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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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kannst mir schließlich vertrauen.«
    Kann ich das? dachte Noelle.
    Die Gassen wurden immer enger und dunkler. Der Schnee verwandelte sich in Eisregen, der die Hauswände mit einer glitzernden Schicht überzog. Voraus lag eine zusammengekauerte Gestalt im Rinnstein. Klein wie ein Kind, von zierlicher Statur, die von der schwarzen Kutte halb verborgen wurde. Noelle trat an sie heran. Trübe Augen musterten sie. Die Augen eines Menschen, der anders war, als ein Mensch.
    »Ein nemeth«, sagte Noelle. Sie beugte sich nieder. »Komm«, sagte sie. »Hier kannst du nicht liegenbleiben. Du wirst dir den Tod holen.«
    Die Hand mit dem Messer kam so schnell unter der Kutte hervor, daß Noelle kaum ausweichen konnte. Stahl blitzte. Ein telekinetischer Hieb, und das Messer flog in hohem Bogen davon. Der nemeth sprang auf die Beine und war zwei Sekunden später in einer anderen Gasse verschwunden.
    »Kein sonderlich freundlicher Zeitgenosse«, fistelte Jok. »Was bedeutet nemeth?«
    Sie schritten weiter. Noelle schauderte. »Es sind Mulcalin. Oder ehemalige Mulcalin, besser gesagt.«
    Jok machte ein verwirrtes Gesicht. Noelles Blicke gingen hin und her. Es war gefährlich hier. Auch für sie. Die Saat der Verzweiflung war längst aufgegangen. Sie blühte in Form von Kriminalität, von Prostitution und Rauschmitteln.
    »Haydrath ist vor rund hundertsiebzig Jahren von einem vom Kurs abgekommenen Siedlerschiff angeflogen worden. Sie hofften, hier eine neue Heimat zu finden. Irgend etwas veränderte sie jedoch. Genaues weiß man nicht, doch damals muß der Großteil der Siedler umgekommen sein. Die, die überlebten, waren anders, verstehst du? Merkwürdige Dinge werden über die Mulcalin erzählt. Manche behaupten, es seien Magier, andere wiederum, es seien gar keine Menschen, sondern Dämonen oder ähnliche Phantasiegeschöpfe. Tatsache ist aber, daß sie PSI-ähnliche Fähigkeiten besitzen. Sie entwickelten binnen weniger Generationen eine eigene, völlig andersgeartete Kultur, in der die Hinterlassenschaften der Nichtmenschen, die vor Jahrmillionen auf dieser Welt Städte bauten und sogenannte Glimmsteine konstruierten, eine große Rolle spielen. Sie verwenden die Glimmsteine als Namenssteine, vielleicht auch als Katalysatoren für ihre Kräfte. Vor zwanzig Jahren kam Testen Haydrath und entdeckte diesen Planeten neu. Mit Haydrath kam auch Kulturaimport, und man lernte bald, die Glimmsteine kommerziell zu verwerten. Die Mulcalin, die damals in der Nähe dieser Städte lebten, degenerierten unter dem ihnen fremden kulturellen Einfluß. Sie wurden zu nemeth. In unserer Sprache bedeutet das: Kinder der Unterwelt oder Hölle, Ausgeburten des Teufels. Die Siedler hier haben ihnen diesen Namen gegeben.«
    »Ich verstehe.«
    Noelle glaubte nicht, daß Jok verstand. Sie fragte sich, wie ein Mann wie er zu den Terranauten hatte stoßen können.
    »Ein Vertrag wurde mit den Mulcalin geschlossen, in dem ihnen die nördlichen Regionen Haydraths zugewiesen wurden. Dianne DasMaren bricht diesen Vertrag. Ihre Glimmstein-Suchgruppen ziehen auch ins Mulcalin-Land und entweihen ihre Heiligtümer.«
    Jok schnaufte. »Magie und Religion. Unfug.«
    Noelle antwortete nicht. Sie waren dem Stadtrand von Tulath inzwischen nahe. Sie kannte sich hier aus. Sie war bereits einmal hier gewesen.
    Die Meduse bewegte sich. Das, was wie ein glitzernder Schal wirkte, entfaltete sich und verwandelte sich in einen halbkugelförmigen Leib mit langen Nesselfäden.
    »Ruhig, hanjin«, flötete Noelle. »Ganz ruhig. Was hast du denn nur?«
    Die Meduse flatterte umher, kehrte dann zurück und faltete sich wieder zusammen. Noelle streichelte sie. Der Abscheu Joks entging ihr nicht.
    Sie sah sich um.
    Keine Patrouillen der Planetenpolizei in Sicht.
    Sie eilte auf eins der Gebäude zu, öffnete die Tür und trat in den dunklen Flur. Jok folgte ihr keuchend. »Was …«, setzte er an, doch sie gab ihm nur einen Stoß in die Seite.
    Eine Treppe hinab. Noelle lauschte mit ihren PSI-Sinnen. Alles ruhig. Keine Gefahr. Einige nahe Gedankenfetzen. Ein Ich, das sie kannte. Sie klopfte an die Tür vor ihr.
    Sie öffnete sich knarrend, und Noelle blickte in das Gesicht Ennet Christiansens.
    Dianne DasMaren hatte noch immer den süßlichen Geruch des Mannes in der Nase, obwohl sich die Tür längst hinter ihm geschlossen hatte. Ihr Augen glühten, als sie sich erhob. Sie betätigte eine Taste des Communers an ihrem Handgelenk. Der winzige Bildschirm erhellte sich, und Queen Centa

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