Die Terroristen
Leute reagieren und wie ihre Ansichten sich ändern.«
Wenn es etwas gab, das Rhea Nielsen nicht in noch größerem Umfang benötigte, so war es Einfühlungsvermögen, aber Martin Beck vermied es, darauf hinzuweisen.
Sie betrachtete ihre Füße und sagte: »Hübsche Sandalen, aber sie scheuern verdammt. Schön, sie los zu sein.«
»Zieh den Rest auch aus, wenn du Lust hast.«
Martin Beck kannte diese Frau lange genug, er wusste alles über die Art und Weise, wie diese Situation sich weiter entwickeln konnte.
Entweder zog sie sich sofort aus, oder sie begann über etwas völlig anderes zu sprechen.
Rhea warf ihm einen Blick zu. Manchmal sahen ihre Augen aus, als ob sie das Licht reflektierten, dachte er. Dann öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder.
Stattdessen schlüpfte sie aus der Bluse und den Jeans, und bevor Martin Beck auch nur die Jacke aufgeknöpft hatte, lagen ihre Kleider auf dem Fußboden und sie selbst nackt auf dem Bett.
»Du scheinst es nicht sehr eilig zu haben«, sagte sie kichernd.
Sie war plötzlich guter Laune geworden. Das merkte er auch daran, dass sie beinahe die ganze Zeit flach auf dem Rücken lag, die Beine weit gespreizt von sich gestreckt, eine Stellung, die sie besonders reizvoll fand, womit nicht gesagt sein soll, dass sie sie immer oder auch nur häufig bevorzugte.
Es kam ihnen gleichzeitig, und für diesen Tag reichte es.
Rhea Nielsen wühlte im Kleiderschrank und fand eine lange lilafarbene Strickjacke, die offenbar ihr liebstes Kleidungsstück war und die sie nur schweren Herzens aus Tulegatan mitgenommen hatte.
Noch bevor sie die Jacke angezogen hatte, begann sie zu sprechen.
»Ein warmer Toast oder vielleicht drei oder fünf, das wäre jetzt das Richtige. Ich habe alles mögliche Feine eingekauft, Schinken und Pastete und den besten norwegischen Käse, den du je gegessen hast.«
»Ich glaube dir ja.«
Martin Beck stand am Fenster und lauschte auf das Geheul der Polizeisirenen, das sehr deutlich zu hören war, obwohl die Wohnung gut geschützt lag.
»In fünf Minuten ist es fertig«, sagte Rhea.
»Ich glaube dir immer noch.«
Es war jedes Mal dasselbe, wenn sie miteinander geschlafen hatten. Sie hatte dann jedes Mal einen Wolfshunger. Manchmal war es so eilig, dass sie nackt in die Küche hinausstürzte, um mit der Zubereitung zu beginnen. Dass sie darüber hinaus am liebsten warm aß, machte die Sache noch schwieriger.
Solche Probleme hatte Martin Beck nicht, bei ihm war es eher umgekehrt. Zwar hatte er keine Magenbeschwerden mehr, seitdem er seine Frau verlassen hatte; ob das an ihrer kräftigen, aber langweiligen Hausmannskost gelegen oder psychosomatische Ursachen gehabt hatte, war nicht leicht zu entscheiden. Aber es war immer noch so, dass er, besonders wenn er im Dienst war oder wenn sich Rhea außer Reichweite befand, seinen Kalorienbedarf mit ein paar halb vertrockneten Käsebroten und einigen Gläsern homogenisierter Milch decken konnte.
Aber Rheas warmen belegten Broten konnte er beim besten Willen nicht widerstehen.
Mit der gleichen Sicherheit, wie Bulldozer Olsson beinahe stets seine Prozesse gewann, passierte es so gut wie niemals, dass ihre Brote misslangen.
Martin Beck aß drei Stück und trank zwei Flaschen Hof. Rhea vertilgte sieben und trank dazu eine halbe Flasche Rotwein und war trotzdem noch so hungrig, dass sie eine Viertelstunde später wieder draußen war und im Kühlschrank nach etwas Essbarem suchte.
»Bleibst du heute Nacht hier?«, fragte Martin Beck.
»Ja, gern. Das scheint heute ein solcher Tag zu sein.«
»Was für ein Tag?«
»Ein Tag, an dem es uns beiden passt, natürlich.«
»Ach so, so ein Tag.«
»Wir können ja den Tag der schwedischen Flagge feiern oder den Namenstag des Königs. Wir müssen uns etwas Originelles ausdenken, wenn wir aufwachen.«
»Das wird sich bestimmt machen lassen.«
Rhea machte es sich im Sessel bequem. Die meisten, die sie gesehen hätten, wären sicher der Meinung gewesen, dass sie lächerlich aussah in dieser eigenartigen Stellung und mit der geheimnisvollen langen Strickjacke.
Aber Martin Beck störte das nicht. Nach einer Weile sah es so aus, als ob sie schlief, aber in dem Moment begann sie:
»Jetzt fällt mir ein, was ich sagen wollte, gerade als du mich vergewaltigt hast.«
»Aha, was denn?«
»Dieses Mädchen Rebecka Lind, was wird aus ihr?«
»Nichts. Sie ist doch freigesprochen worden.«
»Manchmal sagst du wirklich dumme Sachen. Ich weiß auch,
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