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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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ich zu Cullen. Ich sprach die reine Wahrheit. Trotz der Tatsache, daß eine verärgerte, hilflose und an der Grenze zur Hysterie schwebende Klientin soeben auf meine Dienste verzichtet hatte, wollte ich diese Klientin für eine Weile genau dort haben, wohin sie gegenwärtig unterwegs war. Und meine Klientin war sie noch, da sie bis einschließlich Sonntag vorausbezahlt hatte, so daß ihr, ob es ihr paßte oder nicht, die Dienste der Privatdetektei Walter Urban nach wie vor zur Verfügung standen.
    Wie ich Cullen gesagt hatte, wußte ich selbst nicht genau, was ich nun erwartete. Zuerst mußte ich einige Dinge durchdenken, aber mit einem Polizisten neben mir vermochte ich nicht besonders klar zu überlegen, vor allem, da dieser Polizist anhaltend redete und Fragen stellte.
    »Die Gedächtnislücke«, sagte er. »Das mit dem Personal, Sie wissen’s ja. Nicht gerade günstig für sie. Außer, sie kann eine vorübergehende Geistesstörung nachweisen. Ws meinen Sie?«
    »Möglich.« Und das war es, erkannte ich. Es war sehr gut möglich. Vielleicht war ich selbst ein Opfer ihrer zeitweisen Verwirrung. Hatte ich nicht vor kurzer Zeit noch mit einer sachkundigen Psychologin über Persönlichkeitsspaltung diskutiert? Und mit dem Tod von Harvey Armstead war das alte Entweder-oder-Problem ziemlich in den Hintergrund gerückt. Doch im Moment war mir nicht klar, wie das neue Problem aussah.
    Über eines jedoch besaß ich Gewißheit – ich wußte, noch bevor Cullen mich vor dem Haus verabschiedete, wo ich die Nacht verbringen würde. Aber eines nach dem andern ...
    Zuerst wünschte ich dem redseligen Polizisten eine gute Nacht. Dann erstieg ich die Treppen, betrat mein Büro und öffnete die Schreibtischschublade. Ich holte die alte Pentax heraus, klappte sie auf und legte einen Tri-X-Film ein. Ich überprüfte die Batterien meines zuverlässigen, soliden Blitzlichtgeräts, knipste es an und wartete; nach zehn Sekunden leuchtete das kleine Rotlicht auf, das anzeigte, daß das Gerät bereit war. Ich ließ es blitzen. Besonders kräftig fiel der Lichtblitz nicht aus, aber das machte nichts. Gab es etwas zu fotografieren und hatte ich zehn Sekunden Zeit, würde ich es fotografieren können. Ich legte die Kamera und das Blitzgerät auf die Tischplatte und holte etwas anderes aus der Schublade.
    Der Polizei-Colt brauchte ein bißchen Öl und sechs Patronen, um einsatzbereit zu sein. Ich mochte die Waffe nicht und war auch noch nie gezwungen gewesen, sie einzusetzen. Gelegentlich nahm ich sie mit, wenn die Aussicht bestand, vielleicht damit herumfuchteln zu müssen, aber das war in der Tat der einzige Zweck, zu dem ich sie bisher eingesetzt hatte.
    Es dauerte eine Weile, bis ich mich entsann, wo die Schulterhalfter abgeblieben war. Ich fand sie im drittuntersten Fach meines Aktenschranks, hinter zwei Tüten Kaffeepulver, die ich längst vergessen hatte.
    Nunmehr voll ausgestattet, übte ich mich ein wenig im Ziehen. Nach drei Versuchen schob ich den Colt mit bösem Blick zurück in die Halfter. Was auch geschehen mochte, sicher würde ich nicht ausgerechnet Billy the Kid begegnen.
    Ich verschloß das Büro und ging zu meinem Auto.
    Die Rückfahrt gestaltete sich ungemütlich. Ich hatte gehofft, unterwegs eingehend über alles nachdenken zu können, aber das war ein Irrtum gewesen. Im Autofahren unerprobt, kostete es mich sehr viel Konzentration, die keine tiefschürfenden Gedanken mehr erlaubte. Ich mußte mich auf das Lenkrad und die Straße konzentrieren.
    Vor allem bei Nacht. Und erst recht in einer solchen Nacht.
    Samstagnacht. Connie hatte es gesagt. Inzwischen allerdings hatte der Sonntag begonnen. Auf den Hauptstraßen herrschte genug Verkehr, um mich an die Parties und alle jene Dinge zu erinnern, die man in solchen Nächten unternimmt; oder jedenfalls hätten die Lichter der anderen Autos mich in einer anderen Samstagnacht daran erinnert. Aber in dieser Nacht, nein. Ich hatte gehört, daß die Scheinwerfer entgegenkommender Autos in dunklen Nächten den Augen von Insekten ähneln sollen, und war der Meinung gewesen, dieser Vergleich stamme von einem verträumten Schriftsteller oder so etwas, ersonnen zur eigenen Erbauung. In dieser Nacht aber empfand ich es ebenso, wirklich. Augen von Insekten. Und diese schnellen, gepanzerten Insekten wirkten nicht friedfertig. Jedes war ein Mörder, der durch die Nacht streifte und arglose Opfer suchte – einen Menschen hinter einem Steuerrad, der nur ein kleines bißchen zu viel

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