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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Berg zum Meer hinuntergelaufen, war in dem herabstürzenden Bach von Fels zu Fels gesprungen, hatte den Weg über den festen Sandstrand in langen, lockeren Schritten zurückgelegt. Bei der Hütte angekommen, grüßte sie den Hakenmacher und beobachtete, wie der Alte mit seinen krummen Fingern das feine Detail eines Talismans herausarbeitete. Er saß auf einem Treibholzstamm, dessen Struktur so zerfurcht und verwittert war wie seine geschickten Hände.
    Er blinzelte zu ihr hinauf. »Wie ich sehe, bist du wieder bei Kräften, Kleine Schwester. Wie kann ich dir helfen?«

    Sie setzte sich neben ihn auf den Baumstamm. » Si-fu, letzte Nacht ist der Traum wiedergekommen. Allerdings nicht mehr nur in Form von yan-jing-shi , sondern auch von lo-fu , dem Tiger.« Sie beobachtete, wie er mit unendlicher Geduld mit seinen knorrigen Fingern schnitzte. »Ich kenne denjenigen, der dafür verantwortlich ist. Er wird sich nicht so leicht besiegen lassen.«
    »Einen Gegner zu besiegen ist nie leicht«, meinte der Hakenmacher nach einer Weile. »Ich habe das Herz dieses Energischen mittlerweile kennengelernt. Er trägt das Gift der Kobra und die Zähne des Tigers. So jemand kennt nur Sieg oder Tod.«
    »Ich sorge mich um jene, die mir nahestehen. Wenn er meine Kraft auf die Probe stellt und wieder scheitert, dann richtet er sein Gift vielleicht gegen sie, damit ich zu ihm komme.«
    Er nickte, legte seine Arbeit beiseite und sah sie eindringlich an. »Mag sein. Du bist wieder stark, aber er ist es auch.«
    »Ich muss ihm gegenübertreten, si-fu .«
    Der Alte nickte. »Das ist seine Absicht. Was er mit dem Geist nicht besitzen kann, das muss er zerstören. Für ihn ist das eine Frage der Ehre.«
    Sing holte einen roten Zettel hervor, faltete ihn auf und legte ihn vor den Hakenmacher hin. »Diese Nachricht habe ich im alten Stil geschrieben. Ich bitte Sie, Ihre Hände daraufzulegen. Um ihn zu mir zu bringen. Ich kann erst Frieden finden, wenn das abgeschlossen ist.«
    Er nahm den roten Zettel mit schwungvollen kalligraphischen Schriftzeichen und studierte ihn genau. »Du kannst wirklich schön in Bildern sprechen. Wie kann man eine solche Herausforderung ignorieren? Sie ist traditionsgemäß verfasst, von einem Schüler zum anderen Schüler desselben Meisters.«
    »Ich bin gekommen, um den Segen Ihres Schutzes und das Amulett zu erhalten, si-fu .«
    »Das liegt bereit, Kleine Schwester. Komm mit hinein.« Im Inneren der Hütte war es kühl und fast dunkel, und sie fühlte sich an Meister Tos Hütte erinnert. Der Hakenmacher ging zu einer Wandnische,
wo die Funken von Räucherstäbchen die kriegerische Figur Kuan-Kungs erhellten. Von dessen Hals nahm der Hakenmacher das Amulett des Weißen Kranichs. Er hielt es zwischen seinen Händen, verbeugte sich dreimal vor dem Gott des Krieges, wandte sich dann um und brachte es ans Licht der Tür.
    »Es ist wieder frei von der Essenz des Bösen. Gesäubert durch die Segen Po-Lins und durchdrungen vom Kriegsgeist Kuang-Kungs. Ich habe alles darangesetzt, um es von Sünde zu reinigen.«
    Er hielt das Amulett hoch ins Sonnenlicht; einen Augenblick schien es reines Licht auszustrahlen. Er legte es Sing um den Hals.
    »Denk daran, für den Energischen verhält sich alles entgegengesetzt. Nacht ist Tag. Böse ist gut. Die Gesetze des Universums sind von oben nach unten gekehrt. Nur das Chaos regiert. Kehre die acht Trigramme um, und du wirst triumphieren. Lass Yin zu Yang werden, Schwarz zu Weiß. Wenn der Starke der Schwache wird und Frieden Krieg, dann ist alles möglich.«
    Er gab ihr den gefalteten roten Zettel zurück. »Sende deine Nachricht. Sie wird ihn finden, und er wird zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort erscheinen.«

    Sing saß auf dem Felsen, als der erste schwache Lichtschein des Sonnenaufgangs den tief stehenden Mond so blass wie milchige Jade erscheinen ließ. Noch eine halbe Stunde und Ah-Keung würde ihr hier gegenüberstehen. Sie konnte Meister Tos Worte hören: Der Kranich kann dem Tiger an Stärke und Grausamkeit niemals ebenbürtig sein … aber der Tiger unterschätzt die Schnelligkeit und Klugheit des Kranichs. Die Stärke des Kranichs liegt nicht in seinen Kiefern oder Klauen, sondern in der Schärfe seiner Augen.
    Als sich der Himmel erhellte und sich Wolkenfäden wie farbige Seidenfasern über den Horizont erstreckten, spürte sie seine Gegenwart und rief: »Ich bin hier, Ah-Keung! Die Sonne geht auf. Ich bin bereit, dem Energischen in ihrem reinen Licht

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