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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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nicht lange, aber sie wusste schon jetzt genau, wie sie die andere Frau erreichen konnte. Sie musste sie nur bei der Ehre packen.
    Hasenfuß? Hat die mich gerade Hasenfuß genannt? Na warte!
    Ganz langsam öffnete Amelie ihre Augen. Na gut, eigentlich war es nur eines. Nämlich das linke, auf dem sie etwas schwächer sah. So glaubte sie, vielleicht nicht sofort bei ihrem Anblick vor Scham in den Boden zu versinken.
    Der Boden brauchte sich nicht aufzutun, und ihr rechtes Auge öffnete sich ohne ihr Zutun von ganz alleine. Denn das, was sie sah, widersprach ihrer Erwartung voller Vehemenz. Sie sah eine junge Frau. Möglicherweise nicht schön im Vergleich zu all den Hochglanzblondinen, die Woche für Woche auf den Titelseiten der Boulevardmagazine ihre gebleachten Zähne zeigten, aber immerhin doch recht passabel. Das Kleid war ein Traum. Dunkelgrün, die Farbe, die sie nicht nur liebte, sondern die ihr auch am besten stand. Der Rock weichfallend, aus edlem Chiffon, ihre schmalen Hüften aufreizend umspielend. Das Oberteil aus glänzendem Taft hingegen enganliegend und ärmellos, mit einem ziemlich großzügigen Ausschnitt. Das wäre an und für sich ein riesiges Problem gewesen, wusste Erin doch, wie panisch Amelie darauf bedacht war, ihre Narbe am Hals zu verbergen. Deswegen hatte sie ein Kleid ausgesucht, das zwar offenherzig war, gleichzeitig wiederum nicht, denn in das tiefe Dekolleté war eine durchsichtige Spitze eingesetzt, die bis zum Hals aufschloss. So konnte man den Brustansatz sehr gut erkennen, die Narbe aber überhaupt nicht. Dieses Kleid ließ Amelie wie eine zarte Elfe aussehen, aber zugleich verrucht und sehr sexy. Auch die Narben an ihren Handgelenken waren verborgen. Durch farblich passende Handschuhe, ebenfalls aus Taft, die ihr bis zu den Ellenbogen reichten.
    Erin hatte Amelie die Haare gemacht und ihr dabei streckenweise eine Heidenangst eingejagt. Denn James‘ Schwester hatte die ganze Zeit davon gefaselt, dass sie ihre Barbie früher mit Leidenschaft frisiert hatte. Amelie sah sich schon als Kens Traumfrau enden. Doch es war erstaunlich, was diese Verrückte mit ihr angestellt hatte. Fast eine halbe Stunde lang hatte sie die rote Mähne gebürstet, die nun in weichen Wellen, kaskadengleich über den Rücken fiel. Nur an den Seiten hatte Erin jeweils eine Strähne weggenommen und am Hinterkopf hochgesteckt, was Amelies schmales Gesicht mit dem zarten Teint auf faszinierende Weise betonte. Sie wähnte sich in einem Traum. Die Frau, die sie da im Spiegel sah, hatte zwar sehr viel Ähnlichkeit mit ihr, war doch aber eine völlig andere. Wahrscheinlich phantasierte sie.
    »Aua«, schrie sie auf, als sie sich in den Arm zwickte und es zu ihrer Überraschung weh tat.
    »Liebes, was machst Du denn da?«, schimpfte Erin mit ihr, musste dennoch schmunzeln.
    »Ich wollte testen, ob ich träume«, erklärte Amelie leicht errötend.
    »Tust Du nicht, Schatz! Glaub es ruhig. Du bist diese wunderschöne und atemberaubende Frau da im Spiegel. Ich bin mir völlig sicher, dass Dein Anblick meinem Bruder den Rest geben wird. Er wird bedingungslos kapitulieren und dann wie ein brunftiger Hirsch die Jagd auf Dich eröffnen. Haha, und ich weiß auch schon, wo diese Jagd enden wird.« Grinsend schielte sie zu dem riesigen Bett rüber, das einen großen Teil des Raumes vereinnahmte.
    Amelie schoss das Blut noch weiter ins Gesicht. »Erin, Du bist unmöglich!«, tadelte sie die andere Frau.
    »Warum? Weil ich die Dinge beim Namen nenne? Solltest Du vielleicht auch mal versuchen! Andersrum erübrigt sich das nun ohnehin, so wie Du aussiehst. Da wird sich Euer ‚Problem‘ von ganz alleine in Luft auflösen. Glaub mir Amy, er wird hin und weg sein.«
    Amelie seufzte. »Im Augenblick ist er eigentlich nur weg. Hättest mal sehen sollen, wie schnell er eben verschwunden ist. Hat seine Tasche aufs Bett gedonnert, in Sekundenschnelle seinen Smoking übergezogen, und schon hat er das Weite gesucht. Als hätte ich die Pest.«
    Erin sah sie skeptisch an. »Du glaubst jetzt nicht wirklich, dass er Dich abstoßend findet, oder? Das darfst Du Dir nicht einreden, Amy. So bescheuert es auch ist, ich denke, dass er nur Abstand hält, weil er Dich schonen möchte. Dass ihm das aber von Tag zu Tag schwerer fällt, würde sogar ein Blinder bemerken. Gib ihn noch ein bisschen Zeit.« Sie sah auf die Uhr und grinste wissend. »Ich würde sagen, maximal drei Stunden wird er noch brauchen. Sobald das Gala-Dinner vorbei ist und er Dich

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