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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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dass du versucht hast, dein Verhalten der Polizei gegenüber mit Ausreden zu verharmlosen. Und Aina hat mir das aus reiner Fürsorge erzählt. Deinetwegen. Und der Patienten wegen. Wie dem auch sei, wir glauben beide, dass es gut wäre, wenn du eine Pause machst. Mal über die Sache mit dem Trinken nachdenkst. Über Saras Tod hinwegkommst. Wir können deine Patienten für ein paar Wochen übernehmen. Nun komm schon, das ist doch keine Katastrophe.«
    »NEIN!«, schreie ich schrill und viel zu laut. »NEIN, ich muss weiterarbeiten! Kapiert ihr das denn nicht? Das ist doch der Witz an dem Ganzen. Er will doch, dass ich aufhöre zu arbeiten. «
    Aina und Sven wechseln beunruhigte Blicke, als ich den Mann erwähne, der keinen Namen hat. Den Mann, den es vielleicht gar nicht gibt. Ich kann ihnen ansehen, dass sie sich fragen, ob ich jetzt total verrückt geworden bin oder ob ich mich nur mit der Sturheit einer Idiotin weigere, von der Lüge zu lassen, die ich mir ihrer Meinung nach ausgedacht habe, um mein Leben zu schützen.
    Weiterarbeiten.
    Es gibt so viel, was getan werden muss, so viele praktische Dinge, die geregelt werden müssen. Saras Angehörige; ich hätte die Polizei fragen sollen, ob sie unterrichtet sind und ob sie eventuell mit mir sprechen wollen. Eine kaputte Familie. Ich weiß, dass Saras Kontakt zu ihren Eltern in den letzten Jahren eher sporadisch war. Sie haben sich irgendwann, kurz
nachdem Sara aus dem Heim weggelaufen war, scheiden lassen. Der Vater ist nach Malmö gezogen, wo er bald eine neue Frau kennen lernte. Mit ihr hat er zwei Kinder. Laut Sara leben sie ein Vorzeigeglück in einem der besseren Vororte, und eine missratene ältere Halbschwester mit Zickzacknarben an den Armen und Beinen war nicht willkommen, könnte sie doch das Heile-Welt-Idyll aufs Spiel setzen.
    Saras Mutter lebt in einer kleinen Wohnung in Vällingby. Sara erzählte, dass sie in den letzten Jahren angefangen hat, ziemlich viel zu trinken, es ihr aber immer noch gelingt, ihren Job bei der Versicherung zu bewältigen. Ich weiß, dass die Mutter Sara ab und zu Geld geliehen hat, ansonsten der Kontakt aber sehr, sehr sporadisch war, mit Ausnahme des missglückten Versuchs, gemeinsam Mittsommernacht zu feiern.
    Ein Therapeut kann den Menschen im besten Fall helfen. Dass es ihnen besser geht, sie über schwierige Situationen hinwegkommen, destruktives Verhalten ablegen, aber die erste, grundlegende Anforderung an ihn muss sein, dass niemandem Schaden zugefügt wird.
    Hätte ich es nicht begreifen müssen, hätte ich nicht etwas tun müssen, um sie aufzuhalten? Macht mich meine Unfähigkeit, Saras Tod vorauszusehen, zu einer schlechten Therapeutin? Macht mein Mangel an Einsicht mich mitschuldig, macht er mich zu einem unfreiwilligen Schergen? Sie möchte mir dafür danken, dass ich sie dazu gebracht habe, einzusehen, dass ihrem Leben der Sinn fehlt.
    Mit einer schnellen Handbewegung fege ich den Kuchenteller vom Tisch. Auf dem Boden vor Svens und Ainas Füßen mischen sich Porzellanscherben mit zermatschten Zitronenträumen.

     
    Datum: 6. September
Uhrzeit: 13.00
Ort: grünes Zimmer, Praxis
Patientin: Charlotte Mimer
     
    Charlotte räuspert sich diskret, und mir wird klar, dass ich viel zu lange schweigend dagesessen habe. Sie erwartet einen Kommentar zu ihren Aufzeichnungen, und ich murmle etwas Positives und Lobendes. Denn Charlotte hat wirklich Fortschritte gemacht. Es ist ihr gelungen, die Kontrolle über das Essen zu behalten und das manische Training einzuschränken, dem sie bisher ihren Körper ausgesetzt hat.
    Sie sitzt vor mir, die zarten, gepflegten Hände ruhig über der Handtasche gefaltet, die sie auf dem Schoß stehen hat, aber alles, was ich sehe, ist Saras magerer Körper, der langsam von den Wellen geschaukelt wird. Aina und Sven hatten Recht. Ich hätte freinehmen sollen. All meine Energie brauche ich für den Versuch, im Gespräch mit Charlotte anwesend zu sein, und trotzdem gelingt es mir nicht, echtes Engagement zu zeigen.
    »Ich habe nachgedacht«, sagt sie zögernd. »Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, dass ich tatsächlich in Frage stelle, wie man mir begegnet, wie man mich behandelt.«
    Charlotte trommelt mit ihren Fingernägeln auf ihrer Handtasche.
    »Ich bin stolz darauf, dass ich mich entschieden habe, mich arbeitsmäßig zu engagieren. Ich bin stolz auf meine Kompetenz.
Aber ich funktioniere nur in meiner Rolle als Frau. Hinsichtlich der Anforderungen, die in unserer

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