Die Terroristen
einen Fall hatte ein Mann aus dem Ort auf offener Straße seine Frau, einen Mann, den er für den Liebhaber seiner Frau hielt, und danach sich selbst erschossen. Der Tatort war die Straße, und dort fand man die drei Leichen sowie die Mordwaffe. Alle Fingerabdrücke und andere Beweise konnten sichergestellt werden, und es erwies sich, dass sie stimmten. Die Polizei betrachtete nicht ohne eine gewisse Berechtigung den Fall als geklärt und legte die Papiere zu den Akten.
Die zweite Angelegenheit sah für den Uneingeweihten vielleicht leicht aus, erwies sich aber als unerwartet kompliziert. Ein in der Gegend bekannter Säufer namens Nelon Nelonsson war gegen sieben Uhr abends in das Konsumgeschäft des Ortes eingebrochen und hatte sich die ungeheuerliche Aufgabe gestellt, alles Bier, das es da gab, auszutrinken. Mehrere Personen hatten Nelon Nelonsson bei dem Einbruch beobachtet, und eine noch größere Zahl hatte mehrere Stunden lang sein immer betrunkener klingendes Johlen und Grölen gehört.
Die Polizei war benachrichtigt worden, aber die beiden Dienst habenden Polizisten waren unterwegs und fuhren in dem unbewohnten Land in einem Streifenwagen umher. Der Reichspolizeileitung war es nämlich trotz zähem Widerstand aller Instanzen geglückt, dem riesigen lappländischen Distrikt einen solchen Wagen aufzuzwingen. Dieses Auto war mit einem Fahrtenschreiber ausgerüstet, der die Polizei zwang, völlig unnötig Zehntausende von Kilometern herumzukutschieren. Im Ort gab es einen dritten Polizisten, doch der hatte seinen freien Tag und war so betrunken, dass er nicht einmal zum Tatort getragen werden konnte. Als der Streifenwagen nach einigen Stunden aus der Wildmark zurückkam, war das Bier ausgetrunken und Nelon Nelonsson verschwunden. Er wurde jedoch am Tag darauf auf dem Dachboden des Geschäfts schlafend angetroffen und geweckt, wollte aber nichts zugeben. Einige Zeit später zog er fort, ein Stück weiter nach Süden, und vielleicht weil ihm die ganze Geschichte ein gewisses Ansehen eingetragen hatte, beschloss er, Politiker zu werden. Er begann als sozialdemokratischer Gewerkschaftsprovokateur, erhielt aber bald feinere und achtbarere Posten innerhalb der großen Bluffpartei.
Die polizeilichen Ermittlungen waren eingestellt worden, und der Fall wurde als nicht zu lösen angesehen.
Einar Rönn hatte sich zu einem freundlichen und gefälligen Menschen entwickelt; vor die Wahl gestellt, Polizist oder Soldat zu werden, war er bei der Ordnungsmacht gelandet. Der seltsame Mangel an Logik, der die Leitung der Polizei so oft prägt, hatte dazu geführt, dass man ihn nach Südschweden geschickt hatte und er in Lund Dienst tun musste. Aber seine eigentliche Ausbildung zum Polizeibeamten hatte er so gut wie vollständig beim Dezernat für Gewaltverbrechen in Stockholm erhalten, in Milieus, die von einem Zynismus ohne Grenzen geprägt waren und einer Brutalität, die so roh und unverhüllt tierisch ist, dass die meisten Leute nicht glauben, dass es so etwas überhaupt gibt, bevor sie damit konfrontiert werden.
Nach einer Weile sagte Rönn: »Habt ihr diesen so genannten Plan schon Melander gezeigt?«
»Ja«, antwortete Martin Beck. »Er war es eigentlich, der auf die zugrunde liegende Idee kam.«
»Welche zugrunde liegende Idee? Selbst nicht dabei sein zu müssen?«
Gunvald Larsson und Martin Beck hatten es jetzt schwer, ihre Enttäuschung über die Schelte zu verbergen, die sie für ihre Planungsarbeit erhalten hatten. Aber Rönn ging plötzlich ans Fenster, blickte hinaus in den Schneeregen und entschied dann völlig ruhig:
»Ja, dann werde ich wohl mitmachen. Gib den Mist mal her, damit ich das noch mal durchlesen kann.«
Und nach etwa einer halben Stunde:
»Ich nehme an, dass ihr es euch so vorstellt, dass Gunvald durch die Tür hineinstürzt, während Martin vom Balkon der darüberliegenden Wohnung runterklettert.«
»Ja«, sagte Gunvald Larsson.
»Ja. Während ich mit Gebrüll aus der Wand hervorbreche. Na ja. Wann soll es losgehen?«
»Um welche Zeit essen sie?«, fragte Martin Beck.
»Die erste Mahlzeit um Punkt 9, und das pflegt ein ziemlich umfangreiches Mahl zu sein mit vielen Gerichten.«
»Dann holen wir uns die Japaner um 5 Minuten nach 9.«
»Ja«, stimmte Rönn zu. »Übrigens, Gunvald …«
»Ja?«
»Falls die Tür nicht abgeschlossen ist, denk dran, dass die Wohnung 12 Treppen hoch liegt. Wo sollen wir denn all diese Geräte herbekommen?«
» Straßenbauamt.«
»Und wer bedient die
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