Die Terroristen
Entziehungskur zu machen, aber sie hatte geantwortet, dass sie sowieso keine Lust hätte, noch lange zu leben, und bis zu ihrem letzten Schuss weitermachen wollte, von dem sie annahm, dass er nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
Zuerst hatte Sture Hellström sich selbst Vorwürfe gemacht, aber als er daran dachte, was für ein begabtes und nettes Mädchen seine Tochter gewesen war, bevor Walter Petrus sich ihrer annahm, begann er einzusehen, dass es allein dessen Schuld war.
Er hatte bemerkt, dass Petrus regelmäßig Maud Lundin besuchte, und entschloss sich, ihn dort zu töten. Er begann Petrus nach Rotebro zu folgen und stellte fest, dass er häufig morgens eine Weile allein in dem Haus war.
In der Nacht zum 7. Juni, als er wusste, dass Petrus zu Maud Lundin wollte, nahm er den Zug nach Rotebro, wartete in der Garage, bis es Morgen wurde, ging ins Haus und schlug Petrus tot, bevor dieser überhaupt nur merkte, was los war.
Das war das einzige, was er bereute. Mit der Waffe, die er zur Verfügung hatte, war er gezwungen, Petrus zu überraschen. Wenn er eine Schusswaffe gehabt hätte, mit der er Petrus hätte bedrohen können, hätte er seinem Opfer vorher erzählt, dass es sterben müsse und aus welchem Grund.
Er hatte das Haus durch die Hintertür verlassen, war über das Feld in den Wald und durch einen alten zugewachsenen Garten gegangen, bis er auf Enköpingsvägen kam. Dann war er zurück zum Bahnhof gegangen, hatte den Zug zum Hauptbahnhof genommen, war zur Östra Station gefahren und mit dem Djursholmszug nach Hause.
Das war alles.
»Ich hätte nie geglaubt, dass ich einen Menschen töten könnte«, sagte Sture Hellström. »Aber als ich meine Tochter so tief, wie ein Mensch nur sinken kann, im Dreck versunken vorfand, während dieses reiche, fette und selbstzufriedene Schwein munter umherstolzierte, gab es für mich keine andere Wahl. Ich fühlte mich beinahe erleichtert, als ich mich entschlossen hatte.«
»Aber damit war Ihrer Tochter auch nicht geholfen«, bemerkte Martin Beck.
»Nein. Der ist jetzt nicht mehr zu helfen. Mir übrigens auch nicht.«
Sture Hellström schwieg eine Weile, dann sagte er:
»Vielleicht waren wir von Anfang an verloren, Kiki und ich. Aber ich glaube trotzdem, dass ich das Richtige getan habe. Jetzt kann er jedenfalls keinem mehr schaden.«
Martin Beck saß da und blickte auf Sture Hellström. Der sah müde aus, schien aber ganz ruhig zu sein. Keiner von ihnen sagte etwas. Schließlich stellte Martin Beck das Tonbandgerät ab, das die ganze letzte Stunde über gelaufen war, und stand auf.
»Gehen wir.«
Sture Hellström erhob sich sofort und ging vor Martin Beck her auf die Tür zu.
11
M itte August musste Rebecka Lind ihre Wohnung in Söder räumen.
Das Haus war alt und in sehr schlechtem Zustand, und nun sollte es abgerissen werden, damit auf dem Grundstück ein neues Wohnhaus gebaut werden konnte, für das der Besitzer mindestens das Dreifache an Miete verlangen konnte, nachdem er es mit allen minderwertigen, aber modernen Bequemlichkeiten und unnötigen Attributen von schlechter Qualität, aber luxuriösem Aussehen ausgestattet hatte.
Jedenfalls war es so auf dem Stockholmer Wohnungsmarkt üblich, aber davon wusste Rebecka Lind nicht viel. Außerdem wohnte sie zur Untermiete, hatte keinen Vertrag und konnte nicht wie die übrigen Mieter Anspruch auf eine gleichwertige Wohnung oder eine Wohnung in einem Vorort mit etwa vergleichbarer Miete anmelden. Auch wenn sie einen Vertrag gehabt hätte, hätte sie den wahrscheinlich nicht gelesen oder sich nicht darum gekümmert, dass sie ihr Recht erhielt.
Als die Frist von einem Monat abgelaufen war, zog sie mit ihrer kleinen Tochter und ihren wenigen Habseligkeiten zu Freunden im gleichen Stadtviertel, die sich eine große Wohnung teilten, welche ebenso minderwertig und vom Abriss bedroht war.
Eines der Zimmer stand zufällig leer, und sie konnte da wenigstens eine Zeit lang unterkommen. Es lag hinter der Küche, eine kleine Kammer, die früher einmal das Hausmädchen oder die Köchin beherbergt hatte.
Rebecka möblierte diesen Raum mit ihrer Matratze, vier rot lackierten Bierkästen, die als Regale ihren Dienst taten, einem großen Spankorb mit Bettwäsche, Handtüchern und Kleidung und mit Camillas Bett, das Jim vor seiner Abreise gezimmert hatte.
Einen kleinen Reisekoffer, den sie bei sich gehabt, seit sie von zu Hause fortgegangen war, jedoch niemals richtig ausgepackt hatte, schob sie unter Camillas
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