Die Terroristen
Rücksitz, während Äsa fuhr.
Keiner von ihnen sagte auf dem Weg zu Polishuset ein Wort.
10
E s dauerte beinahe drei Stunden, bis Sture Hellström den Mord an Walter Petrus zugab.
Dagegen nahm es nur kurze Zeit in Anspruch, festzustellen, dass es sich bei der Eisenstange, die als Mordwaffe benutzt worden war, um das fehlende Stück in dem Gitter handelte, das Martin Beck in Hellströms Arbeitsraum gefunden hatte.
Mit diesem Beweis konfrontiert, behauptete Hellström, dass die Stange bereits gefehlt hätte, als er das Gitter vor sechs Jahren an sich nahm.
Die technische Untersuchung des Fußbodens hinter den Holzkisten in Maus Lundins Garage erbrachte als Resultat den deutlichen Abdruck einer Schnalle der gleichen Sorte, die Hellströms Gürtel zierte. Außerdem zwei Fußabdrücke, ebenso unvollständig und verwischt wie die, die man im Garten gefunden hatte, aber sie stammten ohne Zweifel von den Sohlen eines Turnschuhpaares, das in Sture Hellströms Schrank gefunden wurde. Außerdem fand man einige Haare und Fäden von blauem Baumwollstoff.
Während Martin Beck das Material, das Sture Hellström immer fester an den Mord band, geduldig aufzählte und erklärte, bestritt dieser mit der gleichen Geduld. Er sagte nicht viel, schüttelte nur den Kopf und steckte sich eine Zigarette nach der anderen an.
Martin Beck hatte Tee und Zigaretten holen lassen, etwas zu essen hatte Hellström abgelehnt.
Es hatte wieder zu regnen angefangen, das eintönige Prasseln gegen die Fensterscheiben und das graue Tageslicht in dem immer mehr von Rauch gefüllten Zimmer schafften eine zeitlose und isolierte Stimmung im Raum.
Martin Beck blickte auf den Mann vor sich. Er hatte versucht, mit ihm über seine Kindheit und Jugend zu sprechen, über seinen Kampf ums Dasein für sich und seine Tochter, über seine Bücher, über seine Gefühle für seine Tochter und über seine Arbeit. Zu Beginn hatte der Mann mit hartnäckigem Trotz geantwortet, war aber nach und nach immer wortkarger geworden, und jetzt saß er schweigend mit gebeugten Schultern da und blickte sorgenvoll auf den Fußboden.
Martin Beck schwieg ebenfalls und wartete.
Schließlich richtete sich Sture Hellström auf und blickte Martin Beck an.
»Ich habe eigentlich nichts, wofür es sich noch zu leben lohnt«, begann er. »Er hat meine Tochter vernichtet, und ich habe ihn so sehr gehasst, wie ein Mensch nur hassen kann.«
Er saß wieder eine Weile still da und blickte auf seine Hände. Er hatte Schmutzränder unter den eingerissenen, stumpfen Nägeln. Dann hob er wieder den Kopf und sah hinaus in den strömenden Regen.
»Ich hasse ihn immer noch, obwohl er tot ist.«
Nachdem Sture Hellström sich entschlossen hatte auszupacken, brauchte Martin Beck nur noch hin und wieder eine Frage einzuwerfen.
Er berichtete, dass er sich auf der Rückfahrt von Kopenhagen vorgenommen hatte, Petrus umzubringen. Seine Tochter hatte ihm erzählt, was Petrus mit ihr gemacht hatte, und diese Schilderung hatte ihn wie ein Schock getroffen. Er hatte von dem, was da vorgegangen war, keine Ahnung gehabt.
Schon als Kiki noch zur Schule ging, hatte Petrus sie in sein Büro gelockt. Es hatte ziemlich lange gedauert, bis sie sich dorthin gewagt hatte, aber er redete nur über ihren ungewöhnlichen Charme und ihre besondere Ausstrahlung und versprach ihr eine Rolle in einem seiner Filme, und dann würde ihr Glück gemacht sein.
Gleich beim ersten Mal, als sie ihn besuchte, bot er ihr Haschisch an. Sie kam weiterhin zu ihm, und er ging bald dazu über, ihr Amphetamin und Heroin zu geben. Nach einer gewissen Zeit war sie völlig von ihm abhängig und willigte ein, in seinen Filmen mitzuspielen, wenn er sie nur mit Rauschgift versorgte.
Als sie die Schule verließ und von zu Hause wegzog, war sie bereits süchtig und konnte nicht mehr mit den Mengen auskommen, die Petrus ihr gab. Sie begann, mit anderen Süchtigen zusammenzuleben, verbrachte ihre Zeit an Orten, wo andere Süchtige waren, und prostituierte sich, um zu Geld zu kommen.
Schließlich war sie mit einer Gruppe Jugendlicher nach Kopenhagen gefahren und dort geblieben.
Als ihr Vater sie fand, hatte sie zugegeben, dass sie sich hoffnungslos verrannt hätte und nicht die Kraft aufbrächte, etwas dagegen zu tun. Ihr Bedarf war jetzt sehr groß, und sie musste hart arbeiten, um genügend für ihre täglichen Dosen zusammenzubekommen.
Er hatte alles ihm Mögliche versucht, um sie zu bewegen, mit ihm nach Hause zu kommen und eine
Weitere Kostenlose Bücher