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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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Vivien endlich gefunden hatte.
    »Noto, ich muß Luboš das Auto heute zurückgeben. Ein Kratzer und es ist um mich gescheh …«
    »Später!«
    Er wählte schnell die Nummer und wartete ungeduldig auf ihre Stimme. Er hatte ihr viel zu sagen. Daß er sie liebe, daß er sie immer geliebt habe, daß sie füreinander bestimmt seien und daß …
    Sie nahm selbst ab, aber er merkte ihrer Stimme sofort an, daß etwas nicht stimmte.
    »Vivien, wo warst du gestern abend?«
    »Mischa, hör zu. Hör gut zu. Du darfst nicht nach mir suchen.«
    »Warum nicht? Warum bist du weggegangen?«
    »Versprich mir, daß du nicht nach mir su …«
    Dann erklang ein Stöhnen, als ob sie von jemandem geschlagen würde.
    »Vivien? Vivien!«
    »Wie launenhaft Frauen doch sein können, was? In einem Moment schwören sie einem ewige Treue, und dann wollen sie nichts mehr mit einem zu tun haben.«
    Es war die Stimme von Valdin.
    »Laß sie in Ruhe, Valdin. Du hast verloren.«
    »Von wegen. Wir gehen einfach zu Plan B über.«
    Dann legte er mit sachlichen Worten seinen allerletzten Trumpf auf den Tisch.

40
    D ie Zahlen auf der Einladung waren für ein Navigationssystem bestimmt. Eine sanft sprechende Frauenstimme führte ihn nun aus der Stadt, in Richtung Süden. Es war, als ob sie ihm den Weg wiese, zurück nach Paris.
    Zweimal sah er Polizeiautos vorbeifahren. Sie beachteten ihn gar nicht. Auch am Grenzübergang wartete niemand. Dann war er wieder in Frankreich. Wenn sie ihn hier schnappen würden, würden sie ihn nie mehr gehen lassen. In seiner Gesäßtasche fand er eine Kreditkarte, mit der er tanken konnte. Bröll würde schon nichts dagegen haben. Notovich hatte unerträgliche Kopfschmerzen, wahrscheinlich vom Alkohol, von der Anspannung und der Erschöpfung der letzten Tage. Im Supermarché neben der Tankstelle kaufte er eine Schachtel Aspirin. Er spülte drei Tabletten mit Cola light hinunter, aber als er ins Freie trat, begann sich alles zu drehen, und er kotzte sie wieder aus. Er zerkaute ein paar weitere Aspirin, ohne Cola.
    Die sanfte Frauenstimme schickte ihn bei Paris von der Autobahn. Er hatte keine Ahnung, wo sie hinwollte. Die Route schien zuerst ins Zentrum zu führen, doch dann folgten in hohem Tempo einige rätselhafte Abzweige. Er verstrickte sich in einem undurchdringlichen Netz kleiner Auf- und Abfahrten, die sich durcheinanderschlängelten. Er war versucht, das Auto auf den Seitenstreifen zu stellen und eine altmodische Karte zur Hand zu nehmen. Aber er sah keine, und er konnte auch unmöglich erkennen, wo er sich gerade befand. Er war der Stimme ausgeliefert.
    Allmählich gelangte er wieder in bebautes Gebiet. Eine Masse, grau in grau, die nicht verriet, ob dort gewohnt oder gearbeitet wurde. Vielleicht war es bloß eine Fassade aus Stein, die nur dazu dienen sollte, ihm den Eindruck einer echten Stadt zu vermitteln. Er dachte an die Zeit zurück, da er als Neuling in Paris herumgeirrt war und der Wirrwarr von Geräuschen und Gerüchen so respekteinflößend gewirkt hatte.
    Die undefinierbaren Klötze wurden von langen Reihen fahler Wohnblöcke abgelöst, die kein Ende zu nehmen schienen. Doch nach einer Weile gingen die trostlosen Straßen langsam in alte Alleen über, und die Wohnblöcke verwandelten sich in große stattliche Gebäude mit Farben, die entfernt an das Zartbeige und Braun besserer Zeiten erinnerten. Es war kein Verkehr zu sehen. Abfall wehte über die Gehwege. Nirgends standen Fenster offen, nirgends war Musik, nirgends eine Kneipe. Er fuhr am ehemaligen Eingang einer alten Metrostation vorbei, der von einem hohen Zaun umgeben war. Keine Touristen oder Pendler. Es war niemand auf der Straße, als ob die Menschen sich in ihrem eigenen Elend eingeschlossen hätten. Dies war ein uralter Ort, an dem Paris sich selbst vergessen wollte. Nicht einmal Straßennamen waren mehr zu finden.
    Die Dunkelheit brach schnell herein. Am Ende einer breiten Straße stieß er auf eine Absperrung mit dem Schild PASSAGE INTERDIT . Ein rot-weißer Zaun und dahinter eine ausgedehnte Trümmerfläche. Zwei Clochards saßen an einem freistehenden Mäuerchen in der Nähe eines großen Müllcontainers. Hinter einem Stahlgitter befand sich eine Baubaracke. Das Navigationsgerät sagte, daß er geradeaus müsse, doch er zweifelte. Da stand einer der Clochards auf und kam auf ihn zu. Notovich gab schnell Gas und fuhr über den Fußweg an der Sperre vorbei. Der Clochard wich laut fluchend zurück.
    Notovich fuhr an einer Reihe

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