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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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Er musste über seine eigenen Überlegungen grinsen. Dabei hatten sie einen durchaus ernsten Hintergrund. Er wollte einfach nicht, dass es diesem Mädchen schlecht ging. Er wollte nicht, dass sie Bulimie hatte und auch nicht, dass sie sich die Pulsadern aufschlitzte. Er wollte es nicht. Punkt!
    »Kuuuckuck, Mister!« Der rothaarige Vielfraß machte sich erneut bemerkbar. »Oder redest Du nicht mehr mit mir?«
    James fühlte sich ertappt. »Oh sorry, ich war in Gedanken«, antwortete er und bemerkte überrascht ihren tadelnden Blick. Ach ja, sie mochte es ja nicht, dass er sich ständig entschuldigte. »Warum ich in Hamburg war?«, sprach er deswegen hastig weiter. »Nun, ich habe dort einen Freund aus meiner Unizeit in Augsburg. Dort habe ich damals ein Semester lang studiert. Wann immer es passt, besuche ich ihn, wenn ich in Deutschland bin. An diesem Wochenende war Hafenfest, da hatte ich schon zwei Gründe, dorthin zu fahren, denn ich liebe Schiffe. Na ja, nicht so sehr die großen Pötte, eher Segelschiffe und Jachten, die finde ich total klasse.«
    Amelie lächelte und schob sich das nächste, mit pikanter Soße benetzte Stück Fleisch in den Rachen. In aller Seelenruhe kaute sie und schluckte ihren Fang dann entspannt runter. »Nun, wenn das so ist, dann kannst Du mich auch gerne mal in Hamburg besuchen, falls Du Schiffe gucken willst. Du darfst sogar auf einer Luftmatratze in meiner bescheidenden Studentenbude nächtigen, was sagst Du dazu?«
    James lächelte zurück. »Na, das ist ja mal ein ganz verlockendes Angebot, Miss Johannson. Ich denke, ich werde gegebenenfalls darauf zurückkommen. Aber nun iss auf, ich möchte mir heute noch einiges ansehen für mein Projekt.«
    Amelie machte einen Schmollmund. »Wie jetzt, gibt es keinen Nachtisch?«
    Ihr Begleiter starrte sie nun nicht weiter ungläubig, sondern geradezu entsetzt an. Das hier sprengte jegliche Dimensionen. Instinktiv wappnete er sich, denn er rechnete jeden Moment damit, dass sie aufspringen und zum Klo stürzen würde, um sich dieser unfassbaren Lebensmittelberge, die sie am heutigen Tage schon verdrückt hatte, wieder zu entledigen.
    »Hey, Prescott, Du guckst gerade so, als wenn Du befürchten würdest, dass die Russen einmarschieren, und Du die deutsche Hauptstadt ganz im Alleingang verteidigen müsstest.« Zweifellos genoss die junge Frau, ihren Begleiter durch den Kakao zu ziehen. Woher sollte sie auch wissen, dass er sich in der Tat wie David fühlte, dem Goliath im Nacken saß, nur dass er noch nicht so genau wusste, wer oder was sich hinter besagtem Goliath verbarg. Er überlegte kurz, entschloss sich dann zum Frontalangriff.
    »Okay, Du kannst ein Dessert bekommen, aber Du kotzt das doch anschließend nicht wieder aus, oder?«
    Jetzt schaute Amelie ihrerseits entgeistert und vergaß dabei sogar das Kauen. »Bitte?« stieß sie schließlich angestrengt und leicht säuerlich hervor. »Du glaubst, ich hätte Bulimie? Sag mal, tickst Du noch ganz sauber? Und das nur, weil ich einen guten Appetit habe? Kann es sein, dass Du in der Vergangenheit zu viel Magermodells getroffen hast, die zwei Erbsen und ein halbes Salatblatt für eine komplette und ausgewogene Mahlzeit halten? Ja, es stimmt, ich esse eventuell mehr als andere Frauen in meinem Alter. Aber ich kann das, da ich einen ausgezeichneten Stoffwechsel habe und nicht so schnell zunehme. Also genieße ich es, dass ich mich wenigstens auf diesem Gebiet als gesund bezeichnen darf. Zudem könnte ich niemals Nahrungsmittel einfach so verschwenden, indem ich sie zu mir nehme und dann wieder erbreche. Dazu gibt es zu viele Menschen, die auf den Luxus einer Mahlzeit gezwungenermaßen Tag für Tag verzichten müssen. So! Und jetzt bestelle ich mir auf diese Dreistigkeit hin eine extragroße Portion Vanillepudding, und zwar auf Deine Kosten!«
    James schaute sie nachdenklich an. Ihre Worte gingen ihm nicht aus dem Sinn, wiederholten sich gebetsmühlenartig »…. ich mich wenigstens auf diesem Gebiet als gesund bezeichnen darf,…. ich mich wenigstens auf diesem Gebiet als gesund bezeichnen darf. « Was genau meinte sie damit? Er würde so gerne nachfragen, andersrum konnte und wollte er nicht riskieren, sie noch weiter zu verärgern, darum entschied er sich nach seinem Vorstoß für den sofortigen Rückzug.
    »Ja, ja, ist ja gut. Schön, dass das Pastorentöchterchen die Hungernden dieser Erde nicht aus den Augen verliert. Also Vanillepudding. Das mit der Bulimie, das musst Du mir nachsehen. Ich

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