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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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viel davon ab. Schließlich hatte sie ein sehr klares Ziel vor Augen, nämlich mit James glücklich zu werden. Unbeschwert und frei von Angst, Kummer und Sorgen.
    Verträumt beobachtete sie den Mann auf der Terrasse, der unruhig auf und ab ging. Er schien schlechte Nachrichten bekommen zu haben, denn er fuhr sich immer wieder durch seine Haare und kaute an seinen Nägeln. Das tat er nur, wenn er sehr nervös war, wie Amelie herausgefunden hatte. Ihr verträumter Blick wich einem angespannten. Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert. In diesem Moment wandte er sich um und sah sie an. Er war zu weit weg, als dass sie seine Miene hätte genauestens analysieren können, aber er hob die Hand und winkte ihr zu. Amelie winkte erleichtert zurück, und ihre Bedenken lösten sich im Nu in Luft auf. James beendete das Telefonat und trat wieder durch die große Glastür in das Esszimmer. Er sah noch ein bisschen blasser aus als vorher, aber er lächelte. Sein Zorn war verraucht.
    »Probleme?«, fragte Amelie, als er sich nicht von selbst erklärte.
    »Was?«, erwiderte er irritiert. »Ach so, ja. Das war mein Vater. Nichts Ernstes. Vertragsschwierigkeiten mit einem Jungautor. Er wollte einen Rat von mir. Und das an seinem Geburtstag, nicht zu glauben. Ich geh dann jetzt mal nach oben, um meine Tasche zu packen. Das solltest Du auch tun. Der Hubschrauber wird in etwa einer halben Stunde hier sein, um uns abzuholen. Also hopp!« Weg war er.
    Amelie stierte konsterniert auf den Teller vor sich. Konsterniert und bis ins Mark erschüttert, weil ihr klar war, dass James ihr ebengerade, ohne mit der Wimper zu zucken, direkt ins Gesicht gelogen hatte. Denn genauso wie sie wusste, dass er sich durch die Haare strich und an den Nägeln kaute, wenn er nervös war, wusste sie ebenso, dass er für jedes einzelne Familienmitglied einen separaten Klingelton auf seinem Smartphone eingerichtet hatte. Oft genug hatte sie sich schon darüber lustig gemacht. Für seinen Vater war das der Radetzky-Marsch und der war eben ganz eindeutig nicht erklungen. Wer auch immer James angerufen hatte, William B. Prescott IV. war es jedenfalls nicht gewesen. Natürlich konnte es eine einfache Erklärung dafür geben, zum Beispiel, dass James‘ Vater nicht von seinem Handy aus angerufen hatte, doch Amelie spürte instinktiv, dass das nicht so war. James verbarg etwas vor ihr. Aber was und vor allen Dingen warum?
     
    Kurze Zeit später waren sie unterwegs nach Washington. Im Hubschrauber war ein Gespräch wegen dem lauten Schlagen der Rotorblätter kaum möglich, indes schienen weder James noch Amelie das zu bedauern. Der eine schaute nach links aus dem Fenster raus, die andere nach rechts, und obwohl sie keine 30 Zentimeter trennten, waren sie doch meilenweit voneinander entfernt. Das änderte sich zum Glück, als sie sich der Hauptstadt näherten und deren Sehenswürdigkeiten aus der Luft bestaunen konnten. Amelie zeigte aufgeregt auf das Kapitol, die National Mall mit dem Lincoln Memorial und dem Washington Monument, schließlich auf das Weiße Haus. James erklärte ihr geduldig alles, was sie wissen wollte, und man merkte ihm an, wie sehr er seine Heimatstadt liebte. Alle Fremdheit, die zuvor da gewesen war, war wie weggewischt. Als sie zur Landung im Park der Prescottschen Residenz ansetzten, griff Amelie nach der Hand von James. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie mit einem Hubschrauber flog, dennoch hatte sie Angst und sie hoffte inständig, dass diese Höllenmaschine sicher landete, so wie James es versprochen hatte. Sie tat es. Sanft setzten die Kufen des Helikopters auf die Rasenfläche auf. Als die Rotorblätter runterfuhren, war die einsetzende Stille wohltuend, aber auch ein Stück weit beängstigend.
    »Bereit für meine Familie?«, fragte James vorsichtig, weil er spürte, dass Amelie nervös war.
    »Ja, das bin ich«, erwiderte die junge Frau und war heilfroh, als sie durch die Scheiben des Hubschraubers Erin erblickte, die ihnen freudig zuwinkte.
    Die gesamte Familie Prescott hatte sich im Park versammelt, um James und seine Freundin willkommen zu heißen. Amelie hatte sie ja alle schon mal gesehen, auf dem Bild im Internet, deswegen fiel ihr die Zuordnung nicht schwer, selbst die Brüder von James konnte sie mühelos auseinanderhalten. Sie wertete es als ein gutes Zeichen, dass auch Ruben anwesend war, und ein Zwinkern von Erin bestätigte sie in dieser Annahme.
    »Amelie, ich freue mich so sehr, Sie kennenzulernen«, frohlockte Silvia

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