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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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kann ich es nicht einfach lassen? Aber manchmal macht sie mich halt wahnsinnig. Ha! Was für eine Ironie! Als wenn ich das nicht schon längst wäre.
    Sie stand auf und trat zu ihrer Mutter an die Anrichte. »Ich weiß, dass Du das nicht leiden kannst, Mama«, sagte sie leise, dennoch bestimmt und legte eine Hand auf ihren Arm. »Aber ich mag es auch nicht, wenn meine Probleme ständig und überall in der Luft liegen, sobald ich diese Insel betrete. Und was mir zudem gewaltig gegen den Strich geht, ist, dass Du glaubst, in meiner Gegenwart nicht sagen zu können, was Du denkst. Meinst Du wirklich, dass es mir dadurch besser ginge? Dann muss ich Dich enttäuschen, genau das Gegenteil ist der Fall.«
    »Aber ich sage Dir doch, was ich denke, Liebes«, verteidigte sich Magda Johannson, was jedoch recht halbherzig herüberkam.
    »Nein, tust Du nicht!«, widersprach Amelie. »Ich sehe den Zorn in Deinen Augen, spüre, wie Du Dich dagegen wehrst, ihn herauszulassen. Warum lässt Du das nicht einfach mal zu, Mama? Das würde Dich eventuell ein wenig auflockern.«
    Magda goss das kochende Wasser auf die Minzblätter und drehte sich dann zu ihrer Tochter um. Sie war leichenblass, ihre Hände zitterten. »Und was soll das bringen? Meinst Du etwa, ich könnte durch meinen Groll gegen Dich, dadurch, dass ich ihn offen zur Schau stelle, irgendetwas an Deiner Situation ändern? Ich werde Dir etwas sagen. Gar nichts würde das ändern. Du weißt selbst am besten, was wir in den vergangenen zehn Jahren alles versucht haben, damit es Dir endlich besser geht. Es war alles umsonst. Immer wenn da ein Lichtlein am Ende des Tunnels war, kam der nächste Rückschlag. Tut mir leid, wenn meine Leichtigkeit dabei auf der Strecke geblieben ist. Du bist mein kleines Mädchen, ich liebe Dich und der Gedanke, dass ich Dir nicht helfen kann, der frisst mich auf. Vielleicht sollte ich mich dafür schämen, aber der Glaube an das große Wunder schwindet von Tag zu Tag. Dass Du eines Tages wieder gesund wirst, eine ganz normale, junge Frau eben. Es ist so schwer, immer aufs Neue zuversichtlich zu sein. Deshalb brauche ich jedes positive Zeichen von Dir, das ich kriegen kann. Nur darum habe ich Dich gefragt, wie es Dir geht, in der Hoffnung auf diese kurze Antwort mit den drei kleinen Buchstaben, denn das würde mir wirklich den Abend retten, mein Mädchen.«
    Auch Amelies Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Selten war es so greifbar für sie gewesen, wie viel Kraft ihre Erkrankung die Mutter tatsächlich gekostet hatte, und das schlechte Gewissen nagte einmal mehr an ihr. Spontan schlang sie ihre Arme um die ältere Frau und drückte sie fest an sich.
    »Verzeih mir, Mama!«, hauchte sie mit erstickter Stimme. »Dass ich zynisch war und gemein zu Dir. Alles, was ich sagen wollte, ist, dass Du Dir nicht ständig Sorgen machen sollst um mich. Das macht Dich nur kaputt, und das will ich einfach nicht. Und wenn es mir in meiner Situation vielleicht auch nicht weiterhelfen mag, dass Du mal Dampf ablässt, so ist es für Dich umso wichtiger. Du musst damit aufhören, Dir immer den Kopf über mich zu zerbrechen, es langt doch wohl, wenn ich das mache. Denk endlich mal wieder an Dich, denn dass Du es nicht tust, belastet mich wirklich unheimlich. Du bist nicht verantwortlich für mich. Ich bin ein erwachsener Mensch und muss für das, was ich tue, selber geradestehen. Ich weiß, dass Du es nur gut meinst, aber Du musst versuchen, mich loszulassen. Es würde das Leben für mich um einiges erleichtern und ebenso für Dich. Was nun Deine Frage betrifft, ja, es geht mir gut. Sehr gut sogar, was definitiv mehr als drei Buchstaben sind. Ich hoffe, dass Dir das nicht nur einen, sondern mindestens zwei Abende retten wird.«
    Ob Magda wollte oder nicht, sie musste lächeln. Ihre Kleine konnte so zuckersüß sein, wenn sie wollte. Innig erwiderte sie die Umarmung ihrer Tochter.
    »Soso, es geht Dir also sehr gut!«, wiederholte sie und drückte Amelie dann ein wenig weg von sich, um ihr ins Gesicht sehen zu können. »Und willst Du mir denn auch sagen, ob es einen Grund dafür gibt?« Verdutzt registrierte sie, dass das Mädchen errötete.
    »Äääh, nein, keinen bestimmten Grund«, entgegnete sie vielleicht etwas zu hastig. »Ich glaube, dass ich die dunkle Phase jetzt durchgestanden habe. Ich freu mich, wenn ich wieder ins Studium einsteigen kann.«
    »Und die Tabletten? Hast Du sie wirklich schon wieder abgesetzt?«
    »Mama, Du weißt, wie ich dazu stehe. Die

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