Die Terroristen
Bett. In dem Koffer lagen Zeichnungen, die sie in der Schule gemacht hatte, Fotos, Briefe und, in einen alten bestickten Wandbehang eingewickelt, einige Kleinigkeiten, die sie von der Tante ihrer Mutter geerbt hatte. Da lag auch ein Tagebuch, das sie zu ihrem 15. Geburtstag von ihrer Mutter bekommen hatte. Sie hatte selten etwas hineingeschrieben, die letzte Eintragung war über ein Jahr alt. Sie lautete: Ich habe darüber nachgedacht, ob ich arbeiten oder weiter zur Schule gehen soll. Man muss ja Geld haben in dieser komischen Welt. Das ist der Nachteil daran. Die meisten Menschen auf der Welt lieben nur das Geld an Stelle ihrer Mitmenschen, aber ich glaube, sie wachen auf und erkennen die richtige Wirklichkeit, statt weiter in Illusionen zu leben.
Rebecka war zufrieden, ein Dach über dem Kopf zu haben, und fühlte sich wohl zwischen ihren Freunden und in ihrem kleinen Zimmer, das auf einen großen Hinterhof hinausging, auf dem zwei hohe Bäume ihre grünen Kronen ausbreiteten.
Sie wartete immer noch darauf, dass Jim von sich hören lassen würde. Wenn jemand aus ihrem Freundeskreis ihr riet, ihn zu vergessen, da er sie ja offensichtlich im Stich gelassen hätte, antwortete sie nur ganz ruhig, dass sie ihn zu gut kenne, um glauben zu können, dass er sie ohne ein Wort der Erklärung sitzen ließe.
Sie wusste, dass ihm etwas zugestoßen sein musste, und ihre Unruhe wuchs von Tag zu Tag.
Bereits ehe sie den fatalen Versuch unternommen hatte, Geld für die Amerikareise zu leihen, hatte sie einen Brief an Jims Eltern an die Adresse geschrieben, die er ihr hinterlassen hatte. Sie hatte keine Antwort erhalten. Es hatte ihr große Mühe gemacht, den Brief aufzusetzen; das Englisch, das sie in der Schule gelernt hatte, war in dem Jahr mit Jim zwar bedeutend besser geworden, aber sie hatte große Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung.
An einem Tag im Januar, als Jim die amerikanische Botschaft aufsuchte, war sie mitgekommen und hatte draußen gewartet. Ungefähr einen Monat nach der Gerichtsverhandlung ging sie wieder hin, um Hilfe zu erbitten, aber als sie versuchte, sich durch eine große Schar von Demonstranten zu drängen, die sich aus irgendeinem Grund ein kurzes Stück von dem imponierenden Gebäude entfernt versammelt hatten, wurde sie brüsk und grob von einem Polizisten weggeschoben. Sie stellte fest, dass das ganze Gelände um die Botschaff herum von der Polizei abgeriegelt war, und ein Mädchen unter den Demonstranten erzählte ihr, dass in der Botschaft ein Empfang gegeben wurde.
Dass es der amerikanische Nationalfeiertag war, davon hatte sie keine Ahnung, und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder auf den Weg zur Botschaft machte, ängstlich, ob dort nicht wieder irgendein Fest gefeiert wurde. In Botschaffen wurde off gefeiert, das hatte sie gehört, und ihrer Ansicht nach war es deren Aufgabe, Feste zu veranstalten.
Diesmal gab es keine Polizeisperre, nur zwei uniformierte Männer mit Handfunksprechgeräten, die gemächlich auf dem Bürgersteig unten vor der Treppe zum Eingang auf und ab gingen.
Sie sprach mit einem Mann in blauem Anzug und mit rauchfarbener Brille, der hinter einem Schreibtisch im Eingang saß. Sie versuchte, ihm ihr Anliegen zu erklären. Während er ihrem gestammelten Englisch zuhörte, das immer schlechter wurde, weil sie nervös war, verschwand sein freundliches Lächeln immer mehr, und schließlich teilte er ihr kurz angebunden mit, dass sie sich mit ihrem Problem woanders hinwenden müsste.
Wohin, sagte er nicht.
An einem Abend, als Camilla eingeschlafen war, setzte sie sich mit gekreuzten Beinen auf ihre Matratze, und mit einer der Bierkisten als Tisch schrieb sie einen zweiten Brief an Jims Eltern.
Dear Mister and Missis Cosgrave, schrieb sie langsam und bemühte sich, die Buchstaben so deutlich wie möglich zu schreiben.
Sins Jim left me and our dauhter Camilla in Januari I have notherdfrom him. Itis now 5 months that havegon. Doyou now were he is? I am worryd about him and it wold be very nice ifyou cold write me a letter and say ifyou now wat has happend to him. I now that he wold write to me ifhe cold, becouse he is a verygod and honest boy and he loves me and our little dauhter. She is nou 6 month and a veryfine and beutiful girl. Pleas, Mister and Missis Cosgrave, write to me and teil wat has happend to Jim. With many thanks and best greetings. Rebecka Lind.
Sie hatte von einem Freund einen Luftpostumschlag bekommen, und als sie den zugeklebt hatte, schrieb
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