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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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ließ die Ermittler vor Nicoles Haus stehen und lief um die Ecke. Dort rief er Bröll an. Seine Beine zitterten, und er fragte sich, warum er sich in einen Hauseingang gestellt hatte. Er war nicht auf der Flucht, er war nicht schuldig. Er hatte das Recht auf einen Platz im Tageslicht.
    Glücklicherweise war Bröll nach ein paar Minuten da. Er war besorgt. Er kenne da ein paar Leute bei der französischen Polizei. Solle er sich mal erkundigen? Das hielt Notovich nicht für nötig. Wenn sie wirklich etwas hatten, merkte er das früh genug. Das beste sei, Linda vorläufig nichts zu sagen; die würde sonst kein Auge mehr zutun.
    »Vielleicht ist es besser, wenn du doch mit ihr sprichst«, meinte Bröll. »Dann weißt du, woran du bist.«
    Aber Notovich mochte nichts davon hören. Ihn beschäftigten ganz andere Dinge. Er erzählte Bröll von seiner Begegnung mit Valdin. Bröll leuchtete nicht ein, warum Notovich in das Hotel zurückwollte.
    »Valdin hatte eine Frau bei sich. Sie kam mir bekannt vor. Ich würde gern noch einmal mit ihr reden.«
    Das war eine Sprache, die Bröll verstand. Wenn es sich um eine Frau drehte, war sein Universum wieder in Ordnung.
 
    Das Mädchen an der Rezeption sagte, daß kein Valdin im Hotel gemeldet sei. Notovich beschrieb die Suite, in der er am Vortag gewesen war, und fragte, wer dort wohne. Diese Auskunft durfte sie ihm nicht geben. Aber Notovich konnte so detailliert berichten, wie die Suite aussah, daß er dort gewesen sein mußte. Schließlich warf sie doch einen Blick in den Computer.
    »Es tut mir leid, die Gäste sind bereits gestern vormittag abgereist.«
    »Gestern vormittag? Das kann nicht sein, ich war gestern abend erst hier. Das ganze Zimmer war voller Leute.«
    Das Mädchen drehte ihm den Bildschirm zu, damit er es mit eigenen Augen sehen konnte. Er verlangte nach dem Manager, der gestern dagewesen sei, doch das Mädchen kannte ihn nicht. Sie arbeitete noch nicht so lange in dem Hotel. Als Notovich nicht aufhörte zu fragen, griff Bröll beschwichtigend ein und führte ihn zum Auto zurück.
    Notovich stieg nicht ein. Er wolle sich ein wenig die Beine vertreten, sagte er. Er würde nach Hause laufen. Bröll schaute ihn mißtrauisch an, willigte aber ein. Als er sich ins Auto setzte, hielt Notovich ihn zurück.
    »Valdin will, daß ich wieder auftrete.«
    »Da ist er nicht der einzige.«
    »Du verstehst nicht. Er hat Druck auf mich ausgeübt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat behauptet zu wissen, wie Senna gestorben ist. Es klang wie eine Erpressung.«
    Bröll versprach zu recherchieren, wo Valdins nächstes Konzert stattfinden würde. Sie verabschiedeten sich, und Notovich machte Anstalten, sich auf den Heimweg zu begeben. Doch sobald Bröll um die Ecke war, kehrte er um und setzte sich in ein Straßencafé gegenüber vom Hotel.
    Er hatte Valdin gestern abend in der Suite gesehen. Die Informationen im Computer mußten falsch sein. Vielleicht war die Frau, die sich Vivien nannte, noch im Hotel, und vielleicht würde sie nie mehr wiederkommen. Er war nicht davon überzeugt, daß sie ihren richtigen Namen genannt hatte. Er würde es sich nie verzeihen, wenn er Senna ein zweites Mal entwischen ließe. Er hätte nicht weggehen dürfen, ohne mit ihr zu sprechen, aber er war zu perplex gewesen, um etwas Vernünftiges herauszubringen. Er hatte völlig die Orientierung verloren und sich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht. Doch das war gestern. Jetzt saß er entschlossen hier, und wenn er sie sähe, würde ihm dieser Fehler nicht noch einmal unterlaufen.
    Taxis fuhren vor und wieder davon, Gäste mit Koffern oder Tüten von Bekleidungsgeschäften und Juwelieren gingen ein und aus. Stunden verstrichen. Jedesmal, wenn der Ober fragte, ob er noch etwas wünsche, bestellte er eine Tasse Tee, die er nur halb austrank. Bei seiner fünften Tasse fing es an zu regnen. Der Ober sammelte die Kissen von den Stühlen und forderte Notovich auf, drinnen Platz zu nehmen. Aber vom Café aus würde er keine gute Sicht auf den Hoteleingang haben. Der Ober zog die Markise hoch, so daß Notovich ganz im Regen saß. Er stellte sich so nah wie möglich an die Hauswand, unter einen schmalen Sims, doch er hatte nur ein Jackett an und war im Nu durchnäßt. Passanten wandten den Blick ab, als ob sie vermeiden wollten, daß er sie um ein Almosen bat.
    Auf einmal entstand ein Tumult vor dem Hotel. Eine Gruppe von Leuten trat heraus, mit Kameras und grellen Lampen, die der Straße einen unnatürlich

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