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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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und unbeholfen er wird? So entschlossen, mich zu töten, begreift er nicht, dass ich gefährlicher bin, als er es je sein könnte; dass ich schneller bin als die Zunge einer Krötenechse.«
    Aus der Luft packte er sich pfeilschnell den Kobrakopf oberhalb der ausgebreiteten Haube und drückte mit dem Daumen ein kleines Stück unterhalb ihres Kiefergelenks auf ihre Kehle, so tief, dass sie gezwungen war, das Maul weit zu öffnen. Er hielt das zappelnde Tier auf Armeslänge von sich und erhob sich dann, so dass die Schlange an seinem ausgestreckten Arm mal hierhin und mal dahin schwang.
    »Siehst du, wer schneller ist?« Er grinste. »Dabei ist sie so groß wie ich und so dick wie mein Arm. Siehst du, wie schnell die Königin des Waldes in den Händen ihres Meisters harmlos wird? Es gibt nichts zu fürchten. Ich habe mich ihrer Bedrohung gestellt und sie besiegt.«
    Mit seiner freien Hand zog Ah-Keung ein Messer aus seinem Gürtel. Er schleuderte es wie ein Jongleur in die Luft, fing es an der polierten Klinge auf und reichte ihr dann den Knochengriff. »Könnte das die Schlange gewesen sein, die versucht hat, dich und die Alte zu töten? Vielleicht ist sie zurückgekehrt, um es erneut zu versuchen. Nimm Rache - trenn ihr den Kopf ab. Wenn es nicht
die Schlange ist, die sich in dem Korb versteckt hatte, dann gehört sie doch zu deren Sippe.«
    Er schwenkte die aufklaffenden Kiefer vor ihren Augen hin und her. »Siehst du, Ah-Keung ist wieder da und passt auf den Kleinen Stern auf … oder heißt du jetzt Roter Lotus?« Die Giftzähne der Kobra waren herausgestreckt und standen Sing wie die Klauen einer Katze unmittelbar vor dem Gesicht. Mit dem Daumen bearbeitete Ah-Keung eine Stelle am Kiefer der Schlange, bis Tropfen klaren Gifts, harmlos aussehend wie Tautropfen, herausquollen. Als Siu-Sing keine Anstalten machte, das Messer zu ergreifen, war es verschwunden, ehe sie sich’s versah.
    »Nein? Nun, dann werde ich deine arme ah-paw eben für dich rächen!« Mit der Bedächtigkeit eines Schaustellers auf dem Markt drehte er den Kopf der Kobra zu sich, ahmte noch einmal ihren offenen Kiefer und ihr Züngeln nach und machte sich über ihre Hilflosigkeit lustig. Er schob den Daumen hoch zum Maul, drückte es zu.
    »Du würdest also meine Freundin, den Kleinen Stern, beißen, du erfolglose Mörderin alter Weiber? Das werden wir ja sehen.« Ohne Hast sperrte er den Mund weit auf, biss der Schlange dann mit einem wilden Grunzen den Kopf ab, drehte und riss ihn dann vom Körper ab und spie ihn Siu-Sing vor die Füße. Ein blutiger Streifen färbte sein Hemd wie eine Siegerschärpe. Ah-Keung hielt den sich windenden Rumpf hoch und blickte auf sie nieder. Sein ausgestreckter Arm zuckte, als heftige Krämpfe durch den Schlangenkörper fuhren.
    »Habe ich dir denn nicht gesagt, dass man yan-jing-shi und ihresgleichen nicht trauen darf? Krieger wissen nicht, wann die Zeit zu sterben gekommen ist. Niederlagen nehmen sie nicht hin. Ihr Kopf ist weg, und doch schlägt ihr Herz noch. Den Fuß habe ich gut in den Griff bekommen, findest du nicht, Roter Lotus?« Er spuckte aus und wischte sich mit dem Unterarm den Mund ab. »Er ist schneller und tödlicher als die Königin aller Schlangen. Er hat der Schülerin des Weißen Kranichs das Leben gerettet. Bin ich nicht immer noch dein Freund?«

    Sein unerwartetes Auftauchen und der Gebrauch ihres Tempelnamens hatte sie überrascht, doch sie sah ihn furchtlos an. »Du bist der Sieger, Ah-Keung. Dein ist die Ehre. Wir werden nie wissen, ob ich ein Opfer von yan-jing-shi geworden wäre. Wir hatten eine Rechnung offen, sie und ich. Ich danke dir, dass du mich beschützt hast, aber ich habe dich nicht um Hilfe gebeten. Wäre dein Fuß nicht schnell genug gewesen, dann wäre es mein Leben gewesen, nicht deines, das yan-jing-shi zu nehmen versucht hätte.«
    Ah-Keung schien sie nicht zu hören, seine Augen strahlten aufgeregt. Mit der Messerspitze ritzte er der Schlange säuberlich den Bauch auf. Mit Zeigefinger und Daumen drückte er die Gallenblase heraus und leerte die dunkelgrüne Gallenflüssigkeit behutsam in ein Fläschchen, das er aus seiner Tasche gezogen hatte. »Die Gallenflüssigkeit der yan-jing-shi ist der Nektar der Götter. Lass sie uns dem alten Meister bringen. Das wird ihn gut auf die Reise zum großen Gum Sarn vorbereiten.«
    Der Energische kickte die zitternden Überreste der Kobra auf den Steingarten und begab sich dann zur Quelle, um sich das Gesicht zu waschen und den Mund

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