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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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begann. Der letzte Tyrann der Goldzeit setzte diesen Schlusspunkt durch furchtbare Waffen, die er hoch in den Wolken zur Wirkung brachte. So wollte er seine Feinde und deren Waffen vernichten. Die Legenden, die wir heute kennen, erzählen von Sonnen, die damals vom Himmel fielen. Und wenn sie von der Götternacht sprechen, meinen sie meistens die lichtlose, eisige Zeit, die diesem Kriegstag folgte.«
    »Hat dieser Tyrann denn seine Feinde vernichten können?«
    »Sicher.« Katanja zuckte mit den Schultern. »Man sagt, der letzte Tyrann der Goldzeit habe sich mit seinen verbliebenen Getreuen unter der Erde verkrochen. Alte Schriften deuten das an. Ein Barbarenkönig beherrschte nach ihm für kurze Zeit die Gegend, die wir heute Mittelwildwelt nennen. Der rief damals den Sieg über die Götter aus und meinte damit den endgültigen Untergang der Goldzeitmenschen. Seine Chronisten benutzten als Erste das Wort >Götternacht<. Sie waren es, die damals die Zeitenwende ausriefen. Doch die Herrschaft dieses barbarischen Königs währte nur drei Generationen. Neue Kriege und Seuchen stürzten die Menschheit endgültig in die Nacht des Vergessens. Dann kam das Eis, und dann kam die Flut. Niemand kann die Zahl derer fassen, die damals starben.«
    Jacub hatte das Gesicht in die Fäuste gestützt und starrte schweigend ins Halbdunkle. »Und der Goldzeitschatz?« Er sah ihr in die Augen. »Roscar sagt, er würde eine neue Goldzeit aufblühen lassen, die Wahre Goldzeit. Stimmt das?«
    Katanja schüttelte nur den Kopf. Eine Zeitlang sahen sie einander an. Irgendwann hob sie die Rechte und berührte seine stoppelbärtige Wange. Gern hätte sie ihn gefragt, ob er sie nicht küssen wolle, doch zugleich überkam sie die Angst, er könnte es tatsächlich tun.
    Geräusche von Schritten näherten sich. Katanja zog ihre Hand zurück und blickte ins Halbdunkle. Waller Rosch stand unter einer der Fackeln und schaute zu ihnen herüber. Unglücklich sah er aus, er sprach kein Wort; seine finstere Miene sagte alles, was er zu sagen hatte. Katanja erhob sich und huschte an ihm vorbei in die Schlafgrotte zu den anderen Frauen.

Kapitel 14
    Die Erde bebte, Explosionsdonner hallte durchs Tal, Wassermassen rauschten heran. Vom Felsplateau neben dem kleinen Wasserfall aus beobachteten Friedjan und die Jäger und Waldläufer, wie die Suchkette der fremden Krieger ins Stocken geriet. Einige Atemzüge lang verharrten sie unbeweglich und still, die vielen hundert Männer dort unten an den Flussufern, im Tal und an den Waldhängen zu beiden Seiten des Ufers. Dann ging ein Aufschrei durch ihre Reihen, und ihre Kette zerfiel innerhalb weniger Augenblicke. Fast alle versuchten sie, rechts und links des Flusses in die Berghänge hinein zu fliehen. Sie rannten sich gegenseitig um, traten einander nieder und hetzten zwischen die Bäume und Felsbrocken; sie verhielten sich wie eine in Panik geratene Ziegenherde.
    Und dann war das Wasser da.
    Wie eine Hand nach dem Essen Brotkrumen vom Tisch wischt, so fegte das schäumende, schmutzig-braune Element die Männer vom Flussufer, aus den Felshängen, aus dem Waldrand. Krieger aus Jusarika, Dalusia, Albridan und von den Inseln und den Küsten des Südlandes riss es mit sich zur Flussmündung und zum See hinab.
    Friedjan wusste, was Männer dieses Schlages den Verbündeten in Tikanum angetan hatten; er wusste, was sie mit jedem einzelnen Sozietätsmitglied von Altbergen tun würden, das ihnen in die Hände fiel. Und dennoch ...
    ... und dennoch schnürte es ihm die Kehle zu, als er ihre Leiber in den schaumigen Schmutzwasserwogen wirbeln und zwischen Speeren, Kriegsbogen, Helmen und Schilden ein- und auf- und wieder untertauchen sah. Jeweils dreißig höchstens waren es, die gerettet zu beiden Seiten des reißenden Stromes durchs Unterholz hetzten oder sich an Baumstämmen festklammerten. Sein Arm war bleischwer, als Friedjan ihn hob, um das Zeichen zum Angriff zu geben. Im nächsten Moment zuckten Blitze durch die Waldhänge, und das Echo von Donnerschlägen hallte über die reißenden Fluten.
    Nach nicht einmal einer halben Stunde war der Kampf vorbei. Die überlebenden Krieger des grauen Catavars - der Name galt unter den Altbergenern mittlerweile als ein anderes Wort für »Schrecken« - starben unter dem Beschuss der Druckwerfer und Lichtbündler oder unter den Schwertstreichen und dem Pfeilhagel der Jäger und Waldläuferinnen. Einige stürzten sich in den reißenden Fluss.
    Vier oder fünf etwa ließen die

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