Die Time Catcher
Fremdwort habe ich das Handtuch geworfen. Aber das Wesentliche meine ich verstanden zu haben. Sie will Phoebe glauben machen, sie sei hypnotisiert worden, indem sie ein Computerprogramm benutzt, das sich so verhält wie ein Mensch in Trance.
Der einzig schwierige Part, hat Abbie mir erklärt, besteht darin, dass Phoebes eigenes Abwehrsystem versuchen wird, P-hyp anzugreifen und zu zerstören. Falls das geschieht, wird sie aus ihrer Trance erwachen und wieder ihre alte schnippische Persönlichkeit annehmen.
Wir haben, mit anderen Worten, nur zwei Minuten, um Phoebe alle Informationen zu entlocken, die uns interessieren. Abbies Finger jagen immer noch in rasender Geschwindigkeit über die Tasten. Ich bin beeindruckt. Dieses Tempo kann man nicht lernen.
Hab’s gleich, gibt mir Abbie per Gedankenübertragung zu verstehen.
»D u solltest nicht einmal …«, beginnt Phoebe, hält dann aber plötzlich inne.
»G eschafft!«, sagt Abbie und stößt seufzend die Luft aus. »F ang an, Cale.«
Sie rollt auf ihrem Stuhl zurück und ich mit meinem nach vorn.
»P hoebe, ich möchte dir ein paar Fragen stellen. Und ich will, dass du mir vollständig und wahrheitsgetreu antwortest, hast du verstanden?«
»J a, ich habe verstanden«, antwortet Phoebe. Ihre Stimme ist flach, ohne jedes Gefühl.
»U nd nachdem wir unser Gespräch beendet haben und du in deinen normalen Zustand zurückversetzt bist, wirst du dich nicht mehr an dieses Gespräch erinnern können. Hast du verstanden?«
»J a, ich habe verstanden.«
»G ut«, sage ich. »E s gibt da einen Jungen, der neulich eingesammelt wurde. Sein Name ist B. Rushton. Geboren wurde er am 8. Juli 1962. Bitte sag mir, wann genau er eingesammelt wurde.«
Für einen Moment ist es still.
»A m 8. Juli 1967 um 17:18«, gibt sie mit neutraler Stimme bekannt.
Hab ich mir’s doch gedacht. Nicht lange, nachdem ich ihn verlassen hatte.
»W o wurde er eingesammelt?«
»B . Rushton wurde dreiundfünfzig Meter über dem Erdboden eingesammelt, in einem Fahrgeschäft namens La Pitoune, das sich im Vergnügungspark La Ronde befindet«, antwortet Phoebe.
Die neue Phoebe gefällt mir immer besser: freundlich und präzise und überhaupt nicht launisch. Aber dann fällt mir ein, dass dies nicht ihr wirkliches Selbst ist.
»D ann habe ich noch ein paar Bitten an dich«, sage ich. »A ls Erstes bitte ich dich, alle Aufzeichnungen zu löschen, die B. Rushton und all meine Zeitsprünge sowie Abbies bevorstehenden Zeitsprung nach Boston betreffen. Und wenn du schon mal dabei bist, lösch doch bitte auch alle Aufzeichnungen in Verbindung mit Marios Zeitsprüngen zur Expo ’67.«
»I ch darf keine Dateien oder Aufzeichnungen löschen, die mit Zeitsprüngen zu tun haben«, sagt sie.
Ist die Hypnose vielleicht nicht tief genug?
Ich tausche Blicke mit Abbie. Ihr Mund ist ein dünner Strich.
»V on wem brauchst du eine Genehmigung, um so etwas zu tun?«, frage ich und habe wieder den Bildschirm im Blick.
»S o etwas kann nur der Firmenchef von Edles für die Ewigkeit genehmigen«, antwortet Phoebe.
»U nd was ist für den Fall vorgesehen, dass der Firmenchef nicht erreichbar ist?«, frage ich.
»D ieser Fall ist überhaupt nicht vorgesehen«, antwortet sie.
Ich blicke zu Abbie hinüber. Es gib noch einen anderen Weg, unser Ziel zu erreichen. Doch falls wir erwischt werden …
Ich hole tief Luft. »P hoebe, verschaff mir bitte Zugang zu Onkels persönlichem Arbeitsplatz.«
Stille.
»I ch kann dir Zugang zu seinem Monitor verschaffen, aber seine Computerdateien sind durch ein Passwort geschützt.«
»K ennst du das Passwort, Phoebe?«, frage ich sie. »U nd falls nicht, kennst du noch einen anderen Zugang zu seinem System?«
»N ein«, antwortet sie.
Ihre Antwort überrascht mich nicht, obwohl ich insgeheim gehofft hatte, Phoebe könne Onkels Sicherheitsbarrieren irgendwie überwinden.
Abbie und ich schauen uns an. Ihre Augen sagen Du schaffst es, Cale.
Mein Herz beginnt zu rasen.
Als ich mich wieder dem Bildschirm zuwende, sehe ich eine Schlange, die sich um ein Stundenglas windet. Dann löst sich die Schlange, die Onkels System zu bewachen scheint, von dem Stundenglas und nimmt eine neue Position ein, die so aussieht, als würde sie mir direkt in die Augen blicken.
»B enutzername?«, will sie von mir wissen.
»O nkel«, antworte ich.
»P asswort?«
Schweiß perlt auf meiner Stirn. Das ist der schwierige Part. Doch habe ich während meiner trostlosen Zeit in der Wüste viel
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