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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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großen Fächer aus schwarzen Federn. Sie hatte einen Lederköcher geschultert, in dem Weidenstöcke steckten, manche dünn wie Peitschen, andere dick und schwer wie ein Prügel. Als hätte sie das schon viele Male getan, wählte das Mädchen einen davon aus und reichte ihn der Vorsteherin, die ihn ohne einen Blick darauf mit der ausgestreckten Hand entgegennahm.
    Li-Xia verspürte keine Angst vor dieser Frau, die, das sagte ihr das Herz jetzt, mit ihrem gepuderten Clownsgesicht einem fetten, glänzenden Käfer ähnelte.
    »Du bist also dieses undankbare Ding, das seinem Vater nicht gehorcht und fortläuft, wann immer es kann!«
    Sie stieß Li-Xia mit der Spitze des langen Weidenstocks fest in die Rippen. »Stimmt es, dass du zu hoch hinauswillst?« Sie schlug
mit dem Weidenstock auf das Pult. »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!«
    Als das Bauernmädchen dabei nicht zurückschreckte, verfinsterte sich Ah-Jehs Miene.
    »Du bist also diejenige, die keinen goldenen Lotusschuh wollte, die das väterliche Versprechen gegenüber dem ehrenwerten Präfekten Ming-Chou bricht, unserem großen Wohltäter und Erlöser unserer Seelen.«
    Daran gewöhnt, in drohende Gesichter zu sehen, zuckte Li-Xia nicht mit der Wimper, als die Vorsteherin drohend den Stock schwenkte und ihn durch die Luft fahren ließ, bis er pfiff wie eine Blechflöte.
    »Mir wird sie nicht davonrennen. Sie haben sie zu gut behandelt, mein Herr!«
    Die Vorsteherin glitt von dem hohen Schemel hinunter und ging um das Bauernmädchen herum. »Wir haben da so unsere Mittel, diejenigen, die ausreißen, wünschen zu lassen, sie hätten überhaupt keine Füße mehr zum Laufen.«
    Yik-Munn blickte hilflos drein und hob demütig die Hände.
    Blitzschnell schlug Ah-Jeh Li-Xia mit der Rute auf die Waden, die innerlich aufschrie, ansonsten aber nur mit den Augen zwinkerte.
    »Verneige dich vor deiner Vorsteherin oder du kriegst das hier auf deinem Rücken zu spüren«, zischte Ah-Jeh. Li-Xia spürte, wie ihr Vater sie von hinten stupste.
    »Verneige dich, wenn man es dir befiehlt. Wo bleibt das Benehmen, das ich dir beigebracht habe?«
    Du hast mir nur beigebracht, wie man Schmerzen aushält und dass kein Versprechen gilt, sonst nichts, sagte ihr Herz und war sich sicher, dass ihre Mutter diese Worte hörte und ihnen zustimmte. Und diese Frau mit dem Clownsgesicht verdient meinen Respekt nicht . Getröstet von den heimlichen Worten ihres Herzens, verbeugte sie sich dreimal tief. Ich verneige mich, weil ich es muss, aber meine Gedanken werdet ihr nie erfahren, und ihr werdet mich nie zum Weinen bringen.
    »Man sagte mir, du heißt Li-Xia, die Schöne.« Die untersetzte
Frau grinste höhnisch. »Nun, mir kommst du nicht schön vor. Du gehörst zu den mui-mui - den kleinen Schwestern - und bist damit eine unter vielen. Du wirst keinen anderen Namen haben, bis man dir einen gibt. Dein einziger Wert besteht darin, wie viele Kokons du sammeln kannst und wie schnell du deine Körbe füllst.«
    Wieder bestieg sie ihren Schemel und blickte Yik-Munn direkt ins Gesicht. Der verschränkte die Hände, als würde er beten, und verzog seine dünnen Lippen zu einer lächelnden Maske, die seine Zähne in all ihrer Pracht zeigte. »Kommen Sie her und unterschreiben Sie den sung-tip «, sagte sie und deutete auf den Vertrag, der Li-Xia zeitlebens zum Eigentum Ming-Chous machte. »Vergewissern Sie sich, was Sie unterschreiben, denn wenn es nicht stimmt, steht sie wieder vor Ihrer Tür und der Name Yik-Munn ist Schlamm entlang des Flusses.«
    Sie rollte einen spitzen Pinsel auf dem Tuschstein. »Können Sie mir versichern, dass dieses Mädchen Jungfrau ist?«
    Yik-Munn nickte ernst und drückte die gefalteten Hände ans Herz.
    Ah-Jeh machte ein finsteres, unsicheres Gesicht. »Schwören Sie, dass sie so kräftig ist, wie sie aussieht, dass sie keinerlei Krankheiten hat und schwer tragen und sich bücken kann? Dass sie genug Grips hat, um für sich selbst zu sorgen? Bestätigen Sie mir all die im sung-tip festgehaltenen Dinge und unterzeichnen Sie mit Ihrem Namen … oder lügen Sie mich an, wie Sie mich bezüglich ihrer Lotusfüße angelogen haben?«
    Yik-Munn schüttelte entschieden den Kopf. »Auf meinen Feldern hat sie so gut gearbeitet wie jeder Junge, aber …«, er packte seine Tochter bei den Händen, jede in eine von seinen, so wie er es im Reisschuppen getan hatte. »Schauen Sie, Ehrenwerte Schwester, sie hat Kolibrihände.« Er hielt sie ihr zur Überprüfung hin.
    Ah-Jeh warf

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