Die Teufelsrose
Mann in einem abgetragenen schwarzen Anzug geöffnet. »Bitte hier entlang, Monsieur Savary«, sagte er.
Sie folgten ihm durch einen dunklen Korridor. Der Geruch von Weihrauch und Kerzen, der die Luft schwängerte, war beinahe übelkeiterregend. Auf beiden Seiten des Gangs gingen kleine Kapellen ab, und in den meisten von ihnen war ein Leichnam in einem offenen Sarg aufgebahrt, damit Verwandte und Freunde Abschied nehmen konnten.
Devlin sagte: »Vielen Dank, aber ich würde es lieber anders machen.«
»Spielt das wirklich eine Rolle?« fragte Anne-Marie. »Wenn man tot ist, ist man tot.« Sie blieben in einer Türöffnung stehen, um einen alten Mann zu betrachten, der aufgestützt in einem mit schwarzem Satin ausgeschlagenen Sarg lag. Er trug einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd mit Krawatte, seine Haare waren glatt gekämmt, sein Gesicht war mit Büh nen-Make-up geschminkt, die Lippen zinnoberrot. »Was kann es ihm schon ausmachen, daß sie ihn in einen Freak aus dem Wachsfigurenkabinett verwandelt haben?«
»Sie meinen, solange seine Mutter es schön findet?« Devlin schauderte zusammen. »Vielen Dank. Als schlechter Katholik werde ich in meinem Testament bestimmen, eingeäschert zu werden.«
Am Ende des Gangs machte der alte Mann eine Tür auf und trat zur Seite. Sie gingen in den Raum, in dem die Toten vor dem Aufbahren gewaschen und, falls gewünscht, einbalsamiert wurden. Dr. Cresson stand, wie immer mit einer Zigarette zwischen den Lippen, an einem Ausguß aus Stein und redete mit einem winzigen, rattengesichtigen Mann, der einen glän zenden blauen Anzug trug und eine schwarze Tasche in der Hand hatte.
Cresson wandte sich ihnen zu und begrüßte sie: »Ah, da sind Sie ja.«
In der Mitte des Raums standen zwei lange Tische, auf denen jeweils eine mit einem Tuch bedeckte Leiche lag.
»Geht alles nach Plan?« fragte Jean-Paul.
»Ich denke. Sie sind beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«
»Können wir sie sehen?«
»Das würde ich nicht empfehlen. Es sei denn, Sie stehen auf sowas. Sie sind kein angenehmer Anblick.«
»Reicht die Ähnlichkeit?«
Cresson nickte. »Ich glaube schon. Ich muß natürlich noch ein bißchen an ihnen arbeiten.« Er winkte den rattengesichtigen Mann her. »Das ist Mr. Black, der Tätowierer, von dem ich gesprochen habe. Er ist Engländer, lebt aber schon seit einiger Zeit in Marseille. Mr. Black – das ist Jean-Paul.«
Jean-Paul nahm die Hand des Kleinen.
»Sehr angenehm«, sagte Black. »Kann ich jetzt anfangen?«
»Selbstverständlich.« Jean-Paul wandte sich an Cresson. »Haben Sie die Zahlen?«
»Ja.«
»Dann müssen Sie nur noch aufpassen, daß sie nicht ver
wechselt werden.«
Anne-Marie und Devlin sahen fasziniert zu, wie der kleine Mann seine Tasche aufmachte, eine batteriegetriebene Täto wiernadel und eine Flasche mit Farbe herausholte und an die Arbeit ging.
»Eine Kleinigkeit, aber sehr wichtig«, sagte Jean-Paul.
Während sie zusahen, tätowierte der Kleine Brosnans Num
mer sorgfältig auf den Unterarm der größeren Leiche. Er rieb die Farbe ein, tupfte das Fleisch ab und hielt den Arm hoch.
»Zufrieden, Monsieur Savary?«
»Wunderbar«, sagte Jean-Paul. »Sie sind ein wahrer Künst
ler, mein Freund. Und jetzt mein Vater, Nummer zwei-acht neun-eins-sieben.«
»Sofort, Monsieur.«
Jean-Paul wandte sich an Anne-Marie und Devlin: »Ich den
ke, der Rest liegt in der Hand des Schicksals.«
Barry beobachtete durch ein Fernglas von einem erhöhten Punkt zwischen Bäumen an der Straße 200 Meter nördlich vom Flugplatz Brisingham, wie die Transportmaschine der Bun deswehr entladen wurde. Er konnte nur zwei Fahrzeuge sehen, einen Dreitonner und einen Jeep. Die Bundeswehrsoldaten luden drei Kisten auf die Pritsche des Lasters und kletterten dann nach.
Ihr Offizier redete noch eine Weile mit einem jungen Mann
in der Uniform eines Captains der britischen Armee. Dann stiegen die beiden in den Jeep, der, gefolgt von dem Lkw, über die geteerte Piste fuhr. Barry wartete noch, bis beide Fahrzeuge das Tor passierten und auf die Straße einbogen. Dann sprang er in den Land Rover.
Nach Barrys Abfahrt hatte sich das Nieseln in einen kräftigen Landregen verwandelt, so daß es alles andere als angenehm war, hinter der grauen Steinmauer und den Bäumen an der Straße hocken zu müssen, um nicht gesehen zu werden. Varley hatte eine kleine Flasche
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