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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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war ausgezeichnet – wenigstens grundsätzlich. Doch es war zu spät. Der Gegner wußte genau, was er zu tun hatte, denn als ich die Lücke zwischen dem Gebäude und den Hecken erreichte, von wo aus ich den Dienstwagen zu erkennen vermochte, sah ich grelle Feuerzungen auflodern, denen eine laute Explosion folgte.
    Aus dem Fahrzeug schoß eine Flammensäule.
    Ob es mir gefiel oder nicht, ich war allein. Der Mörder...
    Nein. Die Mörder, berichtigte ich mich. Und diesmal war es keine bloße Vermutung, weil ich nun wußte, daß die falsche Mara Kent einen Komplicen besaß. Die Gestalt, die sich in dem Schatten bewegte, beleuchtet vom wabernden Feuerschein, ähnelte der Filmschauspielerin oder ihrer Doppelgängerin nicht im entferntesten. Es war ein hochgewachsener, stämmiger Mann, ungefähr so groß wie Harvey Armstead, aber seine Gangart war nicht so würdevoll und bedächtig wie die des Ermordeten. Die Arme baumelten wie schwere Keulen von den mächtigen Schultern. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen.
    Als er sich langsam meinem Versteck näherte, hob ich meinen 38er. Ich hatte beileibe nicht die Absicht, ihm oder der Frau eine Warnung zukommen zu lassen. Das war zweimal geschehen – und es hatte sich für zwei junge Polizisten verhängnisvoll ausgewirkt. Ich wollte den beiden Unbekannten keine Gelegenheit geben, ihre sonderbare Waffe einzusetzen, die Schwefelgestank hinterließ.
    Doch dann erkannte ich, daß ich dabei war, genau das zutun. Erschoß ich den Komplicen, konnte die Frau mich womöglich überrumpeln.
    Nein. Ich mußte beide vor den Lauf bekommen. Dann konnte ich abdrücken. Im Augenblick wußten sie nicht, wo ich mich verbarg, wogegen ich immerhin einen von ihnen im Blickfeld hatte. Ich ging hinter der Ecke in Deckung und lauschte reglos den schlurfenden Schritten. Über meine Haut rann kalter Schweiß und tränkte meine Kleidung. Ich wartete lange.
    Zu lange, wie mir endlich auffiel.
    Der Mann hätte längst um die Ecke kommen müssen. Er war genau auf diese Schuppenseite zugekommen. Es sei denn, er war stehengeblieben. Und hatte er das getan, dann bestimmt nicht grundlos. War ich bereits entdeckt? Näherte er sich in diesem Moment von der anderen Seite? Gepreßt atmete ich aus. In meinen Augen brannte Schweiß, aber ich wagte keine Hand zu heben, um meine Brauen abzuwischen. Die Qual, die ich empfand, wünsche ich keinem Menschen. Ich fällte meine nächste Entscheidung. Diese Nervenbelastung konnte und wollte ich mir nicht länger zumuten.
    Geduckt schlich ich mich um die Ecke, langsam, sehr langsam; aber ich hatte keine Eile. Wichtig war nur, die Waffe bereitzuhalten, so daß ein zweiter Schuß sich erübrigen würde. Falls der Mann noch dort war.
    Er war es nicht. Er war nirgendwo zu sehen.
    Aber er war zielstrebig zur Garage gegangen! Wohin, zum Teufel...?
    Und dann verstand ich. Die Garagentür. Sie war mit einem Vorhängeschloß gesichert gewesen. Ich war zu jeder Wette bereit, daß das Schloß nicht mehr an der Tür hing.
    Ich behielt recht. Nachdem ich mich noch ein Stück vorwärts geschlichen hatte, sah ich das Schloß am Boden liegen, und der Anblick, den es bot, mißfiel mir über alle Maßen. Es war nicht mit einem Schlüssel geöffnet worden; man hatte es auch nicht zersägt. Zerbeult und verbogen, wie es aussah, erweckte es ganz den Eindruck, als habe es jemand zerbrochen. Die Muskelkraft, die so etwas anzurichten vermochte... In diesem Augenblick schwang die Tür auf, und die falsche Mara Kent trat aus der Garage. Sie blickte zum brennenden Polizeiwagen hinüber, blinzelte dabei und schirmte ihre Augen mit einer Hand ab. Ich schaute ebenfalls hinüber. Seltsam. Das Feuer war nicht mehr besonders hell, und ich konnte ohne zu blinzeln in die Flammen blicken. Die Frau dagegen ...
    Sie lächelte sonderbar, dann kehrte sie, ohne auch nur einmal in meine Richtung zu sehen, in die Garage zurück. Jemandes Blick ruhte dennoch auf mir – das stand gleich darauf fest. Die beiden Fäuste, die sich in meine Schultern gruben, wußten sehr genau, wohin sie packten, und dahinter saß die Kraft eines Ochsen.
    Ich taumelte vorwärts und stürzte der Länge nach auf den harten Kies. Das Verlangen, einfach liegenzubleiben und mein Schicksal hinzunehmen, war – das gebe ich zu – im ersten Moment sehr stark, aber die Geräusche hinter mir belebten meinen Selbsterhaltungstrieb sofort wieder, und mir schoß eine anständige Dosis Adrenalin in die Glieder, als ich sie am dringendsten brauchen konnte.

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