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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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zuckte mit den Schultern.
    Wenn irgendjemand es hätte ahnen müssen, dann ich.
    »Bist du der Meinung, jetzt im Rückblick, dass es irgendwelche Zeichen gab?«

    Ich zögerte eine Weile und versuchte mir meine letzten Treffen mit Jenny ins Gedächtnis zu rufen. Sie hatte fröhlicher und etwas ruhiger gewirkt als sonst. Vielleicht hatte sie da bereits den Entschluss gefasst gehabt? War es wie eine Erleichterung für sie – ein Gewicht, das ihr von der Brust genommen worden war, die Einsicht, welche Entscheidung sie getroffen hatte und welche Konsequenzen diese haben würde? Frieden?
    »Nein, eigentlich nicht. Überhaupt nicht«, erklärte ich und schüttelte den Kopf. »Es gab keine Zeichen. Ich meine, es ist klar, dass es Zeichen gab, Jenny hatte Angst, sie war deprimiert, aber auf meine dementsprechenden Fragen erklärte sie mir, dass sie nicht darüber nachdächte, sich das Leben zu nehmen. Ich hatte sie danach gefragt, hatte die Standardfragen gestellt: ob sie Gedanken an den Tod habe, Gedanken, sich umzubringen, Pläne … Jenny hat nur gelacht. Mir gesagt, dass Selbstmord etwas für die Schwachen sei. Die Verlierer. Ich habe nicht gefragt, ob sie sich selbst als eine Verliererin sah.«
    »Würdest du ihrer Familie oder ihren Freunden vorwerfen, dass sie nicht gesehen haben, was sie vorhatte?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Also, warum wirfst du es dir dann selbst vor?«
    »Aber es ist doch mein Job, so etwas zu sehen.«
    »Siri, geliebte Siri«, sagte Stefan und nahm meine Hände in seine, wie er es immer tat, wenn er meine volle Aufmerksamkeit haben wollte.
    »Du weißt so gut wie ich, dass man keine Gedanken lesen kann, nur weil man eine ausgebildete Psychologin ist, dass man auch dann nicht in die Zukunft eines Menschen sehen, ihn nicht daran hindern kann, eine falsche Entscheidung zu treffen. Es gibt keine Blutprobe, die man nehmen kann, Siri, man kann seine Patienten nicht ins Labor schicken und am nächsten Tag die Ergebnisse erhalten. Du hast die Fragen gestellt,
du hast eine Antwort bekommen. Mehr konntest du nicht tun.«
    Eigentlich wusste ich ja, dass Stefan Recht hatte, aber dieses hoffnungslose, erstickende, quälende Schuldgefühl wollte mich trotzdem nicht aus seinen Klauen lassen. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass ich nicht zu Jennys Tod beigetragen hatte.
    »Siri, vergiss Jenny jetzt.«
    Aber ich hörte nicht mehr zu.
    Sanft half er mir vom Sofa aufzustehen und führte mich in die Küche, als wäre ich ein Kind.
    »Siri, ich brauche Hilfe bei den Kartoffeln.«
    Ich schaute ihn verständnislos an, unfähig zu reden.
    »Hier.« Er drückte mir den Schäler in die Hand und kippte ein paar Kilo Kartoffeln ins Spülbecken. Langsam, fast mechanisch, fing ich an, Kartoffeln zu schälen. Es muss mindestens eine Stunde gedauert haben, und noch bevor ich die letzte geschält hatte, hatte ich mich tatsächlich so weit gefasst, dass wir über etwas anderes als nur über Jennys Tod sprechen konnten.
    Noch eines von Stefans Talenten: mir auf eine wortlose Art und Weise entgegenzukommen und mich zu heilen. Ich selbst war davon überzeugt, dass alles im Gespräch geklärt, geordnet und gelöst werden konnte. Manchmal hatte ich das Gefühl, das wäre überhaupt alles, was ich tat: reden, reden, reden. In der Praxis, mit meinen Freunden, mit Stefan.
    »Menschen sind das, was sie tun«, pflegte Stefan immer zu sagen. »Es sind die Handlungen, die uns zu dem machen, was wir sind.« Und was haben sie dann aus mir gemacht?

    Es begann als Zeitvertreib.
    Zeit: Ich hatte ein Meer davon, das es zu vertreiben galt, warum also nicht untersuchen, was sie tat, wenn sie nicht arbeitete? Was sie tagsüber tat, wusste ich ja bereits.
    Ich ging immer öfter in die Kneipen um den Medborgarplatz, weil ich annahm, dass sie dort nach der Arbeit häufiger einkehrte. Ich hatte keinen Plan, wusste nicht, was ich tun sollte, wenn ich sie entdeckte. Es war eher wie ein Zwang, der unbezwingbare Wunsch, sie zu sehen.
    Wie ein Juckreiz.
    Dann plötzlich, eines Tages stand sie direkt vor mir, als ich auf der Treppe zur Forsgrénska saß und rauchte. Das heißt, sie stand zehn Meter vor mir und schaute ziellos über den Marktplatz. Ich erschrak darüber, wie hässlich sie war. Klein und knochig, mit kurz geschnittenem braunem Haar. Soweit ich sehen konnte, war sie vollkommen ungeschminkt und betrachtete die Menschenmenge abwartend aus grauen, ausdruckslosen, toten Augen. Sie kniff den Mund zusammen, was ihn wie eine kleine rosa

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