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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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abgeben? Ach ja, und das Fahrrad, das ich Dir versprochen habe, das kaufen wir, wenn ich zurück in Deutschland bin, einverstanden?«
    Amelie nickte abwesend und ließ sich von ihm hochziehen. Ihre Knie zitterten. Kein Wunder, war sie doch gerade von einem D-Zug überrollt worden. Ein D-Zug namens James Anthony Prescott.
     
    Ein paar Stunden später standen sie im Abflugterminal von Berlin-Tegel. James war es gelungen, noch einen Platz auf einer Abendmaschine nach New York zu bekommen, von dort aus würde er mit dem Zug nach Washington fahren.
    »Wir skypen, ja?«, raunte James.
    »Skypen? Dabei hatte ich gehofft, ich bräuchte Dich Quälgeist jetzt vorerst nicht zu sehen«, erwiderte Amelie lächelnd.
    »Nana, schon wieder so frech, Miss Johannson? Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass vielmehr Du der Quälgeist bist? Und wiederum drehst Du den Spieß einfach um. Vermutlich sollte ich Dich mal anständig übers Knie legen, aber so etwas macht ein netter Mann nicht, oder? So hast Du mich doch genannt, nicht wahr? Was ja an und für sich auch schon wieder eine Frechheit war. Welcher Kerl lässt sich schon gerne als nett bezeichnen?«
    Amelie verdrehte die Augen im Kopf. »Jetzt versuch bloß nicht, den Macho raushängen zu lassen, Prescott, das nimmt Dir eh keiner ab.«
    »Na gut, dann verzichte ich eben darauf, Miss! Und Du? Was wirst Du nun machen? Fährst Du zurück nach Hamburg?« Die Besorgnis in seiner Stimme war unüberhörbar.
    Amelie atmete tief durch. »Nein, ich fahre erst zum Beginn des Herbstsemesters nach Hamburg. Ich denke, dass ich für ein paar Wochen meine Eltern auf Spiekeroog besuchen werde.«
    »Das hört sich doch gut an. Ich könnte Dich dort abholen, wenn ich zurück bin. Ich würde Deine Eltern wirklich gerne kennenlernen.«
    »Äääh ja, ….mal sehen!«
    James merkte sofort, dass sie wieder da war, diese unsichtbare Mauer zwischen ihnen, aber mittlerweile hatte er gelernt, dass es am dienlichsten war, sie einfach zu ignorieren.
    In diesem Moment kam der Aufruf für seine Maschine. »Gut, Amy!«, sagte er, während er sein Handgepäck nahm. »Ich bin kein Freund von rührseligen Abschieden, und das hier ist sowieso keiner auf Dauer. Wir werden uns wiedersehen! Schneller, als Du Dir denken kannst, also gib mir einen Kuss und gut ist!«
    Amy schaute ihn verdattert an. Dieser unverschämte Kerl hielt ihr doch tatsächlich seinen gespitzten Mund hin, als wäre er ein Hund auf der Suche nach einem Leckerli. Nur zum Schein ging sie auf das Spiel ein, stellte sich auf die Zehenspitzen und näherte sich ihm. Kurz bevor ihre Lippen seine trafen, drehte sie aber ab und gab ihm stattdessen einen Schlag an den Hinterkopf.
    »Das hättest Du wohl gerne, mein Lieber. Diesbezüglich hast Du heute schon mehr bekommen, als Dir zustand, und jetzt hau endlich ab!«
    James wirkte enttäuscht. Wortlos schickte er sich an, zu gehen. Doch plötzlich schnellte er nochmal herum und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Bis bald, Du Zwerg!«, raunte er heiser, dann war er weg.
    Amelie sah ihm mit gemischten Gefühlen, die sich auf ihrem Gesicht widerspiegelten, hinterher.
    Verträumt…..nachdenklich…..traurig…..verzweifelt…resignierend……
     

Kapitel 20
     
    15. Mai 2013 – Über dem Atlantik
     
    »Ich bin nicht gut für Dich!«
    Amelies Worte hallten immer und immer wieder durch die Weiten der Prescottschen Gehirnwindungen. James saß mit geschlossenen Augen an einem Fensterplatz der Boeing, die ruhig und sicher der Heimat entgegenflog. Er war todmüde und hatte gehofft noch ein wenig schlafen zu können, aber das war beim Wunsch geblieben. Kein Wunder, in den letzten 48 Stunden was so unfassbar viel in seinem Leben passiert, dass es komplett auf den Kopf gestellt schien. Dabei war es nüchtern betrachtet doch nichts Außergewöhnliches, dass ein Mann eine Frau traf, die ihm gefiel, und er begann, für sie Gefühle zu entwickeln.
    »Ich bin nicht gut für Dich!«
    Da! Schon wieder! Wie kam sie nur auf so einen ausgewachsenen Unsinn? Sicher wäre es um einiges leichter gewesen, wenn sie nicht dieses dunkle Erlebnis in ihrer Vergangenheit hätte. Wenn sie einfach nur die wortgewandte, freche Amelie mit dem eigentümlichen Humor sein könnte, aber so war es nun mal nicht. Und wenn er ehrlich zu sich war, hatte sie dieser düstere Schatten doch erst so richtig interessant für ihn gemacht. Weil er eben selbst auch etwas mit sich herumtrug, was niemals hätte geschehen dürfen. Aber es war passiert und

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