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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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ihrem Erwachen untersuchten, diagnostizierten eine Depression. Zuerst haben wir das nicht glauben können. Du meine Güte, das Mädchen war erst 14 Jahre alt, es war für uns einfach nicht denkbar, dass es etwas anderes als eine Kurzschlussreaktion gewesen war. Weil sie Kummer hatte wegen einer schlechten Note, eines Jungen wegen, oder weil jemand sie vielleicht gemobbt hatte. Das alles ja, aber doch keine echte Depression.
    Das muss man sich mal vorstellen: Unsere Tochter hatte sich selbst Gewalt angetan, und wir wollten uns nach wie vor weismachen, dass es ein Ausversehen war. Es konnte nicht sein, es durfte einfach nicht sein. Dafür war Amelie einfach immer viel zu lebhaft und lustig gewesen. Und das war letztendlich der Punkt, an dem wir es schließlich dann doch glaubten. Denn Amelie war nicht mehr lebhaft und lustig. Auch wenn sie weiteratmete, ihr Herz weiter schlug, war es eben doch so, als hätte sie jegliches Leben verlassen. Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, nahmen wir sie mit nach Hause. Wir dachten, wäre sie erstmal bei uns, würde sie unsere Liebe und Zuneigung spüren. Wir bekämen alles in den Griff, und sie würde gesund werden.«
    Er schwieg, denn er spürte instinktiv, dass James eine Frage auf der Seele brannte.
    »Aber eine…..Depression«, begann dieser im gleichen Moment auch stockend. »… die bekommt man nicht einfach so, es muss doch Gründe dafür geben, oder nicht?«
    Egidius schüttelte traurig mit dem Kopf. »Sehen Sie, James, Sie denken so wie Magda, also meine Frau, und ich damals gedacht haben. Wir mussten uns eines Besseren belehren lassen. Die meisten depressiven Erkrankungen gehen zwar in der Tat unmittelbar auf ein Erlebnis oder eine schlechte Erfahrung, wie ich sie gerade beschrieben habe, zurück. Aber es gibt eben auch solche, die ohne eine ersichtliche Begründung ausbrechen. So ist es bei Amelie gewesen. Das hat sie uns selbst immer wieder versichert während ihrer hellen Phasen, und deswegen glaube ich ihr das.«
    »Ihre helle Phasen?«, fragte James irritiert nach.
    »So nennen wir die Zeit, in der es ihr gut geht. In der sie frei von allen Beschwerden ist.«
    »Wenn es vielleicht auch keinen Grund an sich gab, …«, warf Erin ein. »….könnte dann nicht etwas anderes die Depression ausgelöst haben? Sie wird mit ihren 14 Jahren in der Pubertät gewesen sein, ich denke da also an Hormonschwankungen.«
    Egidius sah die junge Frau überrascht an, doch dann fiel ihm ein, dass James ihm bei der Vorstellung gesagt hatte, dass seine Schwester Ärztin sei.
    »Ja, das könnte durchaus sein, dass dieser Umstand den Stein ins Rollen gebracht hat, aber sicher beweisen kann man es nicht. Was auch egal ist, denn an der Tatsache an sich, nämlich dass Amelie krank ist, ändert es nichts.«
    »Sie sagten, sie nennen die Zeit, in der es ihr gut geht, eine helle Phase«, mischte James sich wieder in das Gespräch. »Bedeutet das etwa, dass es mehrere gab? Helle meine ich…, aber……aber auch dunkle?« Er mochte sich kaum vorstellen, dass das so war, doch im Grunde genommen konnte er sich diese Frage schon selbst beantworten, er brauchte nur an die frischen Narben an Amelies Handgelenken zu denken.«
    »Es gab viele helle Phasen, einige graue und wenige ganz dunkle«, vernahm James von der Tür. Er sah in das Gesicht einer Frau, das einmal sehr hübsch gewesen sein musste, aber gezeichnet war von vielen Jahren großen Kummers.
    »Magda!«, stieß der Pastor überrascht aus. »Du wolltest doch an diesem Gespräch nicht teilnehmen.«
    »Das ist wahr, wollte ich auch nicht«, antwortete sie ernst. »Weil ich dachte, dass ich es nicht ertragen würde, das alles noch mal kompakt serviert zu bekommen, aber je länger ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass Du recht hast, Gide. Vielleicht ist das ja wirklich eine Chance, endlich etwas für Amelie tun zu können. Und falls wir falsch liegen sollten, brauchen wir uns zumindest nicht vorwerfen, dass wir es nicht wenigstens versucht hätten.«
    James spürte, wie ihn Amelies Mutter in Augenschein nahm. Ihn mit ihren Blicken beinahe durchbohrte. Er wurde rot, aber dann fasste er Mut und sprang auf. »Frau Johannson, es freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, sagte er mit dunkler Stimme und reichte ihr die Hand. Seine Schwester tat es ihm nach.
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Magda mit einem sanften Lächeln. »Auch wenn ich erst vorgestern von Ihrer Existenz erfahren habe. Sei‘ s drum, wo wart Ihr

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