Die Titanic und Herr Berg
folgt.
Da spiele ich nicht mit. Ich habe keinen besten Freund. Anton wohnt in Kiel. Und ich habe keine Freundin. Heike wohnt in Stuttgart. Und einen Schuhanzieher habe ich auch nicht. Ich spiele dieses Spiel nicht mit. Was wäre wenn. Ich spiele sowieso nicht, weil ich ein Verlierer bin. Vielleicht fragt sie sonst noch, welche drei Gewürze ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde. Ich sage zu Tanja: «Weiß ich nicht.» Sie gafft mich an ohne zu zwinkern. Was is? Ich mach dich Geschlechtsverkehr, pass uff. Wir schlafen miteinander. Sie oben. Sie wimmert dabei. Das ist schön, nicht schlecht. Sie krallt sich an mir fest und äußert Zustimmung, Zustimmung, Zustimmung, Erleichterung. Ob sie gekommen ist, will ich wissen, und sie fängt gleich an, mich zu trösten. Das ist doch ’ne klare Frage. Jawoll oder Nee? Nicht was wäre wenn. Ich frage sie, was sie getan hätte, wenn sie gekommen wäre, dabei kneife ich sie in die Brustwarzen, damit sie rauskommen und zuschauen, wie Tanja selber solche Fragen nicht beantworten kann. Tanja sagt: «Ich würde dich links und rechts neben die Augen küssen und dir sagen, dass ich dich liebe.»
Holla! Na Hupsi Pupsi, sagt der Koch, als ihm die Putenbrust runter fällt. Ich lecke an Tanjas Putenbrust. Würde sie sagen, hat sie gesagt, hat sie aber nicht gesagt. Hat ja auch was Gutes, dass junge Frauen oft nicht zum Höhepunkt kommen. Würde. Könnte. Hätte. Ich brauche jetzt was Handfestes und reibe an ihren süßen Stellen, während ich mir einen runterhole. Das findet sie schön. Sie sieht verrückt aus. Würde. In Würde altern. Könnte. Ich könnte heute Nacht hier bleiben. Sollte. Sollte ich auch, denn draußen ist es kalt wie das Sozialsystem. Ach, das Sozialsystem, woran man so denkt, damit man nicht zu früh kommt. Danach sucht Tanja mit Blicken durch den Raum, pustet aber die Kerzen aus, bevor sie etwas gefunden hat. Wir küssen uns. Ein Männchen könnte in unserer aus Mündern gebauten Höhle eine Atomkatastrophe überleben. Hermetisch abgeriegelt. Nicht schlecht. Dann noch ein kurzer Kuss, und wir rollen uns unter die Decke. Ich liege hinter ihr und umfasse ihr Handgelenk. Es sind genau dieselben Griffe wie bei Ursel, Sylvia, Heike und anderen Frauen. Und Tanja. Ich soll was Schönes träumen. Was ist was Schönes? Ein Gemälde von einem Birkenwäldchen? Ich schlafe sofort ein.
Nachts werde ich wach, weil die Blase drückt. Ich gehe auf die Toilette, dieses Mädchenklo, voller Strohblumen. Tanja wacht nicht auf, und ich nehme die zweite Decke. Um neun werde ich das erste Mal wach. Um neun ist in der Woche Frühstückspause. Ich schlafe wieder ein und wache um zehn auf. Um zehn ist in der Woche der Feierabend aasig weit entfernt. Tanja wird auch wach, und wir reden träge darüber, dass wir nichts geträumt haben, und dass wir als Kinder mehr geträumt haben. Sie schmust sich schon wieder einen ab an mir. Wenn ich ihr junges Gesicht sehe, fühle ich mich wie ein Kuschelkissen, besabbert und gebraucht. Das behagt mir wie ein Pflaster, das schnell von einer haarigen Stelle abgerissen wird. Gleich wird’s haarig. Ich streichel mich vor. Immer drum herum, um den offenen Eingang, und mehrere Ehrenrunden. Ich kreise so lange, bis das ganze Haus weiß, dass Tanja Besuch hat und dass der Besucher Peter heißt. Ich mag meinen Namen nicht, auch nicht geschrien. Ich finde den Namen Peter nicht männlich. Ich sehe immer einen pubertierenden Peter vor mir. Was bist du denn für ein Peter? Tanja ist ein annehmbarer Name, kann man nicht meckern.
«Peter», sagt Tanja. Ja, ich bin Peter. Sie hält meinen Kopf zwischen ihren Händen, küsst mich links und rechts neben die Augen. Na, das kommt mir bekannt vor. «Ich liebe dich» sagt sie, nicht kitschig, nur todernst.
«Wieso sagst du das? Bist du gekommen?», frage ich. Das war nicht nett. Ich hätte was anderes sagen können, aber sie hätte auch was anderes sagen können. Wir hätten beide was anderes sagen sollen. Würde sie sagen, hat sie gestern Abend gesagt und jetzt hat sie es gesagt. In Würde aus dem Bett kommen. Ich küsse sie, nass und warm, wo sie nass und warm ist. Sie sagt, dass sie nicht mehr will, und dass wir aufstehen und frühstücken, also ist es so. Sie sagt, sie liebt mich, also ist es so. Ich frage mich wirklich, ob sie gekommen ist, würde sie aber nie ein zweites Mal fragen. Wir reden beim Frühstück wenig. Die Eier? Mit Salz? Milch in den Kaffee? Isst du gerne süß morgens? Sie fragt mich nichts
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