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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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vermisst. Und das war Martin Beck.
    Als er vor mehr als zwei Jahren aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte er zudem auch noch Probleme persönlicher Art gehabt.
    Er hatte sich allein und isoliert gefühlt, etwas, das er früher nicht gekannt hatte. Der Fall, den er als Therapie-Arbeit zugeteilt bekam, war so einzigartig, dass er direkt aus einem Kriminalroman hätte stammen können. Es handelte sich um einen rätselhaften Todesfall in einem verschlossenen und verriegelten Raum. Die Ermittlungen waren irreführend und das Ergebnis wenig zufriedenstellend. Off hatte er das Gefühl gehabt, er selbst befände sich in dem verschlossenen Raum und nicht die mehr oder weniger uninteressante Leiche.
    Und dann hatte er plötzlich wieder Glück gehabt. Auch was den Fall anbetraf, denn er fand den Mörder, obwohl es Bulldozer Olsson bei dem nachfolgenden Prozess vorzog, den Angeklagten eines Mordes in Zusammenhang mit einem Bankraub zu überführen, den der Betreffende keineswegs begangen hatte. Das war übrigens das Verfahren, auf das Braket in der Verhandlung gegen Rebecka Lind hingewiesen hatte. Martin Beck hatte seit der Zeit keine rechte Meinung mehr von Bulldozer, denn die ganze Sache war absichtlich so gesteuert worden. Aber das machte nichts. Martin Beck war nicht nachtragend und unterhielt sich gern mit Bulldozer, auch wenn es ihn amüsierte, wenn er dem Oberstaatsanwalt einen Knüppel zwischen die Beine werfen konnte, so wie gerade heute.
    Das richtige Glück hatte er aber in Bezug auf Rhea Nielsen gehabt. Er hatte eine Frau getroffen, bei der er bereits nach zehn Minuten merkte, dass sie ihn interessierte, und die sich keine große Mühe gab, ihre Sympathie für ihn zu verbergen.
    Zu Beginn war vielleicht das Wichtigste für ihn gewesen, dass er in Kontakt zu einem Menschen gekommen war, der sofort verstand, was er meinte, und dessen Absichten und unausgesprochene Fragen er wiederum ohne Komplikationen und Missverständnisse erfühlte.
    So hatte es begonnen. Sie hatten sich off getroffen, aber immer nur bei ihr. Sie hatte eine Mietwohnung in Tulegatan und unterhielt dort, während des letzten Jahres allerdings immer lustloser, eine Art Kollektivhaushalt.
    Es hatte wochenlang gedauert, bis sie das erste Mal in die Wohnung in Köpmangatan gekommen war. Sie hatte das Essen zubereitet; Kochen gehörte zu ihren Interessen. Im Laufe des Abends hatte sich gezeigt, dass sie auch noch andere hatte und dass ihrer beider Interessen in diesem Punkt angenehm übereinstimmten.
    Es war ein schöner Abend geworden. Für Martin Beck vielleicht der schönste überhaupt.
    Am Morgen bereitete Martin Beck für sie beide das Frühstück und sah ihr zu, als sie sich ankleidete.
    Er hatte sie schon vorher mehrere Male nackt gesehen, hatte aber das deutliche Gefühl, dass es viele Jahre dauern würde, bis er sich sattgesehen haben würde.
    Rhea Nielsens Körper war kräftig, sie hatte eine gute Figur. Man konnte vielleicht sagen, dass sie ein wenig gedrungen oder untersetzt war, aber ebenso gut, dass sie einen ungewöhnlich funktionellen und harmonischen Körperbau hatte. Desgleichen hätte man sagen können, dass ihre Gesichtszüge unregelmäßig, jedoch kraftvoll und ausdrucksvoll waren.
    Es waren fünf Dinge, die er am meisten bei ihr liebte: den kompromisslosen Blick aus den blauen Augen, die flachen, runden Brüste, ihre großen hellbraunen Brustwarzen, das helle Schamhaar und ihre Füße.
    Rhea Nielsen lachte heiser. »Schau du nur her! Manchmal macht es Spaß, wenn man so angestarrt wird.«
    Sie zog sich den Slip an.
    Gleich danach frühstückten sie mit Tee, Toast und Marmelade.
    Sie sah nachdenklich aus.
    Martin Beck wusste, warum. Er war selbst bedrückt. Einige Minuten danach stand sie auf und sagte: »Vielen. Dank für eine unwahrscheinlich schöne Nacht.«
    »Ich danke dir ebenfalls.«
    »Ich rufe an. Wenn du meinst, dass es zu lange dauert, kannst du ja selbst anrufen.«
    Sie sah wieder nachdenklich und bekümmert aus. Dann schlüpfte sie in ihre roten Holzbotten und sagte abrupt:
    »Tschüs. Und nochmals vielen Dank.«
    Martin Beck hatte an diesem Tag frei. Als Rhea fort war, ging er ins Bad und duschte. Rieb sich trocken. Zog den Morgenrock an und legte sich aufs Bett.
    Er dachte nach, stand wieder auf und blickte in den Spiegel. Zweifellos sah er nicht wie 49 aus, aber er war es, daran war nicht zu rütteln. Soweit er das feststellen konnte, hatten sich seine Gesichtszüge in den letzten Jahren nicht nennenswert

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