Die Teufelshure
zusammengezogen, die auf Seiten der Monarchie stehen und notfalls für sie kämpfen werden.«
John seufzte schwer. »Eigentlich war Politik noch nie meine Sache«, bekannte er mit gedämpfter Stimme. »Erst recht nicht, wenn niemand mehr weiß, wo oben und unten ist. Aber manchmal bleibt einem einfach keine andere Wahl, weil von allen Seiten erwartet wird, dass ein Mann sich zu seiner Loyalität bekennt. Ganz gleich, wen sie betrifft.«
Stewart lachte unfroh, und dann sah er Madlen an, die sich denken konnte, was John mit seinen Andeutungen meinte. Er würde für seinen Laird kämpfen müssen, sobald er in seinen Clan zurückgekehrt war. Unabhängig davon, wie dort die politische Stimmung sein würde.
»Lediglich die Katholiken ziehen mal wieder den Kürzeren«, fügte Stewart hinzu und dabei sah er John mitleidig an. »Gleichgültig, wer gewinnt. Ihr Papisten seid keinesfalls im Geschäft, was die Mitbestimmung in den Armeen betrifft. Es gibt kaum noch katholische Offiziere in den großen Regimentern. Deinesgleichen wird man allenfalls als Musketenfutter dulden.« Paddy und Ruaraidh hatten aufgehört zu essen und sahen Stewart mit besorgter Miene an. »Man spricht davon, dass die Gesetze gegen die Papisten verschärft werden sollen. In manchen Gegenden werden selbst heimliche Messen strengstens verfolgt und Priester gehenkt, wenn sie sich nicht rechtzeitig aus dem Staub machen und in gegnerische Hände fallen. Man will das Übel sozusagen mit der Wurzel ausrotten. Also solltest du dich mit deiner Heirat beeilen, bevor es zu spät ist. Wer weiß, ob du in nächster Zeit noch einen Priester auftreiben kannst.«
Nach dem Essen brachten Stewarts Söhne die Pferde in einen Unterstand. Seine Frau richtete den Gästen eine Schlafstatt in der Scheune. Madlen war so müde, dass es ihr vollkommen gleichgültig war, wo sie ihr Haupt niederlegen konnte.
Rosie folgte Paddy hinter einen Holzverschlag. Paddy hatte zuvor ein wenig mit ihr geschäkert und ihr etwas zugeraunt, das Madlen nicht verstanden hatte. Mit anzüglichen Blicken, die sie John und nicht Paddy zuwarf, legte sich die dralle Blondine auf das provisorische Lager. Stewarts Frau hatte einen ganzen Stapel karierter Decken gebracht. Durch eine lückenhafte Bretterwand konnte Madlen beobachten, wie Paddy sich zusammen mit seiner Freundin hinter dem Verschlag eine halbwegs gemütliche Schlafstatt bereitete. John hatte sich an den Satteltaschen zu schaffen gemacht, während die übrigen Männer zusammen mit Wilbur ein Lager in der Nähe des Scheunentores aufgeschlagen hatten. Im Innern der Hütte herrschte ein schummeriges Licht. Madlen schaute erstaunt auf, als John zu ihr zurückkehrte und seine Decke direkt neben ihre legte.
Doch bevor sie etwas dazu sagen konnte, sah sie, dass er das mit Silber beschlagene Buch mitgebracht hatte, auf dem der fünfzackige Stern aufgebracht war. Der Rubin in seiner Mitte fesselte ihren Blick. Ihr Herz klopfte hart, als John sich neben ihr niederließ und den Buchdeckel vor ihren Augen öffnete.
Als sie sich abwenden wollte, fasste er sie am Arm und zwang sie, ihn anzuschauen. Es tat ihr weh, seine Nähe zu spüren, die Tiefe seiner grün schimmernden Augen, die ihn anschauten, als ob er zum Grund ihrer Seele vordringen wollte.
»Sag mir die Wahrheit«, flüsterte er rau. »In Gottes Namen – hast du eine Ahnung von dem, was in diesem Buch steht?«
»Nein«, erwiderte sie mit erstickter Stimme. »Chester hat seine Machenschaften stets vor mir geheimgehalten.«
»Wenn du mir die Wahrheit verschweigst«, bemerkte er mit leiser drohender Stimme, »werde ich es herausfinden. Und dann gnade dir Gott.«
Madlen erschauerte unter seinem eindringlichen Blick. Sie wollte ihm ausweichen, doch er ließ sie nicht los.
»Ich habe mit ansehen müssen«, erklärte er mit bitterer Stimme, »wie unter Cuninghames satanischem Treiben fünf meiner Gefährten grausam gestorben sind. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum. Wenn ich dir je etwas bedeutet habe, musst du mir sagen, was mit ihnen geschehen ist.«
Madlen spürte, wie sich ihre Kehle verengte, und sie meinte kaum noch atmen zu können. Sie hatte die ganze Zeit über befürchtet, dass John und seine Kameraden von Cuninghame und seinen Gefolgsleuten gefoltert worden waren, aber dass es so furchtbar gewesen war, hatte sie nicht geahnt. Gerne hätte sie mehr erfahren, doch sie wagte es nicht, ihn danach zu fragen. »Ich schwöre beim Leben meiner Mutter, ich weiß es nicht«,
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