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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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Wut, die jetzt wie schmutziges Wasser aus einem überlaufenden Abfluss blubbert.

     
    Es ist Abend. Der Sommer hat schließlich doch seinen Griff gelockert, und über Stockholm fällt ein leichter Nieselregen, den ein westlicher Wind übers Meer treibt. Ich sitze eingehüllt in ein Handtuch auf dem hässlichen, senfgelben, genoppten Sofa vor meiner großen Terrassentür und schaue auf das graue Meer hinaus. Aina sitzt neben mir. Wir schweigen. Unsere Badeanzüge liegen zum Trocknen draußen im Regen auf den weißen, abgeblätterten Gartenmöbeln vor dem Fenster.
    Aina wohnt jetzt seit einer Woche bei mir. Ich habe ihr verziehen, aber nicht vergessen, dass sie Sven von meinem Leben erzählt hat. Inzwischen ist alles wieder wie üblich. Zumindest nach außen hin.
    Sie ist gekommen, um mich zu retten, sie weiß, wie groß meine Angst vor der Dunkelheit ist. Sie besteht darauf, dass wir jeden Tag schwimmen. Ich weiß, dass sie fürchtet, dass ich mich sonst nie wieder trauen werde, in der Bucht zu baden. Ich tue ihr den Gefallen, aber ohne Begeisterung.
    Die Kriminaltechniker und die Streifenwagen sind schon seit langem verschwunden, und am Strand gibt es keine Spuren mehr von dem, was passiert ist. Sara starb spurlos, denke ich, stehe auf und schalte reflexartig alle Lampen ein, da die Dämmerung einsetzt. Aina stellt sich halbnackt auf den Flickenteppich und beginnt mit ihren üblichen Yogaübungen, die sie jeden Abend macht.
    Ich gehe in die Küche, um ein Glas Wein zu holen, als ich
plötzlich ein Klopfen an der Tür höre. Wer kommt um diese Uhrzeit? Ich ziehe mir Stefans alten dunkelblauen Bademantel über und gehe zögernd zur Haustür.
    »Wer ist da?«, frage ich.
    »Hier ist Markus Stenberg von der Polizei«, antwortet eine weiche Stimme von der anderen Seite.
    Ich knote den Gürtel in der Taille, blicke mich nach Aina um, die verstanden hat und ins Schlafzimmer geht, um sich etwas überzuziehen. Langsam öffne ich die Tür und blinzle ins Halbdunkel. Markus steht im Regen. Sein Haar ist nass, und bis ins Haus hinein kann ich den Duft seines feuchten Wollpullovers riechen.
    »Tut mir leid, dass ich nicht vorher angerufen habe, aber ich wollte gern noch einmal mit Ihnen sprechen. Darf ich reinkommen?« Er sieht verlegen aus und schaut auf meinen Bademantel.
    »Natürlich«, sage ich und zeige zum Wohnzimmer. »Aina und ich waren gerade schwimmen.«
    »Darf ich mich setzen?« Er zeigt auf das Sofa.
    Ich nicke und setze mich im Schneidersitz auf den Flickenteppich, da es keine Sessel gibt und ich mich nicht neben ihn setzen will. Aina kommt aus dem Schlafzimmer und nickt Markus kurz zu, während sie sich neben mich setzt.
    Markus räuspert sich und sieht etwas verlegen aus bei dem Anblick von uns beiden nur spärlich bekleideten Frauen auf dem Fußboden.
    »Sara hat keinen Selbstmord begangen«, setzt er in seinem singenden Norrländisch an, während er mich gleichzeitig mit dem Blick fixiert und sich mit der Hand durch das kurze, gelockte Haar fährt.
    »Wir haben heute den vorläufigen Bericht des Gerichtsmediziners bekommen. Sie hatte kein Wasser in der Lunge,
was bedeutet, dass sie bereits tot war, als sie ins Wasser kam. Auch die Schnittwunden an den Handgelenken sind erst post mortem entstanden. Außerdem war sie vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln. Benzodiazepine«, sagt er verkniffen. »Und Alkohol. Am Körper sind auch Würgespuren. Sara ist ermordet worden.«
    »Aber wer kann Sara ermordet haben?«, fragt Aina an meiner Stelle.
    Markus zuckt mit den Schultern.
    »Es gibt so viele Gründe, jemanden totzuschlagen«, sagt er und klingt dabei müde.
    Der Kommentar klingt irgendwie fehl am Platz, dafür, dass er von so einem jungen Mann kommt.
    »Sie würden mir nicht glauben, wenn ich Ihnen erzähle, wie wenig ein Menschenleben für einige Leute zählt. Aber wie dem auch sei: Wissen Sie, ob Sara in irgendeiner Weise bedroht wurde?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »In keiner Weise!«
    »Hatte sie irgendwelche Feinde? Vielleicht irgendwelche alten eifersüchtigen Freunde?«
    Wieder schüttle ich den Kopf, dieses Mal langsamer, suche in meiner Erinnerung nach einem Hinweis dafür, warum irgendjemand Sara hätte töten wollen, aber ich kann mich an nichts von Bedeutung erinnern.
    »Sie hatte einen neuen Freund, einen älteren. Sara war verwirrt wegen dieser Beziehung, er hat ihr sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, wollte aber…«, ich zögere und habe das Gefühl, ich würde Saras Vertrauen verraten, fahre aber dann

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