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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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erlosch.
    „Die Nacht ist kurz. Wollt Ihr Euch etwas wünschen?“, fragte er.
    Sie nickte. Die Erinnerung an diesen Tag würde sie immer wie eine Kostbarkeit bewahren.
    Zwei Dorfjungen hatten weitere Holzboote geschnitzt und Kerzenstummel gesammelt und freuten sich, eines davon Justin gegen eine Münze zu geben. Solay kniete sich ins Gras und tauchte die Finger ins Wasser, während Justin Kerzenwachs auf das Holz tropfen ließ und den Stummel daraufsteckte.
    „Soll ich Euren Wunsch auf das Boot schreiben?“
    Sie schüttelte den Kopf und streckte die Hand danach aus. „Ich weiß, was ich mir wünsche.“
    Mit beiden Händen hielt sie das schwankende Boot fest und zögerte, es loszulassen. Solange sie es festhielt und die Kerze brannte, durfte sie hoffen.
    Justin hockte sich neben sie, so nahe, wie er ihr den ganzen Tag gewesen war. „Was wünscht Ihr Euch?“
    Sie blickte ihn an, wohl wissend, dass er die Glut in ihren Augen sehen musste, die sie erfüllte bei dem Gedanken an ihre erste gemeinsame Nacht. Auch in seinen Augen sah sie Verlangen – und noch mehr. Konnte sie es glauben?
    Sie schüttelte den Kopf und betrachtete die kleine Barke. „Es muss ein Geheimnis bleiben, sonst geht es nicht in Erfüllung.“
    Sie schloss die Augen und ließ das Boot los.
    Gemeinsam mit ihr hielt er den Atem an, als es von einer Seite zur anderen schaukelte. Wasser spritzte auf das Kerzenwachs, ehe es sich wieder aufstellte. Als es in der Mitte des Baches angekommen war, trieb das Boot einer anderen Frau auf es zu.
    „Fahr herum!“, rief Justin und winkte dem anderen Rindenstück zu, als könnte er seinen Kurs ändern.
    Vergebens. Es rammte Solays Boot, und beide schaukelten gefährlich. Sie hielt den Atem an, und er nahm ihre Hand. War es ihm so wichtig, dass ihr Wunsch in Erfüllung ging?
    Würde er dasselbe empfinden, wenn er wüsste, was sie sich wünschte?
    Schließlich kippte das andere Boot um, und die junge Frau, die es losgeschickt hatte, seufzte erst auf und lachte dann, als ihr Verehrer ihr einen Kuss raubte.
    Solays Boot aber erreichte das gegenüberliegende Ufer, und sie stieß einen kleinen Freudenschrei aus.
    Justin umarmte sie. „Also“, flüsterte er, und sein Atem kitzelte an ihrem Ohr, „werdet Ihr mir nun Euren Wunsch verraten?“
    Was würde er sagen, wenn er von ihrem Wunsch erfuhr, dass sie als Mann und Frau lebten? So in seinen Armen und von seinem Duft umgeben, öffnete sie den Mund, um es ihm zu sagen.
    Dann hielt sie inne.
    Jedes Mal, wenn sie bei ihm hatte liegen wollen, hatte er sie zurückgewiesen. So heftig, dass alles, was vorher gewesen war, davon berührt und beschmutzt wurde. Statt es ihm zu sagen, wollte sie die Erwartung auskosten und hoffen, dass sie wie die kleine Rinde das Ufer erreichen würde.
    Später. Später würde sie es ihm sagen.
    Sie setzte sich auf dem weichen Gras nieder. „Ich wünschte“, sagte sie und lächelte dabei, „ich wüsste Euren Geburtstag.“
    Sie glaubte, Enttäuschung in seinem Blick zu lesen. „Das ist alles?“
    „Und erklärt mir nicht, es wäre mir verboten, Eure Sterne zu deuten. Heute ist der König nicht hier.“
    Jetzt lachte er. Sie begann, diesen Laut zu lieben. Indem er ihr einen Festtag geschenkt hatte, hatte er auch sich selbst einen gegeben.
    Während er sie musterte, um herauszufinden, ob er ihr trauen durfte, hielt sie den Atem an.
    „Also schön. Ihr sollt Euren Wunsch erfüllt bekommen. Ich weiß nicht, warum ich es Euch nicht schon vor langer Zeit gesagt habe.“ Er beugte sich an ihr Ohr und flüsterte: „Ich wurde vierzehn Tage vor Weihnachten geboren.“
    Sie lachte auf. „Ich hatte recht! Ihr wurdet unter dem Zeichen des Schützen geboren“, sagte sie und konnte ein stolzes Lächeln nicht unterdrücken.
    „Aber Ihr wart nicht sicher, sonst hättet Ihr das nicht so unbedingt wissen wollen.“
    Zum ersten Mal war es ein Trost, dass er sie so gut verstand.
    Sie fassten einander bei den Händen und wandten sich wieder der Wiese zu, wo die Jungen Wettrennen veranstalteten und die Männer von der Obstwiese heruntergefallene Äste brachten, um das Bonfire aufzuschichten.
    Ein großer Bursche hielt eine Fackel an den Holzstapel, und Funken flogen zum blauen Abendhimmel hoch. Die jüngeren Burschen nahmen Zweige vom Feuer und liefen damit auf der Wiese auf und ab wie Sternschnuppen. Ein paar, die besonders tapfer waren, sprangen über die Flammen.
    Solay warf einen Seitenblick auf Justin. Er hielt einen Krug mit Ale in der rechten

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