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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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vermochte, anstatt mich auf Spekulationen beschränken zu müssen.
    Aber die Beweise würden sich, davon war ich fest überzeugt, finden lassen.
    Ich rechnete allerdings nicht damit – nicht in den kühnsten Träumen -, daß die Gewißheit sich so bald ergeben würde, wie es dann tatsächlich geschah.
    Ich ließ die beiden Beamten vor dem Haus allein, kehrte ins Wohnzimmer zurück und eilte zur Bar. Während ich die halb abgebrannte und erloschene Zigarre von neuem entzündete, überlegte ich, ob ich mir noch ein Bier nehmen solle. Ich entschied mich für Johnny Walker. Ich weiß. Der letzte hatte auch der letzte dieser Nacht bleiben sollen, das war mein Schwur gewesen. Aber ich brauchte – zum Teufel! – etwas zum Aufwärmen, weil ich mich innerlich plötzlich so kalt fühlte. Beinahe eiskalt. Deshalb verlangte es mich nach etwas angenehm Warmem, zum Beispiel nach dem Glas mit Scotch, das ich gleich darauf an meine Lippen hob.
    Dort kam es nie an.
    Es war ein bloßer Reflex, der meine Finger öffnete, so daß das Glas mit seinem Inhalt auf den Teppich fiel. Der gleiche Reflex sorgte dafür, daß ich zuviel Qualm aus der Zigarre inhalierte, die ich aus dem Mund hatte nehmen wollen, die aber nun fest zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen steckte.
    Sie stand an der Wohnzimmertür. Sie trug ein weites schwarzes Kleid, nicht gerade lang. Ihre Miene zeigte eine Art Erstaunen, als sei sie überrascht, mich hier anzutreffen, so überrascht wie ich war, sie zu sehen. Und ihr Gesicht glich vollständig dem meiner Klientin, Mara Kent. Sie glich ihr ganz und gar - bis auf eine Kleinigkeit.
    Bis auf den Gegenstand, den sie um den Hals trug. Eine kostbare Perlenkette.
    »Sie haben Ihren Drink verschüttet, Mr. Urban«, sagte sie. Ihre Stimme klang hohl. Sie lächelte seltsam.
    Sie trat näher.
     
Band 5, Spur 2
     
    »Stehenbleiben!« Das Klicken, das ich verursachte, als ich den 38er entsicherte, verlieh meiner Aufforderung einen gewissen Nachdruck.
    Sie beobachtete mich, den Blick nicht auf die Waffe gerichtet, sondern auf mein Gesicht. Das Lächeln verschwand und kehrte zurück. »Wirklich, Mr. Urban, müssen wir das noch einmal wiederholen? Macht es Ihnen Spaß, Ihre Klienten mit der Waffe zu bedrohen?«
    Ich senkte den Colt um keinen Zentimeter. »Ich erinnere mich nicht, von Ihnen einen Auftrag erhalten zu haben, Miß ...« Vielsagend ließ ich den Satz unvollendet.
    Sie beendete ihn. »Der Name lautet Kent, wie Ihrem Gedächtnis anscheinend entfallen ist. Haben Sie auch vergessen, daß Sie täglich dreihundert Dollar an mir verdienen? Wohl kaum, glaube ich. Und außerdem glaube ich, daß Ihr Auftrag nicht solche nächtlichen Revolverspiele vorsieht.«
    »Sie sind nicht Mara Kent«, sagte ich. »Ich habe keine Ahnung wer Sie sind, aber ich weiß, wer Sie nicht sind.«
    Sie erstarrte. Das Lächeln jedoch blieb. »Sie wissen?« sagte sie. »Das klingt, als seien Sie absolut sicher.«
    »Absolut, ja. Sie sollen stehenbleiben, habe ich gesagt!«
    Sie tat den einen Schritt zurück, den sie vorgetreten war. »Mr. Urban, ich verliere die Geduld«, erklärte sie frostig. »Sie dringen ungebeten in mein Haus ein. Sie schütten Alkohol auf meinen Teppich. Und nun fällt Ihnen auch noch die Asche herunter. Es wäre mir angenehm, wenn Sie das Stinkding ausmachten. Ich hasse Qualm.«
    »Sie hassen auch Perlen.«
    Ihr Blick zuckte flüchtig zur Halskette hinab, dann fiel er wieder auf die Zigarre, die unverändert in meinem Mund steckte. »Man hat seine Launen«, sagte sie.
    »Ihre Launen wechseln verdächtig rasch.«
    »Immerhin bin ich Schauspielerin.«
    »Eine sehr gute, jedenfalls insgesamt betrachtet, Ma’am. Aber in der Rolle der Mara Kent sind Sie durchgefallen. Eine Frage, wenn ich eine stellen darf.«
    »Fragen Sie«, forderte sie mich auf.
    Ich grinste, während ich mich an Worths Test zu erinnern bemühte. »Welches Tier gilt in der afrikanischen Mythologie als das klügste? Wie nennt man es in Afrika?«
    »Mr. Urban ...«
    »Antworten Sie!«
    Sie seufzte. »Also gut. Die Spinne, obwohl ihre Klugheit ihr manchmal schadet. Man nennt sie Anansi. Würden Sie jetzt so nett sein und die Waffe wegstecken?«
    Beinahe hätte sich die Zigarre, als ich den Mund aufsperrte, zu der Asche auf dem Teppich gesellt, aber ich schloß ihn rechtzeitig wieder. Sie wußte es! Sie kannte den Test! Das bedeutete, daß meine ganze sorgsam zurechtgelegte Theorie . ..
    Nein, nicht zwangsläufig. Es gab noch einen Weg, um meinen Verdacht zu

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