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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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wir jetzt essen gehen?«
    Sie waren in ein teures Restaurant gegangen, wo der Oberkellner mit deutlichem Widerwillen auf ihre Holzbotten geblickt hatte. Sonst kam es selten vor, dass sie zum Essen ausgingen, denn Rhea kochte gerne und besser als die meisten Frauen.
    Danach waren sie nach Hause und ins Bett gegangen, womit eigentlich keiner von ihnen vorher gerechnet hatte.
    Seitdem waren beinahe zwei Jahre vergangen. Rhea Nielsen war häufig in dem Haus in Köpmangatan gewesen, und es blieb nicht aus, dass sie das Aussehen der Wohnung mit prägte. Das galt vor allem für die Küche, die schließlich kaum noch wieder zu erkennen war.
    Sie hatte auch ein Plakat, das Mao Tsetung darstellen sollte, über dem Bett aufgehängt. Martin Beck äußerte sich niemals zu politischen Fragen und hatte auch dazu nichts gesagt.
    Aber Rhea hatte versucht, ihn zu provozieren:
    »Wenn jemand auf den Gedanken kommen sollte, bei dir zu Hause eine Reportage machen zu wollen, müsstest du das wohl vorher wegnehmen. Wenn du zu feige bist, es hängen zu lassen.«
    Martin Beck hatte nicht geantwortet, aber der Gedanke an den Schock, den das Bild in gewissen Kreisen auslösen würde, ließ ihn sofort zu dem Entschluss kommen, es hängen zu lassen.
    Als sie am Abend des 5. Juni 1974 in die Wohnung kamen, begann Rhea als erstes damit, ihre Sandalen auszuziehen.
    »Diese verdammten Riemen scheuern. Aber nach einer Woche oder so ist das vorbei.«
    Sie warf die Dinger auf die Seite. »Schön«, sagte sie.
    Sie hatte auf dem ganzen Weg vom Rathaus bis zu seiner Wohnung praktisch ununterbrochen gesprochen. Das Gerichtsverfahren, das eher zufällige Urteil und die miserablen polizeilichen Ermittlungen hatten sie tief beeindruckt.
    »Vielleicht darf ich jetzt auch mal etwas sagen«, begann Martin Beck.
    »Na klar. Du weißt doch, dass ich zu viel rede. Aber du hast selbst zugegeben, dass das kein Charakterfehler ist.«
    »Vollkommen richtig. Jetzt habe ich dir übrigens so lange zugehört, dass ich anfange zu glauben, dass Redegewandtheit ein positiver Charakterzug ist, jedenfalls wenn der Betreffende etwas Sinnvolles zu sagen hat.«
    »Redegewandtheit ist ein schönes Wort.« Sie lachte.
    Martin Beck fuhr fort: »Ich habe beobachtet, dass du dich in einer der Pausen sehr angeregt mit Braxen unterhalten hast. Ich bin ganz einfach neugierig, worüber ihr gesprochen habt.«
    »Neugierde ist auch eine Tugend. Na, ich habe ihn nur auf einige Aspekte in der Sache hingewiesen, von denen ich zu Unrecht, wie sich später herausstellte, annahm, dass er sie übersehen hätte. Außerdem …«
    »Außerdem?«
    »Außerdem sprach ich mit ihm über die gleichen Dinge wie mit dir auf dem Weg hierher. Also über die Tatsache, dass wir die teuerste Polizei auf der Welt haben und dass diese Polizei trotzdem Ermittlungsergebnisse liefert, die so unbrauchbar sind, dass sie niemals an die Gerichte abgegeben werden dürften. Und die in einem echten Rechtsstaat unmittelbar an die Polizei zurückgewiesen werden würden.«
    »Und was hatte Braket dazu zu sagen?«
    »Dass man das von dem Rechtsstaat nicht so laut sagen sollte und dass die teure Ausrüstung der Polizei nur dazu da ist, das Regime und bestimmte privilegierte Klassen und Gruppen zu schützen.«
    »Er hätte hinzufügen können, dass die Verbrechensrate in unserem Land außergewöhnlich hoch ist.«
    »Und der zweite Teil der Frage: Warum reicht diese kolossale Polizeimacht nicht aus, eine ganz gewöhnliche Ermittlung durchzuführen? Eine Ermittlung, die sogar ich besser durchgeführt haben könnte? Es geht doch um die Zukunft der Leute und häufig sogar um ihr Leben? Beantworte mir das doch mal.«
    »Die Mittel der Polizei sind in den letzten Jahren ungeheuer aufgestockt worden, das stimmt. Aber ein sehr großer Teil davon wird in Reserve gehalten für spezielle Aufgaben. Welche das sind, davon habe nicht mal ich die geringste Ahnung.«
    »Das ist genau die gleiche Antwort, die ich von Braxen erhalten habe.«
    Martin Beck schwieg.
    »Aber du hast heute eine gute Tat vollbracht«, lobte Rhea. »Welcher Polizeibeamter hätte sich wohl bereit gefunden, diese Fragen zu beantworten.«
    Martin Beck schwieg immer noch.
    »Kein einziger. Und was du gesagt hast, hat dem Fall eine ganz neue Wendung gegeben. Das habe ich sofort gefühlt. Wenn ich Zeit hätte, würde ich viel öfter ins Rathaus zu den Gerichtsverhandlungen gehen. Das ist nützlich. Es schult und steigert das Einfühlungsvermögen. Man spürt sofort, wie die

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