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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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sogar erhofft hatte. Nur diese schmerzhafte Trauer in der Brust.
    Aber: Trotz allem ein weiterer Schritt auf das Ziel zu, ein Puzzleteil im großen Plan, den ich so sorgfältig entworfen habe.
    Ich schaue mich in dem kleinen Raum um, der mir gehört. Die kahlen Wände und das ausgesuchte Interieur. Auf dem Boden neben dem Tisch liegt er. Ich ahne die Rundungen des Körpers unter dem alten Tuch, mit dem ich ihn zugedeckt habe. Auf dem Tisch Bücher – alle mit detaillierten Instruktionen. Es ist nicht zu glauben, was sich alles in der Bibliothek finden lässt.
    Alles andere, was nötig ist, habe ich auf den Tisch gestellt. In eine ordentliche Reihe auf die provisorische Plastikdecke. Plastikflaschen, Kanister, Geräte, deren glänzendes Metall im kalten Schein der Deckenlampe reflektiert.
    Ich ahne, dass mir auch das nicht den Frieden geben wird, den ich suche, aber das spielt keine Rolle mehr.
    Der Plan hat ein Eigenleben bekommen, hat schon vor langer Zeit das Ziel in Besitz genommen.

     
    Meine Kollegen sitzen schweigend um den Tisch herum. Aina schaut blicklos vor sich hin, und Marianne stiert auf ihre Knie und ballt nervös die Hände. Ballt sie und öffnet sie, ballt sie und öffnet sie. Es ist wie eine Beschwörung.
    Sven nimmt meine Hand und schaut mir fest in die Augen.
    »Siri, du weißt, dass es nicht dein Fehler war. Sara war krank. Früher oder später passiert uns das allen. Einen Patienten zu verlieren ist nichts Ungewöhnliches.«
    In seinem Blick ist nichts mehr von dem flirtenden Sven, hier ist nur noch ein sicherer, freundlicher älterer Kollege. Und sein Blick weicht dem meinen nicht aus. Plötzlich fühle ich mich unendlich froh und dankbar dafür, dass es ihn gibt. Ich drücke seine trockene, warme Hand und versuche sein Lächeln zu erwidern, doch vergebens. Ich kann ihm ja nicht erzählen, dass das schon einmal passiert ist. Einmal ist keinmal – aber zweimal?
    »Nimm ein Stück Kuchen«, versucht Marianne uns ohne Erfolg zu locken. Die Zitronenträume aus der Konditorei in der Folkunggatan bleiben auf dem Teller liegen.
    »Ich werde meine Patienten in dieser Woche wie gewohnt behandeln«, sage ich und sehe Marianne mit gespielter Ruhe an, die nicht sehr überzeugend ist. Ich kann selbst hören, wie meine Stimme zittert.
    Marianne nickt und wirft einen flüchtigen Blick auf Sven, als wollte sie sein Einverständnis einholen, aber Sven sieht mich zweifelnd an.

    »Bist du dir sicher, Siri? Du musst uns gegenüber nicht die Heldin spielen. Nimm dir lieber frei«, schlägt Sven vor und mustert mich schweigend.
    »Nein«, erwidere ich, »ich denke wirklich, es ist das Beste, wenn ich weitermache wie bisher.«
    Ich stehe auf, gehe zum Spülbecken und spüle meinen Kaffeebecher aus, um zu unterstreichen, dass ich mich entschieden habe, stelle ihn auf das Abtropfgestell und drehe mich zum Tisch hin um, an den Spültisch gelehnt. Versuche ruhig auszusehen. Gefasst.
    Wie auf ein unsichtbares Signal hin steht Marianne auf, bürstet sich ein paar Krümel von den breiten Hüften und verlässt den Raum. Zurück bleiben ich, Aina und Sven.
    Eine nicht wirklich angenehme Stille breitet sich aus. Aina schaut Sven an, anschließend schaut sie auf den Tisch. Sven räuspert sich, wischt mit den Handflächen über die rostbraune Cordhose und mustert mich.
    »Siri, ich will nicht um den heißen Brei herumreden: Ich glaube, du trinkst zu viel. Aina hat mir von der Sache mit dem Alkohol am Steuer erzählt.«
    Ich reiße die Augen auf und schaue Aina an, aber sie erwidert meinen Blick nicht, stattdessen schiebt sie mit einem Finger Krümel auf dem kleinen Tisch hin und her. Von links nach rechts. Von rechts nach links.
    »Siri, ich weiß, wovon ich spreche. Vor vielen Jahren, lange bevor ich hierhergekommen bin, da hatte ich das gleiche Problem. Es kam sogar vor, dass ich nicht ganz nüchtern zur Arbeit erschien. Ja, also, ich meine, niemand will behaupten, dass du betrunken zur Arbeit kommst, aber…«
    Ich unterbreche ihn:
    »Das ist doch total absurd, ich bin keine Alkoholikerin und das solltest DU wissen, Aina. DU bist doch diejenige, die jedes
Wochenende breit ist. Und mit allen und jedem vögelt. Wie bist du überhaupt auf die glänzende Idee gekommen, es hier in der Praxis herumzuposaunen? Und du, Sven, wenn jemand Probleme mit dem Alkohol hat, dann bist du das ja wohl!«
    »Siri«, sagt Sven mit gedämpfter Stimme, »es liegt in der Natur der Sache, dass du es leugnest. Es ist auch nicht weiter merkwürdig,

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