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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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sich im Wettkampfeifer, und als er mit Suchen an der Reihe war, versteckte Katanja sich im Gestrüpp des Waldrands. Mit Pfiffen und der frischen Rübe lockte sie ihren schwarzen Bock zu sich. Weil sie seinen Rücken inzwischen um einen Kopf überragte, gelang es ihr schon beim ersten Versuch, auf ihn zu klettern. Sie hieb ihm die Fersen in die Flanken, trieb ihn in den Wald hinein und zum Fluss hinunter.
    Im Tal hielt sie sich dicht im Unterholz, um nicht von den Jägern und Waldläufern des Außenpostens gesehen zu werden. Tag und Nacht bewachten vier Männer und Frauen mit zwei Caniden und sechs Kolks den kleinen, gut getarnten Flusshafen von Altbergen. Katanja nahm den Pfad, der oberhalb des Flusstales verlief. Niemand entdeckte sie, niemand folgte ihr.
    Aus einem lichten Wald sah sie gegen Abend den See am Fuß des Berghangs liegen. Nord- und Südufer verschwammen im Dunst, nach Westen hin erstreckte sich das Wasser bis zum Horizont. Schwarze Wolken stauten sich dort.
    Katanja atmete gegen ihre Angst an. Sie überwand den Drang umzukehren und trieb ihren Bock den Hang hinunter. Unten an der Flussmündung fing sie einen Fisch mit bloßen Händen. Nach dem dritten Versuch gelang es ihr, ihn totzuschlagen. Danach hockte sie eine halbe Stunde lang traurig neben ihm, bevor sie ihn endlich ausnahm. Mit der Lupe bündelte sie das letzte Sonnenlicht, um ein Feuer zu entfachen. Das war schwerer, als sie es sich vorgestellt hatte, doch irgendwann garte der Fisch auf einem heißen Stein.
    Es wurde rasch dunkel. Nicht, weil die Sonne schon unterging, sondern weil die Gewitterfront das Gebirge erreicht hatte. Als Katanja in den dampfenden Fisch biss, klatschten zischend die ersten Regentropfen in die Glut. Donner grollte.
    Plötzlich fiel ein Schatten auf sie, jemand stand vor ihr. Sie hob erschrocken den Blick - und strahlte. »Janner! Kommst du doch?« Sie reichte ihm ein Stück Fladen und den halben Fisch.
    »Einfach weglaufen!« Er schüttelte den Blondschopf und machte eine tadelnde Miene. »Alle suchen dich! Deine Mutter und die Meisterin weinen! Und du solltest deinen Vater hören!« Er setzte sich zu ihr und aß Fisch und Brot.
    »Einmal muss ich sowieso gehen.« Traurig sah sie ihn an. »Und du wirst mit mir gehen.«
    »Du spinnst ja.« Zärtlich berührte Janner ihre Wange. »Du darfst nicht weglaufen, hörst du?«
    »Ich wollte ja morgen wiederkommen.«
    »Vorher werden wir es auch kaum schaffen.« Missmutig blickte Janner in den düsteren Himmel. Blitze zuckten, Donner grollte, es regnete heftiger. Sie banden den Bock an einen Baum und suchten Zuflucht in einer Erdgrube. Die halbe Nacht tobte der Gewittersturm, die halbe Nacht hörten sie zwischen den Donnerschlägen den Bock meckern. Katanja lag in Janners Armen und fühlte sich sicher.
    Als Regen, Sturm und Donner sich legten, krochen sie aus ihrem Unterschlupf. Der abnehmende Mond stand zwischen den Wolken. Der Fluss rauschte in der Dunkelheit. Der Bock war verschwunden. Jemand hatte das Seil durchgeschnitten.
    Die Angst schnürte ihnen die Kehle zu. Janner packte die Hand der Zehnjährigen und zog sie hinter sich her in den Wald. Sie kletterten die Berghänge hinauf, liefen ins Morgengrauen hinein. An der Stelle, wo man vom Flusstal aus zum Gipfel mit dem Tor hinaufstieg, sprangen ihnen kläffende Jagdcaniden entgegen. Und plötzlich stand Katanjas Vater Tondobar an der Spitze einiger Jäger vor ihnen.
    »Was fällt dir ein, mit dem Mädchen in den Wald zu laufen?« Tondobar blaffte seinen Neffen an. »Die ganze Nacht suchen wir nach euch! Du wenigstens bist alt genug, die Gefahren zu kennen!«
    »Schrei mich nicht an«, entgegnete der Dreizehnjährige ruhig. »Ich hab sie gesucht, und ich hab sie gefunden.«
    Grittana stieg aus dem Sattel ihres Bocks und ging vor Katanja in die Hocke. »Kindchen! Was stürzt du uns denn in solche Angst?«
    »Ich muss doch sowieso irgendwann gehen«, sagte Katanja. »Alles bringt ihr mir bei, nur wie man weggeht nicht. Also muss ich es mir selbst beibringen.«

Kapitel 18
    Burgas und Taydal, die Throngardisten der Prinzessin, holten die junge Frau unten am Kücheneingang ab. Eine schöne Frau. Sie zahlten ihr die drei Goldstücke, die Torya ihnen gegeben hatte, und die Frau konnte ihr Glück kaum fassen. Sonst bot sie ihren Körper für ein Hundertstel dieser Summe an. Sie wusste ja nicht, dass zwei der Goldstücke längst Burgas und Taydal gehörten. Und das dritte dem Kerkermeister Korban.
    Die Gardisten führten sie ins

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