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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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kaum noch aushalten.
    »Ist es wegen mir, oder wieder wegen dieses anderen Mannes?«
    »Bitte? Wovon reden Sie? Ein anderer Mann?«
    »Ja. Der, wegen dem sie nicht mehr leben wollte.«
    »Herr Prescott, was genau hat Amelie Ihnen erzählt?«
    »Nun, nachdem ich die Narben an ihren Handgelenken gesehen habe, hat sie mir gesagt, dass sie aufgrund einer unglücklichen Beziehung zu einem Mann versucht hat, sich das Leben zu nehmen.«
    »Und sonst nichts weiter?«
    »Nein, nichts weiter. Wieso fragen Sie?«
    Er hörte Amelies Vater schwer atmen. »James, wenn Ihr Zustand es zulässt, sollten sie alsbald nach Deutschland kommen. Zu mir nach Spiekeroog. Ich denke, dass wir zwei uns dringend unterhalten müssen.«
     

Kapitel 30
     
    21.  Mai 2013 – Spiekeroog
     
    »Es tut mir wirklich leid, Herr Johannson, dass ich erst jetzt hier sein kann, aber meine Familie und meine behandelnden Ärzte waren gegen diese Reise, deswegen konnte ich nicht sofort los.« James saß Amelies Vater in dessen Arbeitszimmer gegenüber und entschuldigte sich seit seiner Ankunft zum wiederholten Mal für sein verspätetes Eintreffen.
    »Wenn es nach mir gegangen wäre, hättest Du keinen Schritt aus dem Krankenhaus getan«, knurrte Erin Prescott bitterböse, die mit verschränkten Armen den Stuhl neben ihrem Bruder genommen hatte.
    »Erin, shut up!«, forderte James seine Schwester wutentbrannt auf, die unter seinem harschen Tonfall zusammenzuckte. »Ich habe mich darauf eingelassen, dass Du mich nach Deutschland begleitest, aber wenn Du nicht Dein vorlautes Mundwerk hältst, passiert was, das verspreche ich Dir.«
    »Ist ja gut«, erwiderte Erin kleinlaut. »Ich sag ja schon nichts mehr!«
    Egidius Johannson hatte die Geschwister während ihres kleinen Disputs mit Adleraugen ins Visier genommen. Besonders den Mann, der sich in den Kopf und das Herz seiner Amelie geschlichen hatte. Er war noch immer ein wenig irritiert, hatte er doch gedacht, dass James jünger wäre, viel jünger, etwa im gleichen Alter wie seine Tochter, wenngleich sie nie etwas in der Hinsicht behauptet hatte. Dass dieser Mann hier vor ihm nun wider seiner Erwartung kein Grünschnabel war, sondern jemand, der eine gewisse Reife besaß, das gefiel dem Pastor aber, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte. Andererseits konnte er gleichwohl auch nicht vergessen, dass dieser James vom Schicksal denkbar schlimm gebeutelt worden war, und er hatte nicht die Spur einer Vorstellung, inwieweit dieser Amerikaner belastbar war. Würde er das wegstecken können, was er zu hören bekäme? War es wirklich richtig, ihm die ganze Geschichte von Amelies Erkrankung zu erzählen? Als er James noch mal intensiv musterte, sah er die große Sorge in dessen dunklen Augen und plötzlich waren alle Zweifel wie weggeblasen.
    »Nun, James! Ich darf Sie doch James nennen? Aufgrund dessen, dass sie kürzlich erst diesen Unfall hatten, beeindruckt es mich ungemein, dass sie den weiten Weg auf sich genommen haben. Ich verstehe Ihre Schwester durchaus, dass sie darüber nicht gerade erfreut ist, dennoch ist das, was ich Ihnen sagen möchte, wichtig für Sie und auch für Amelie. Es könnte sein, dass meine Tochter mir meine Einmischung sehr übel nehmen wird, aber ich hatte in den vergangenen zehn Jahren wenig Gelegenheit, aktiv etwas für sie tun zu können. Daher muss ich diese Chance nutzen.«
    »Zehn Jahre?«, wiederholte James verwirrt. »Ich verstehe nicht!«
    Egidius nickte. »Das können Sie auch nicht. Aus dem Grunde, weil Amelie nicht ehrlich zu Ihnen war.«
    James zog die Augenbrauen hoch. »Ja, das hat sie mir schon geschrieben!«, bestätigte er aufgebracht. »Ich habe bloß keinen blassen Schimmer, was sie damit meinen könnte, und noch weniger weiß ich, wieso sie gedacht hat, sie müsse mich anlügen.«
    Der Pastor hob beschwichtigend die Hand, weil er spürte, wie aufgewühlt James war.
    »Gemach, gemach, junger Mann! Ich erzähle Ihnen nun die ganze Geschichte, und am Ende werden Sie vielleicht ahnen können, warum Amelie nicht die umfassende Wahrheit gesagt hat.«
    Die Geschwister Prescott sahen den älteren Mann mit angespannter Miene an. Egidius lehnte sich in seinem Stuhl zurück, holte noch einmal tief Luft und begann sachte zu sprechen.
    »Der 12. Februar 1989 ist einer der glücklichsten Tage meines Lebens gewesen. An diesem kühlen, aber sonnigen Sonntag kam meine kleine Prinzessin zur Welt. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich liebe meine Söhne genauso wie Amelie, doch

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