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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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unübersehbaren Kinderschar, die Stewart mit einer unwirschen Geste ins Haus zurückscheuchte.
    John hatte sich das schulterlange Haar zurückgebunden, und auf die schwarze Augenbinde von Cuninghames Söldner hatten er und seine Kameraden ganz verzichtet, weil man damit in den Highlands keinen Eindruck schinden konnte. Außerdem schienen sich seine Augen langsam an die Lichtempfindlichkeit zu gewöhnen. In einer höflichen Geste nahm er seinen schwarzen Filzhut ab und verbeugte sich leicht.
    »Fáilte mhōr, shean charaid – Seid gegrüßt, alter Freund.«
    »Was wollte ihr?«, schnarrte Stewart unfreundlich, wobei er die Lider ebenso zusammenkniff wie John.
    »Essen und schlafen«, raunte John unmissverständlich.
    Der Alte musterte die anwesenden Männer, dann fiel sein Blick auf die völlig übermüdeten Frauen. »Zu dieser Zeit?«
    »Würde ich es sonst sagen?« John war zwar gekleidet wie ein Söldner aus den Lowlands, aber er hatte in weichem Gälisch gesprochen, das für seinen Clan typisch war. Für Stewart, dessen Augenlicht bereits nachgelassen hatte, ein Grund, näher heranzuhumpeln, damit er seinen Besucher genauer betrachten konnte.
    »Heilige Maria«, flüsterte der Alte leise, nachdem er sich John auf Armeslänge genähert hatte. »Wenn das nicht Iain Mhic Dhonnchaidh ist, fresse ich mein Holzbein samt Krücke.«
    John grinste. »Ich dachte schon, du erkennst mich nicht mehr.« Er trat auf den erstaunt blickenden Mann zu und umarmte ihn fest. Danach ging er auf Abstand und strahlte sein überraschtes Gegenüber mit ehrlicher Freude an.
    »Willkommen zu Hause«, murmelte Stewart mit beherrschter Miene. »Ich dachte, du wärest längst unter die Hufe unserer Feinde geraten. Es hieß, wer nicht zusammen mit Montrose die Flucht ins Exil antreten konnte, wurde verhaftet und in Ketten gelegt.«
    John schlug dem Alten kameradschaftlich auf die Schulter. »Täuschen und Tarnen«, bemerkte er lachend. »War es nicht das, was man uns in der Armee beigebracht hat?«
    »Heißt das, du warst im Exil?«
    »Nicht ganz«, erwiderte John. »Aber wenn du mir und meinen Begleitern einen Drink spendierst, könnte ich deine Neugier befriedigen.«
    »Kommt rein und seid meine Gäste.« Erstaunlich schnell hatte Stewart zu blendender Laune gefunden. »Hey, Peg«, brüllte er quer über den Hof. »Sag den Kindern, es besteht keine Gefahr. Sie können rauskommen und die Pferde versorgen. Es sind Camerons Leute. Richte die Stube und bring uns den guten Whisky!«
    John wollte Madlen vom Pferd helfen, doch sie war längst allein abgestiegen und hatte einem der größeren Jungen die Zügel beider Tiere übergeben.
    Peg, die Mühe hatte, sechs temperamentvolle Bälger zu bändigen, beäugte Madlen und Rosie argwöhnisch, als die beiden Frauen sich anschickten, ins Haus zu gehen. Zumal Madlen die zerfetzte und viel zu große Uniform eines Soldaten trug. Wilbur erfreute sich verhaltener Aufmerksamkeit, als einer von Stewarts jüngeren Söhnen auf den Hof hinausstürmte und ihn fragte, ob er ein Engländer sei. Jimmy, so hieß der kleine Kerl, hatte wohl noch nie zuvor einen Mohren gesehen.
    »Wie kommst du darauf, dass er ein Engländer ist?« Malcolm, der nun auch von seinem Pferd abgestiegen war, sah den rothaarigen Jungen neugierig an.
    »Vater sagt immer«, krakeelte Jimmy vorlaut, »die Engländer sehen aus wie die Affen. Und sieht er nicht aus wie ein Affe?«
    Wilbur blitzte den Jungen böse an. »Selber Affe«, schimpfte er, und Ruaraidh, der ihm zur Seite stand, fuhr ihm mit einer Hand tröstend über die schwarzen Locken. »Er hat es nicht so gemeint«, beschwichtigte er Wilburs Entrüstung. Dann warf er Jimmy einen fragenden Blick zu. »Und du? Hast du je einen Affen gesehen?«
    »Nein.«
    »Siehst du!« Ruaraidh klopfte Wilbur bestätigend auf die Schulter. »Er weiß gar nicht, wie ein Affe aussieht.«
    Wilbur setzte eine versöhnliche Miene auf. »Kannst du wenigstens lesen und schreiben?«
    Jimmy schüttelte den Kopf und sah beschämt zu Boden.
    »Ich könnte es dir beibringen«, entgegnete Wilbur mit jovialer Miene. »Dann könntest du bei Gelegenheit nachlesen, wo ich geboren wurde. Aber das dauert länger, und deshalb will ich versuchen, es dir zu erklären, sobald wir Zeit dazu haben«, fügte er altklug hinzu. »Dort, wo ich herstamme, haben alle Menschen eine so dunkle Hautfarbe wie ich.«
    Jimmy war vor Staunen der Mund offen stehen geblieben. Mit dem Ärmel seines zerschlissenen Hemdes wischte er sich den Rotz

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