich schließlich und mündete in den Platz mit der Statue, an der sie sich mit Jok treffen wollte. Es war eine sieben Meter große Statue aus Bronze, die Haydrath darstellte, den Entdecker dieser Welt.
    Oder den Wiederentdecker, dachte Noelle. Dieser Planet ist bereits vor mehr als hundertsiebzig Jahren von Menschen besucht worden. Damals gab es Testen Haydrath noch gar nicht.
    Irgend jemand spielte auf einem Instrument, das Noelle nicht kannte. Die Klänge drückten Resignation aus. Kalte Wut kroch in der Terranautin empor. Wut auf die Verantwortlichen für dieses Elend, Wut auf die Ordnung, die es ermöglicht hatte und zementierte. Wut auf Dianne DasMaren. Sie dachte an Heyman und den Aufstand, der niedergeschlagen worden war, brutal und blutig. Sie dachte an die Manag von Kulturaimport und sah noch einmal, wie sich ihre Meduse an dem schönen Gesicht festsaugte und verätzte. Sie sah noch einmal ihren Bruder.
    Noelle hatte ihre eigene Rechnung mit DasMaren zu begleichen.
    Es war kalt. Noelle trat von einem Bein auf das andere und wartete auf Jok. Fünfzehn Minuten über die vereinbarte Zeit. Sie verabscheute den Frost. Auf Boratdy war es warm. Immer.
    Schließlich sah sie einen voluminösen Mann, der auf die Statue Haydraths zueilte, mit einem wehenden, farbenprächtig bestickten Mantel. Noelle sah Jok entgegen. Sie mochte ihn noch immer nicht. Aber er war Terranaut wie sie. Und das verband.
    »Tut mir leid«, keuchte Jok. Sein Atem wehte davon. Sein Doppelkinn schwappte auf und nieder. »Ich bin aufgehalten worden.«
    Er hatte eine alte Freundin besucht, wie er gesagt hatte. Noelle hatte ihre eigene Vorstellung davon, wie dieser Besuch abgelaufen war. Jok sah sie an. Lüstern, wie sie fand. Sie zuckte mit den Achseln und setzte sich in Bewegung, in Richtung Stadtrand.
    »Kennst du diesen Christiansen gut?« fragte Jok. Sein Atem ging keuchend. Die Dächer einiger Häuser hingen über und hielten den herabrieselnden Schnee fern. Ihre Schritte hallten die Gasse entlang. Das Kopfsteinpflaster glänzte feucht und kalt. Dieser Teil Tulaths stammte aus der ersten Besiedlungsepoche.
    »Ein aufrechter Mann«, sagte Noelle. Wieder bewegte sich ihre Meduse unruhig. Noelle versuchte einen Augenblick lang, die Symbolstimme ihrer Boratdy-Freundin zu analysieren, doch sie empfing nur Unbehagen.
    Die Kälte wahrscheinlich, dachte sie.
    »Ein aufrechter Mann, der sich für die Freiheit Haydraths einsetzt. Er hat mir damals auf Hemyan zur Flucht verholfen. Ich bin ihm noch etwas schuldig. Ich habe ihm etwas versprochen. Und ich halte meine Versprechen.«
    »Waffen, nicht wahr?«
    Sie sah ihn groß an. »Woher …?«
    »Ich bin Treiber.«
    »Spionierst du in meinen Gedanken? Wenn ja, dann gewöhn dir das möglichst schnell ab. Sonst machst du Bekanntschaft mit meiner Meduse, ob Terranaut oder nicht.«
    »Aber, aber«, sagte er und hob die Hände. Er grinste. »Du

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