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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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Sie sich aus.«
    Sie sagte, das wolle sie, aber in diesem Zimmer könne sie unmöglich länger bleiben. Das verstand ich. Nicht nur, weil sie soeben darin einen fürchterlichen Schreck bekommen hatte, sondern auch, weil die Tür sich nun nicht mehr verschließen ließ.
    Wir gingen den Korridor hinab, passierten den Treppenabsatz und betraten den Raum, den Mara Kent als ihr eigentliches Schlafzimmer bezeichnete. Nachdem wir das Licht eingeschaltet hatten, ging ich durch die Verbindungstür in Harvey Armsteads Schlafraum und machte auch dort Licht. Auch hier, wie in dem merkwürdigen Nähzimmer, war das Bett in Unordnung. Noch interessanter fand ich jedoch die Tatsache, daß in der vergangenen Nacht offenbar zwei Leute in dem Bett gelegen hatten, es sei denn, Armstead wäre ein Mann mit zwei Köpfen gewesen. Das war äußerst bedeutsam. Vielleicht hatte es sich bei Harvey Armstead um den unruhigsten Schläfer der Welt gehandelt, aber daran, daß dies die Erklärung war, zweifelte ich außerordentlich.
    Ich kehrte zu Mara Kent und Janesek ins Nebenzimmer zurück, schloß die Verbindungstür ab und rüttelte probeweise am Griff. »Verschließen Sie die auch«, sagte ich und deutete auf die andere Tür, die auf den Korridor führte. »Aber geben Sie mir einen Zweitschlüssel, falls Sie einen besitzen.« Sie suchte und fand einen und händigte ihn mir aus. Im Korridor warteten wir, bis sie abgeschlossen hatte, und ich probierte auch diesen Türgriff. Dann marschierten Janesek und ich die Treppe hinunter.
    »Ich werde mir ein Bier genehmigen«, sagte ich. »Sie auch?«
    »Ich bin im Dienst, Mr. Urban«, erwiderte er. »Allerdings glaube ich, daß es weniger schlimm ist, im Dienst Bier zu trinken als zu schlafen.«
    »Schlafen?«
    Wir betraten das Wohnzimmer, wo ich aus dem Kühlfach der Bar eine Büchse nahm und sie öffnete. Ich blickte Janesek an, und er nickte. Ich öffnete eine zweite Büchse.
    »Genau«, sagte er nach dem ersten Schluck. »Schlafen. Hennessy und ich saßen im Dienstwagen. Wir wurden beide von unendlicher Müdigkeit überwältigt. Er stieg aus, um frische Luft zu schnappen. Dann wachte ich plötzlich auf, hörte Miß Kent schreien. Hennessy brüllte mich an, ich solle ins Haus, er würde zum Hintereingang laufen.«
    »Da Sie gerade Hennessy erwähnen ...«, sagte ich und öffnete eine dritte Bierbüchse. Wir gingen hinaus.
    Hennessy war ungefähr so alt wie Janesek, doch wesentlich kräftiger gewachsen. Wie sein Kollege trug er eine schwere 44er Magnum umgeschnallt. Dankbar nahm er das Bier entgegen und lauschte Janeseks Bericht mit großem Interesse.
    »Hier draußen hat sich nichts gerührt«, sagte Hennessy. »An allen Türen baumeln dicke Vorhängeschlösser.«
    Ich nahm seine Bemerkung zum Anlaß, um mir das Vorhängeschloß an der Garagentür anzuschauen. Es wirkte in der Tat sehr handfest. »Wer hat den Schlüssel?« erkundigte ich mich.
    Keiner der beiden wußte es. Sie vermuteten, daß jemand im Revier alle Schlüssel in Verwahrung genommen hatte. Wahrscheinlich Worth, aber sie waren nicht sicher.
    Wir wanderten um den Schuppen, ohne etwas zu bemerken. Als wir die Rückseite des Hauses erreichten, wirkte es durch das Licht, das aus dem Innern drang, wie ein düsteres gotisches Schloß – oder wie eine Schloßruine – in der Anhänger eines Teufelskults ihre finsteren Riten veranstalteten. So empfand ich es, und als ich die beiden jungen Männer ansah, gewann ich den Eindruck, daß sie etwas Ähnliches fühlten. Es war Janesek, der mich schließlich fragte, was ich von dem ganzen Fall hielt.
    »Sie beschäftigen sich schon länger mit der Sache, Mr. Urban. Ich weiß, Miß Kent ist Ihre Klientin und so weiter, aber glauben Sie, daß sie’s getan hat? Ihren Mann und diesen anderen ermordet, meine ich. Und wenn nicht, wer sonst ?«
    Ich musterte ihn gelassen. »Sie stellen die richtigen Fragen, Janesek. Sollten Sie darauf auch die richtigen Antworten finden, dürfte Ihre Beförderung wohl wirklich fällig sein. Bis jetzt habe ich nur eine Theorie, und obendrein so eine, die ich noch nicht verraten will.« Ursprünglich hatte ich weiterreden wollen, aber dann sagte ich mir, daß es keinen Sinn habe, ihm mitzuteilen, daß meine Theorie ein bißchen kühn war und außerdem einige Lücken aufwies. Also behielt ich sie für mich. Mochten sie nur denken, ich sei ein absonderlicher alter Privatdetektiv! Die Zeit würde kommen, da ich alles sagen konnte; aber sie kam erst, wenn ich Beweise vorzuzeigen

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