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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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aber alle die zahlreichen Möglichkeiten zu kontrollieren, würde Tage, wenn nicht Wochen in Anspruch nehmen. Und sie hatten nur noch wenige Stunden zu ihrer Verfügung.
    Und in dieser kurzen Zeit würden sich ihre Zimmer bald von akzeptablen Arbeitsplätzen in eine reine Sturmabteilung verwandeln.
    Skacke und Melander kamen um sieben und hörten sich mit düsteren Mienen die neue Entwicklung des Falles Heydt an. Dann begannen sie, ihre Telefone zu bearbeiten, aber all das war schon zu spät, denn den Büroboten auf den Fersen folgte ein ansehnlicher Strom von Leuten, die plötzlich der Ansicht waren, dass ihre Anwesenheit unentbehrlich sei. Es traf der Rikspolis-Chef ein, dicht gefolgt von Stig Malm, dem Polizeimeister von Stockholm und dem Chef der Ordnungspolizei. Kurz darauf zeigte Bulldozer Olsson sein freundliches Gesicht in den Räumen, und dann kam ein Vertreter der Feuerwehr, den niemand hergebeten hatte, zwei Polizeiintendenten, die allem Anschein nach nur neugierig waren, und, als Krönung des Ganzen, ein von der Regierung geschickter Staatssekretär, der offensichtlich als eine Art Beobachter gedacht war.
    Kurze Zeit war auch Eric Möllers Haarkranz in dem Gewimmel zu sehen, aber um diese Zeit hatten alle die Hoffnung schon aufgegeben, noch etwas Wesentliches ausrichten zu können.
    Gunvald Larsson hatte schon frühzeitig eingesehen, dass er es niemals schaffen würde, nach Hause zu fahren, zu duschen und sich umzuziehen, und wenn Martin Beck ähnliche Pläne gehabt hatte, so mussten sie bald schon aus dem einen Grunde aufgegeben werden, dass er seit halb neun ununterbrochen telefonierte, meistens mit Leuten, die mit dem Besuch des hohen Gastes nur sehr wenig zu tun hatten.
    In dem allgemeinen Durcheinander glückte es auch zwei akkreditierten Kriminalreportern, sich ins Hauptquartier zu drängen, wo sie Nachrichten aufzuschnappen versuchten. Diese Journalisten waren, so glaubte man, der Polizei gegenüber positiv eingestellt, und in der Reichspolizeileitung schüttelten sich alle bei dem bloßen Gedanken, sich mit einem der beiden anzulegen. Nur einen Schritt von einem der Reporter entfernt wandte sich der Rikspolis-Chef an Martin Beck und fragte:
    »Wo ist Einar Rönn?«
    »Ich weiß nicht«, log er.
    »Womit ist er beschäftigt?«
    »Das weiß ich auch nicht«, gab Martin Beck, wenn möglich noch weniger der Wahrheit entsprechend, zur Antwort. Während er sich aus der unwillkommenen Nachbarschaft frei zu machen versuchte, hörte man den Rikspolis-Chef vor sich hin knurren:
    »Merkwürdig. Höchst merkwürdige Kommandoführung.«
    Kurz nach zehn rief Rönn an, und es glückte ihm nach einigem Hin und Her, Gunvald Larsson an den Apparat zu bekommen.
    »Hej, hier ist Einar.«
    »Ist jetzt alles fertig?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Fein. Einar, bist du müde?«
    »Das kann man wohl sagen. Und du selbst?«
    »Munter wie ein geschlachtetes Schwein. Ich bin überhaupt nicht ins Bett gekommen.«
    »Ich habe wenigstens zwei Stunden lang geschlafen.«
    »Immerhin etwas. Und nun sei verdammt vorsichtig!«
    »Ja. Und du auch.«
    Gunvald Larsson erwähnte nichts von Heydt, einerseits weil zu viele Unbefugte in Hörweite standen, andererseits weil durch die Nachricht nichts anderes erreicht worden wäre, als dass Rönn noch nervöser wurde, als er es bereits war. Wenn er es überhaupt war.
    Gunvald Larsson drängte sich ans Fenster, drehte den übrigen demonstrativ den Rücken zu und starrte hinaus. Das einzige, was er sehen konnte, war der Neubau des Polizeihauptquartiers und ein sehr kleiner Fetzen Himmel, der grau und düster war.
    Das Wetter war ungefähr so, wie man es erwartet hatte, null Grad, Wind aus Nordosten und in kurzen Abständen Schauer von Schneeregen.
    Nicht besonders aufmunternd für das Riesenaufgebot von Polizisten, die draußen Dienst taten, für die Demonstranten allerdings ebenso wenig.
    In einem Punkt schien der Chef der Sicherheitspolizei Recht gehabt zu haben. Den ganzen letzten Tag über waren Scharen von Demonstranten aus Norwegen und noch zahlreicher aus Dänemark in der Stadt eingetroffen. Diese hatten sich mit den Leuten aus dem eigenen Land vermischt und bildeten schon jetzt eine zusammenhängende Mauer von Norrtull bis ganz hinauf zum Sergelstorg und dem Reichstagshaus in Stockholms neu erbautem, noch provisorischem und nach Umweltgesichtspunkten geradezu katastrophalem Zentrum.
    Als die Uhr elf war, gelang es Martin Beck, seine drei anwesenden Mitarbeiter loszureißen und mit

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