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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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Rhapsodie?«
    »Ich konnte es nicht richtig hören. Vivien meint, daß du immer über die Teufelssonate sprichst. Denkst du wirklich, daß es diese Komposition gibt?«
    »Oh, dieses Stück! Die Teufelssonate ! Niemand glaubt doch, daß es die tatsächlich gibt? Außer dir.«
    »Außer mir? Wie kommst du denn darauf?«
    »Du hast früher von nichts anderem geredet.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Das ist ein bißchen dein Problem, was?« Valdin grinste. »Vielleicht hilft das hier ja deinem Gedächtnis auf die Sprünge.«
    Er holte ein Stück Papier aus der Tasche und faltete es halb auf. Es waren handgeschriebene Noten. Notovich überflog die ersten Takte und erkannte die Melodie sofort. Teufelssonate, von Franz Liszt stand darüber.
    »Was ist das?«
    »Das müßtest du wissen, Notovich. Du hast es mir selbst gegeben.«
    Die Teufelssonate .
    Die Komposition war in langen Schwüngen, wie in großer Eile, notiert. Notovich erkannte die Handschrift, es war seine eigene.
    »Du warst der Mann im Publikum bei meiner ersten öffentlichen Unterrichtsstunde im Konservatorium«, brachte Notovich hervor. »Der Mann, der diese Melodie gepfiffen hat!«
    Doch Valdin hatte ihm das Blatt weggeschnappt und lief auf den Haupteingang zu, während sein langer, schwarzer Ledermantel hinter ihm herschwang.
 
    Als Notovich sich umdrehte, sah er, daß Linda mit Van der Wal sprach. Sie hatte eine Plastiktüte in den Händen, die sie festhielt, als ob es ein Päckchen wäre. Es ging offenbar darum, denn Van der Wal richtete immer wieder den Blick darauf. Notovichs Mund fühlte sich auf einmal staubtrocken an, und ihm war, als ob eine große Bleikugel in seinen Magen rollte. Er lief zu ihnen und fragte, worüber sie redeten.
    Linda schaute ihn nicht an.
    »Das hier hatte ich also noch zu Hause liegen«, sagte sie zu Van der Wal. Sie öffnete die Plastiktüte und holte ein zerknittertes T-Shirt heraus, das Notovich sofort erkannte. Es war das T-Shirt mit den Blutflecken. Das T-Shirt, das er getragen hatte, als Senna verschwand.
    »Was zum Teufel machst du denn da?! Ich denke, du hast das Ding gewaschen.«
    »Vielleicht wirst du es irgendwann verstehen«, sagte Linda mit Tränen in den Augen. »Ich hoffe wirklich sehr, daß du das Mädchen nicht umgebracht hast. Aber wenn es doch so ist, darf es keine weiteren Opfer geben.«
    »Was?!«
    »Ich tue das, weil ich dich liebe, Mischa. Herr Van der Wal sagt, daß so eine DNA -Analyse nur ein paar Tage dauert. Ich hoffe, daß es dann noch nicht zu spät ist.«
 
    Im Parkhaus saß Wim gereizt auf der Motorhaube und wartete. Er hatte offenbar keine Ahnung, was gerade passiert war.
    »Ich fahre hinter euch her«, sagte Nicole.
    »Ich komme nicht mit«, sagte Notovich.
    Wim stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Na prima! Hab ich hier also umsonst gewartet?«
    »Nein, Mischa fährt schön mit«, sagte Linda.
    »Nach dem, was du dir gerade geleistet hast? Du bist wohl verrückt.«
    »Du hörst, was er sagt«, meinte Wim. »Ich starte schon mal den Wagen. Kommst du?«
    »Halt dich da raus, Wim. Wie du darüber denkst, wissen wir ja nun.«
    »Ach nee, du fragst mich doch nie danach.«
    Notovich hatte Wim noch nie in so einem Ton mit Linda reden hören. Es klang wie die Fortsetzung eines Streits, den sie schon öfter geführt hatten. Von derartigen Spannungen hatte sich Linda bisher nichts anmerken lassen.
    »Mischa ist mein Bruder. Ich bin die einzige, die er hat. Ich kann es auch nicht ändern, wenn du eifersüchtig bist.«
    Notovich traute seinen Ohren nicht. Sie tat, als ob nichts geschehen wäre.
    »Begreifst du überhaupt, was du angerichtet hast, Linda? Wenn dieses Blut von Senna stammt, dann habe ich keine Möglichkeit, mich zu verteidigen. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, was passiert ist. Ich wandere also ins Gefängnis. Für Jahre!«
    »Van der Wal sagt, daß die Niederlande dich vielleicht gar nicht ausliefern. So schlimm wird es schon nicht kommen.«
    »Und das glaubst du? Bist du wirklich so naiv?«
    »Dein Bruder will nicht mit dir nach Hause, Linda. Das scheint mir ziemlich klar«, sagte Wim lakonisch.
    »Halt dich da raus.«
    »Langsam wird es ein bißchen peinlich«, fand Wim. »Ich meine, sei doch mal ehrlich: Wenn du dich entscheiden müßtest zwischen ihm und mir, wer würde es dann werden?«
    Der Konflikt zwischen Wim und Linda bewegte sich mehr und mehr auf einen gähnenden Abgrund zu.
    Nicole nahm Notovich zur Seite. Sie ergriff seine Hände. Ihre Haut war kühl,

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